Weiteres Schwarzes Loch in Kugelsternhaufen
von Stefan Deiters astronews.com
6. November 2013
Astronomen haben ein weiteres Schwarzes Loch in einem
Kugelsternhaufen aufgespürt. Mithilfe des Very Large Array entdeckten
die Wissenschaftler jetzt ein stellares Schwarzes Loch in dem rund 22.000
Lichtjahre entfernten Haufen Messier 62. Den Fund werten sie als Hinweis darauf,
dass Schwarze Löcher in Kugelsternhaufen keine Seltenheit sind - anders als man
das bislang erwartet hatte.
Aufnahme des Kugelsternhaufens M62 mit dem
VLA. Bei dem Objekt in der Mitte (orangefarbener
Kreis) dürfte es sich um ein Schwarzes Loch
handeln. Bild:
National Radio Astronomy Observatory. |
Auf den ersten Blick erscheint es nur schwer verständlich, warum es gerade in
Kugelsternhaufen keine Schwarzen Löcher geben sollte. Schließlich zählen diese
Ansammlungen von Sternen doch zu den ältesten Bestandteilen der Milchstraße, so
dass sich hier längst zahlreiche massereiche Sterne zu einem Schwarzen Loch
entwickelt haben sollten. Und tatsächlich dürften
in der Frühphase der Sternhaufen - vor etwa zwölf Milliarden Jahren - dort
unzählige stellare Schwarze Löcher entstanden sein.
Simulationen über
die dynamische Entwicklung von Sternen in Kugelsternhaufen lassen aber
auch Rückschlüsse darauf zu, was mit diesen massereichen Objekten im Verlauf der Zeit
passieren sollte: Das gravitative Wechselspiel der Sterne sorgt dafür, dass
besonders massereiche Objekte sich im Zentrum des Haufens sammeln. Das gilt
insbesondere für die Schwarzen Löcher, die sich durch dichte Begegnungen
schließlich gegenseitig aus dem
Haufenzentrum hinauskicken - bis maximal noch eines übrigbleibt.
Als also Wissenschaftler im vergangenen Jahr gleich zwei stellare Schwarze
Löcher im Kugelsternhaufen Messier 22 (M22) entdeckten (astronews.com
berichtete), hatten sie große Zweifel, ob dieser Fund nun auf ein
vergleichsweise häufiges Vorkommen von Schwarzen Löchern in Kugelsternhaufen
hindeutet, oder sie lediglich auf eine große Ausnahme gestoßen waren. Jetzt aber
entdeckte ein Team, das wieder von Astronomen der Michigan State University
geleitet wurde, ein weiteres Schwarzes Loch, diesmal in dem Kugelsternhaufen
Messier 62 (M62).
"Das deutet darauf hin, dass die Entdeckung des anderen Schwarzen Lochs im
Kugelsternhaufen M22 nicht nur ein Glückstreffer war", so Laura Chromiuk von der
Michigan State University. "Das Auftreten von Schwarzen Löchern in
Kugelsternhaufen könnte tatsächlich ganz normal sein." M62 befindet sich in
einer Entfernung von etwa 22.000 Lichtjahren im Sternbild Schlangenträger.
Die Entdeckung von gleich zwei Schwarzen Löchern in M22 im vergangenen Jahr
sei eine ganz besondere Überraschung gewesen, so Chromiuk. Man hatte bislang
nämlich angenommen, dass sich diese im Zentrum des Haufens regelmäßig begegnen
würden bis schließlich eines der Schwarzen Löcher aus dem Haufen gekickt wird.
"Ich denke, wir können nun mit Sicherheit sagen, dass wir hier ein ganz neues
Gebiet zur Jagd nach Schwarzen Löchern aufgetan haben," ist Chromiuk überzeugt.
Die Entdeckung gelang durch Beobachtungen mit den Radioteleskopen des
Karl G. Jansky Very Large Array im US-Bundesstaat New Mexico. Über ihre
Beobachtungen berichten die Astronomen in einem Fachartikel in der Zeitschrift
The Astrophysical Journal.
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