Blick in die ferne Zukunft der Erde
von Stefan Deiters astronews.com
30. Dezember 2013
Zum Ende eines Jahres wagt man gerne einen Blick in die
Zukunft: Was mag das neue Jahr bringen, welche Überraschungen wird es
bereithalten? Mithilfe des Weltraumteleskops Kepler haben Astronomen
nun einen Blick in die Zukunft der Erde geworfen: Sie entdeckten einen Planeten,
dem schon in kurzer Zeit ein ähnliches Schicksal bevorsteht, wie unserer
Heimatwelt eventuell in einigen Milliarden Jahren.
Dem Planeten
Kepler-91b steht in spätestens 55 Millionen
Jahren ein feuriges Ende bevor.
Bild: David
Cabezas Jimeno |
Das Schicksal eines Planeten ist untrennbar mit dem Schicksal seines
Zentralsterns verbunden: Das beginnt schon bei seiner Entstehung, bilden sich
doch Planeten aus dem Material, das von der Geburt einer Sonne übrig geblieben
ist. Die Strahlung des neuen Sterns sorgt für Wärme und erlaubt es, dass
eventuell Wasser in flüssiger Form auf der Oberfläche eines Planeten existieren
kann, was wiederum die Entstehung von Leben möglich machen könnte.
Die Erde und das Leben auf unserem Heimatplaneten verdankt ihre Existenz der
Sonne. Und wie pfleglich wir auch mit unserer Heimatwelt umgehen: Die Sonne wird
eines Tages dafür sorgen, dass die Erde unbewohnbar wird. Auch die Sonne
entwickelt sich nämlich weiter, verbraucht den nuklearen Brennstoff in ihrem
Inneren und wird ganz allmählich heißer. Man nimmt daher an, dass es in rund
einer Milliarde Jahren so heiß auf der Erde sein wird, dass sämtliches Wasser
verdampft.
Doch damit nicht genug: In noch fernerer Zukunft wird sich die Sonne zu einem
Roten Riesenstern aufblähen. Als sicher gilt, dass sie dann die Planeten Merkur
und Venus verschlingt. Das Schicksal der Erde ist ungewiss: Unsere dann glühend
heiße Heimatwelt könnte entweder knapp an der feurigen Oberfläche der
aufgeblähten Sonne vorbeischrammen oder aber auch von ihr verschlungen werden.
Mithilfe des Weltraumteleskops Kepler haben Astronomen nun einen
Planeten entdeckt, dem dieses Schicksal offenbar unmittelbar bevorsteht: Der
Planet mit der Bezeichnung Kepler-91b umrundet seine Sonne in einem so geringen
Abstand, dass er sich bei einem Umlauf dem Stern bereits auf rund drei
Sonnenradien nähert.
Bei dem Planeten handelt es sich nicht um einen Gesteinsplaneten, sondern um
einen Gasriesen. Das Objekt war den Astronomen in Daten des Weltraumteleskops
Kepler aufgefallen, doch war aus den Beobachtungen nicht klar genug
ersichtlich, ob es sich bei dem entdeckten Signal tatsächlich um einen Planeten
handelt.
Kepler suchte mithilfe der Transitmethode nach Planeten. Dazu hat
das Teleskop ständig über 150.000 Sterne anvisiert, deren Helligkeit die
Detektoren vermessen haben. Wanderte - aus Keplers Perspektive - ein
Planet direkt vor seiner Sonne entlang, verdunkelte er seinen Zentralstern ein
wenig - ein Helligkeitsabfall, den Kepler registrieren konnte. Die
Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem Rückschlüsse auf die Größe des
Planeten relativ zu seiner Sonne.
Ob es sich bei einem beobachteten Helligkeitsabfall aber tatsächlich um einen
Planeten handelt oder es dafür eine andere Erklärung gibt, müssen sorgfältige
Nachbeobachtungen zeigen. Im Fall von Kepler-91b wurden diese von Jorge Lillo
vom Center of Astrobiology (CAB) in Madrid und seinen Kollegen am
2,2-Meter-Teleskops des Calar Alto-Observatoriums in Andalusien durchgeführt.
Die Untersuchungen, die in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics
erscheinen, ergaben nicht nur, dass der potentielle Planeten tatsächlich ein
realer Planet ist, sondern auch, dass dieser kurz vor seinem feurigen Ende
steht: Bei dem Zentralstern handelt es sich nämlich um einen Roten Riesen mit
etwa dem sechsfachen Durchmesser unserer Sonne. Dieser wird sich allerdings in
den kommenden Millionen Jahren weiter ausdehnen und den Planeten in rund 55
Millionen Jahren verschlucken.
Bei ihrer Analyse entdeckten die Astronomen auch Hinweise auf die mögliche
Existenz eines weiteren Objekts in dem System. Es könnte sich dabei unter
anderem um einen "Trojanerplaneten" handeln, also ein Objekt, das sich mit
Kepler-91b seine Bahn teilt oder sogar um einen Mond des Gasriesen. Allerdings
betonen die Forscher, dass weitere und gründliche Untersuchungen nötig sind, um
hier sichere Aussagen machen zu können.
|
Ferne Welten - die
astronews.com Berichterstattung über die Suche nach extrasolaren
Planeten |
|