Riesige Wolken umkreisen Galaxienzentren
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Erlangen-Nürnberg astronews.com
25. Februar 2014
Dank regelmäßiger Beobachtungen haben Astronomen nun
feststellen können, dass die direkte Umgebung von supermassereichen Schwarzen
Löchern in den Zentren aktiver Galaxien anders aussieht, als sie bislang
vermutet hatten. Offenbar gibt es hier gewaltige Wolken, die das Galaxienzentrum
für Stunden oder auch für Jahre immer wieder verdunkeln.
Offenbar umkreisen riesige Wolken aus
heißem Gas die Schwarzen Löcher in den Zentren
von aktiven Galaxien.
Bild: NASA |
Stark bewölkt, streckenweise bedeckt, mit heftigen Böen ist zu rechnen: So
könnte die Wettervorhersage für die Zentren aktiver Galaxien lauten, in denen
Schwarze Löcher mit unstillbarem Hunger alle Materie in ihrer Umgebung
aufsaugen. Denn wie ein internationales Forscherteam unter Leitung von Dr. Alex
Markowitz von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg jetzt
herausgefunden hat, umkreisen riesige Wolken aus heißem Gas die Schwarzen Löcher
und verdunkeln ihre Umgebung wie eine Gewitterfront, die sich an einem heiteren
Tag vor die Sonne schiebt.
Die Gasschwaden haben dabei eine Masse, die etwa der doppelten Masse der Erde
entspricht und zudem gewaltige Ausmaße: Würde man so eine Wolke in unser
Sonnensystem verschieben, reichte sie von der Sonne bis zum Pluto. Die Wolken
entstehen, wenn Schwarze Löcher, die millionen- oder sogar milliardenfach
massereicher sind als unsere Sonne, Materie aus den Weiten des Universums
ansaugen. Dann bildet sich ein Ring heißen Gases, das verdichtet und so stark
aufgeheizt wird, dass es Röntgenstrahlung aussendet.
Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass die Gasringe um die
Schwarzen Löcher recht homogen strukturiert sind - wie riesige Donuts oder
Schwimmreifen. Dass dies nicht so ist, zeigten nun Daten des NASA-Satelliten
Rossi X-Ray Timing Explorer (RXTE) hin. Dieser hat 16 Jahre lang in die
Tiefen des Alls gespäht und - eine Besonderheit dieses Satelliten - regelmäßig
wieder die gleichen Objekte beobachtet.
Dadurch ist es den Wissenschaftlern gelungen, die Bewegungen in den fernen
Galaxienzentren wie im Zeitraffer nachzuvollziehen und die Wolkenstrukturen zu
identifizieren. So verdunkeln einige der Wolken ihre Umgebung nur für wenige
Stunden, andere verfinstern die Galaxie für mehrere Jahre.
Von den neuen Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschaftler nun auch
Antworten auf bisher ungelöste Fragen der Astronomie, zum Beispiel wie genau das
Gas aus Entfernungen von Tausenden Lichtjahren in die Ringe kommt.
"Untersuchungen der Größe, Form und Zahl der gefundenen Wolken wird ein besseres
Verständnis des Transportmechanismus ermöglichen", so Markowitz, der eigentlich
an der University of California at San Diego (UCSD) arbeitet,
gegenwärtig aber als Humboldt-Stipendiat am Erlangen Centre for
Astroparticle Physics der Universität Erlangen-Nürnberg forscht.
Bei der Untersuchung der Gasringe kooperierte er mit Kollegen aus aller Welt,
unter anderem von der Universidat Andres Bello in Chile, vom NASA
Goddard Space Flight Center und von der europäische Südsternwarte ESO in
Garching. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler jetzt in der
Fachzeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.
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