Neue Rinne am Hang eines Marskraters
von Stefan Deiters astronews.com
20. März 2014
Die Oberfläche des Mars verändert sich ständig: Anders als
etwa bei unserem Mond sorgen hier nicht nur Einschläge von Meteoriten für
Veränderungen, sondern auch der Wind und der Wechsel der Jahreszeiten. Nun hat
die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter wieder eine neue Struktur auf der Marsoberfläche aufgespürt: An einem Abhang ist in den letzten
Jahren eine weitere Rinne entstanden.
Der Vergleich
der Aufnahmen aus dem November 2010 (links) und
aus dem Mai 2013 zeigt deutlich die neue Rinne
(Pfeil).
Bild: NASA / JPL-Caltech / Univ. of
Arizona [Großansicht] |
Die Marsorbiter der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA umkreisen den Roten
Planeten schon seit vielen Jahren und können so bestimmte Bereiche der
Oberfläche immer wieder aufnehmen. Auf diese Weise lassen sich Veränderungen
entdecken, die beispielsweise durch die Einschläge von Meteoriten und Asteroiden
entstehen oder auch durch den Wechsel der Jahreszeiten.
Anders als beispielsweise der Erdmond ist der Mars nämlich keine luftleere Welt,
sondern verfügt über eine dünne Atmosphäre, so dass sich bei Kälte etwa Frost
absetzen kann, der dann zu Beginn des Frühlings wieder verschwindet. Da die
Marssonden weit über ein Marsjahr den Planeten umkreisen, konnten sie schon
wiederholt den Wechsel der Jahreszeiten und ihren Einfluss auf die Oberfläche
verfolgen.
Beim Vergleich zweier Aufnahmen der NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter, die
im November 2010 und im Mai 2013 gemacht wurden, haben Wissenschaftler nun die
Entstehung einer neuen Rinnenstruktur am Abhang eines Kraters in den südlichen
Hochländern des Planeten entdeckt. Der Krater liegt in der Region Terra Sirenum.
Solche Sturzrinnen sind auf dem Mars nichts Ungewöhnliches und kommen vor allem
in den südlichen Hochländern an vielen Stellen vor.
Die mit der kontinuierlichen Beobachtung der Marsoberfläche verbundene
Erkenntnis, dass solche Rinnen auch heute noch auf dem Mars entstehen, hat in
den vergangenen Jahren zu mancherlei Spekulation darüber geführt, durch welchen
Prozess - oder genauer: durch welches Medium - sie sich eigentlich bilden. Könnte
es zum Beispiel noch heute von Zeit zu Zeit flüssiges Wasser auf dem Mars geben?
Bei der jetzt entdeckten neuen Rinne scheint Material, das den Abhang hinunter
geflossen oder gerutscht ist, aus einer schon vorhandenen Rinne ausgebrochen zu
sein und einen neuen Kanal geformt zu haben. Da zwischen den beiden
Aufnahmedaten mehr als ein volles Marsjahr liegt, lässt sich die Jahreszeit, in
der die neue Rinne entstanden ist, nicht ermitteln.
Ähnliche Vorher-Nachher-Bilder der Kamera HiRISE an Bord des Mars
Reconnaissance Orbiter haben aber gezeigt, dass solche Strukturen in der
Regel im Winter entstehen. Die Temperaturen sind dann so niedrig, dass es sich
beim "fließenden" Material hier eher um Kohlendioxid und wohl nicht um Wasser
gehandelt hat. Frost aus Kohlendioxid, also Trockeneis, wird auch für ähnliche
Strukturen an anderen Stellen verantwortlich gemacht.
Die NASA-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter befindet sich seit März 2006
in einem Orbit um den Roten Planeten. Anfang des Monats hatte sich die Sonde in
einen sogenannten Safe-Mode versetzt, nachdem es zu einem ungeplanten Wechsel
der Computer an Bord gekommen war. Die Sonde verfügt über zwei redundante
Systeme, so dass bei Problemen mit einem System auf ein anderes System
umgeschaltet werden kann.
Während eines Safe-Mode werden nur die notwendigsten Operationen durchgeführt.
Er versetzt die Sonde in einen möglichst stabilen Zustand, in dem das
Betriebsteam auf der Erde die aufgetretenen Probleme untersuchen kann. Seit
einer Woche arbeitet der Mars Reconnaissance Orbiter aber wieder normal
und setzt seine wissenschaftlichen Beobachtungen der Marsoberfläche fort.
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