Neue Impulse durch Neosat
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
20. Februar 2014
Durch ihr Neosat-Projekt will die europäische
Weltraumagentur ESA Europas Raumfahrtindustrie zu einer besseren
Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Mit der neuen Plattform für
Kommunikationssatelliten könnten die Betriebskosten in der Umlaufbahn im
Vergleich zu herkömmlichen Satelliten um bis zu 30 Prozent verringert werden.
Erste Prototypen sollen gegen Ende des Jahrzehnts starten.
Neosat soll eine Plattform für
Kommunikationssatelliten der Zukunft werden.
Bild: ESA-P. Carril |
Die Entwicklung von Technologien für Satelliten für die Telekommunikation
sind auch für die europäische Weltraumagentur ESA ein wichtiges Aufgabenfeld. Im
Rahmen des Projekts Neosat wird deswegen eine
Telekommunikationssatellitenplattform der nächsten Generation entwickelt, die
binnen fünf Jahren zum ersten Mal zum Einsatz kommen soll. Erklärtes Ziel ist
es, durch Innovation und größere Effizienz den europäischen
Satellitenherstellern im Zeitraum 2018–2030 mindestens die Hälfte des weltweiten
Satellitenkommunikationsmarkts mit einem voraussichtlichen Umsatz von etwa 25
Milliarden Euro zu sichern.
Der Vertrag über die Phase B von Neosat wurde heute in der
ESA-Hauptverwaltung in Paris von der ESA-Direktorin für Telekommunikation und
integrierte Anwendungen, Magali Vaissière, und Vertretern der Hauptauftragnehmer
Airbus Defence and Space sowie Thales Alenia Space
unterzeichnet. "Neosat wird mit Blick auf das kommende Jahrzehnt die
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Satellitenindustrie und Europas Position
auf dem Kernmarkt für Satellitenkommunikation ausbauen", zeigte sich die
ESA-Direktorin zuversichtlich. "Für die europäischen Zulieferfirmen bietet sich
hier eine einmalige Gelegenheit, denn 80 Prozent der Komponenten für die
europäische Satellitenplattform werden in den ESA-Mitgliedstaaten beschafft, was
diesen Firmen Aufträge in Höhe von sieben Milliarden Euro bescheren wird."
Der heute unterzeichnete Vertrag bildet den Rahmen für die Auswahl der
Gerätezulieferer für die Produktlinien von Neosat. Auf der Grundlage
zuvor vereinbarter, einheitlicher Anforderungen werden die beiden
Ko-Hauptauftragnehmer die Angebote der konkurrierenden Zulieferer für die
Plattformkomponenten einholen. Die Gewinner der Ausschreibungen werden in ein
industrielles Konsortium aufgenommen, das die beiden Plattform-Produktlinien,
die eine unter der Leitung von Airbus Defence and Space, die andere
unter der von Thales Alenia Space, entwickeln wird.
In der nun beginnenden Projektphase sind fachübergreifende Arbeiten zur
Festlegung der technischen Grundlagen der neuen Plattformen vorgesehen. Zu den
Technologien, die für die künftige Plattformen getestet werden sollen, gehören
die Bahnanhebung mithilfe eines elektrischen Antriebs, neue Konzepte für die
Temperaturkontrolle und Batteriezellen der nächsten Generation. Die
Hauptauftragnehmer von Neosat sind in Frankreich und Großbritannien
angesiedelt, die beide zu den Hauptbeitragszahlern für Neosat gehören.
Die Dauer des Vertrags über die Phase B wird voraussichtlich etwa 13 Monate
betragen. Die anschließende Phase C/D, in der die ersten beiden
Flugmodellprototypen der Plattformen entwickelt und gefertigt werden, soll 2015
in Angriff genommen werden, gefolgt von einem Start etwa in den Jahren 2018 oder
2019 sowie der Flugerprobung, wofür als Rahmen eine öffentlich-private
Partnerschaft mit Satellitenbetreibern vorgesehen ist.
Neosat ist ein Programmteil des ARTES-Programms der ESA für
fortgeschrittene Forschung zu Telekommunikationssystemen, mit dem für den
Kernmarkt der Satellitenkommunikation Satellitenplattformen der nächsten
Generation entwickelt, qualifiziert und in der Umlaufbahn erprobt werden sollen.
Zu den wichtigsten Zielen von Neosat gehört die Senkung der Kosten von
Satelliten in der Umlaufbahn, die bis zum Ende dieses Jahrzehnts im Vergleich zu
den heutigen Satellitentypen um 30 Prozent verringert werden sollen.
Bereits bestehende und neue Technologien werden auf innovative Weise
eingesetzt, wobei durch die Schaffung einer gemeinsamen Lieferkette für beide
Satellitenhauptauftragnehmer Einsparungen durch Produktionssteigerung erzielt
werden sollen. Neosat wird optimal auf elektrischen Antrieb ausgelegt,
der sowohl für die Anhebung des Satelliten auf seine endgültige Einsatzbahn nach
Abtrennung von der Trägerrakete als auch für dessen Lageregelung genutzt werden
soll. Elektrische Triebwerke benötigen für vergleichbare Flugmanöver erheblich
weniger Treibstoff als herkömmliche Antriebe.
Die Neosat-Produktlinien sehen als Antriebsoptionen rein
elektrische, hybride elektrisch-chemische und rein chemische Antriebe vor. Die
hybriden und rein chemischen Antriebe bieten dem Telekommunikationsbetreiber
mehr Flexibilität, um etwa mit chemischem Antrieb schneller auf eine höhere
Umlaufbahn zu gelangen, was mit einem rein elektrischen Antrieb mehrere Monate
in Anspruch nehmen könnte. Neosat ist ein Kooperationsvorhaben der ESA
und der französischen Raumfahrtagentur CNES, das unter der Leitung eines
gemeinsamen ESA/CNES-Teams steht.
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