Bau des neuen Riesenteleskops vor dem Start
von Stefan Deiters astronews.com
11. Dezember 2013
Die ersten Bauarbeiten für das European Extremely Large
Telescope, ein Instrument mit einem 39 Meter durchmessenden Spiegel in
Chile, können im Frühjahr des kommenden Jahres beginnen. Zu Wochenbeginn wurden
entsprechende Verträge mit einer Baufirma unterzeichnet, die den Gipfel des
Cerro Armazones planieren und eine Zufahrtsstraße bauen soll.
So soll es einmal aussehen: das European
Extremely Large Telescope auf dem Cerro Armazones.
Bild: ESO |
Bei einer kleinen Zeremonie am Montag in den Büros der europäischen
Südsternwarte ESO in der chilenischen Hauptstadt Santiago wurde von
ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw und einem Vertreter eines chilenischen
Baukonzerns ein Vertrag über den Bau einer Erschließungsstraße zum Gipfel des
Cerro Armazones sowie die Planierung des Gipfelbereichs und weitere
Infrastrukturarbeiten unterzeichnet. Die Arbeiten werden im März des kommenden
Jahres beginnen.
Auf dem Gipfel des Cerro Armazones soll in den nächsten Jahren mit dem
European Extremely Large Telescope (E-ELT) das weltgrößte Einzelteleskop
entstehen, das im Optischen und Infraroten beobachtet. Es wird einen
Spiegeldurchmesser von 39 Metern haben. Mit den jetzt vertraglich festgelegten
Baumaßnahmen wird praktisch die Grundlage für den späteren Bau des eigentlichen
Teleskops gelegt. Nach den derzeitigen Planungen soll das E-ELT Anfang des
kommenden Jahrzehnts erste Beobachtungen machen.
Die ESO hatte den Bau des E-ELT im vergangenen Jahr beschlossen (astronews.com
berichtete). Die Gesamtkosten werden auf etwa 1,1 Milliarden Euro geschätzt.
Vorausgegangen war eine mehrjährige Suche nach einem geeigneten Standort für das
Riesenteleskop. Bis zuletzt war dabei auch noch die Kanareninsel La Palma im
Rennen. Hier befindet sich bereits das Roque-de-los-Muchachos-Observatorium, zu
dem auch das Gran Telescopio Canarias (GTC) mit einem
Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern gehört.
Man entschied sich aber schließlich, auch aus praktischen Überlegungen, für
den 3.060 Meter hohen Cerro Armazones im Norden Chiles. Dieser liegt nicht weit
vom Paranal Observatory der ESO entfernt, der Heimat des Very Large Telescope,
was natürlich logistische und auch organisatorische Vorteile hat. Beide Standorte verfügen über exzellente Beobachtungsbedingungen mit 320 klaren
Nächten im Jahr.
Mit Chile hat die ESO eine Vereinbarung getroffen, durch die der Organisation
nicht nur das Land zum Bau des Teleskops überlassen, sondern auch noch ein
Gebiet von insgesamt 362 Quadratkilometern um das E-ELT-Gelände zum Schutzgebiet
erklärt wird, um Lichtverschmutzung oder Störungen durch Bergbauarbeiten zu
verhindern. Als Gegenleistung werden chilenische Astronomen zehn Prozent der
Beobachtungszeit auch am neuen E-ELT erhalten.
Die ESO, deren offizielle Bezeichnung "Europäische Organisation für die
astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre" lautet, wurde 1962
gegründet und hat 15 Mitgliedsstaaten. Sie betreibt aktuell drei Observatorien
in Chile: am Paranal-Observatorium unter anderem das Very Large Telescope, in La
Silla diverse mittelgroße Teleskope sowie in der Atacama-Wüste den
Radioteleskopverbund Atacama Large Millimeter/submillimeter Array
(ALMA) und das Submillimeter-Teleskop APEX. Das Hauptquartier des ESO ist in Garching
bei München.
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