Ein geisterhaftes Trio
von Stefan Deiters astronews.com
31. Oktober 2013
Anlässlich von Halloween haben Wissenschaftler nun Bilder
von drei geisterhaft wirkenden Planetarischen Nebeln veröffentlicht, die aus
Daten des NASA-Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer erstellt wurden.
Planetarische Nebel sind die flüchtigen Überreste eines einst stolzen Sterns,
der gerade sein nukleares Leben ausgehaucht hat.
Spitzer-Aufnahmen von drei Planetarischen
Nebeln: PMR 1, NGC 3242 und NGC 650 (von links). Bild:
NASA/JPL-Caltech/Harvard-Smithsonian CfA [Großansicht] |
"Manche mögen diese Bilder gespenstisch nennen", meinte Joseph Hora vom
Harvard-Smithsonian-Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge.
"Wir schauen uns diese Bilder allerdings an, um mehr über die Geschichte des
Massenverlusts des Sterns zu erfahren und darüber, wie er sich im Laufe der Zeit
entwickelt hat."
Allen Sternen, deren Masse ungefähr der Masse unserer Sonne entspricht, steht
ein ähnliches Schicksal wie den drei Objekten bevor, deren Bilder in dieser
Woche veröffentlicht wurden: Ist ihr nuklearer Brennstoff nach vielen Milliarden
Jahren verbraucht, blasen sie sich zunächst zu Roten Riesensternen auf, um dann
schließlich ihre äußeren Hüllen ins All abzustoßen.
Zurück bleibt der glühend heiße Kern der einstigen Sonne, der starke
ultraviolette Strahlung in seine Umgebung aussendet. Diese Strahlung regt das
zuvor ausgestoßene Gas zum Leuchten an und lässt dadurch jene farbenprächtigen
Gebilde entstehen, die nicht nur Astronomen immer wieder durch ihre
Formenvielfalt verblüffen.
Mit den einfachen Teleskopen im 18. und 19. Jahrhundert ließen sich die Nebel
allerdings nicht auflösen und die in den Teleskopen erkennbaren Scheibchen
erinnerten Astronomen wie Wilhelm Herschel an das Aussehen der äußeren Planeten
in unserem Sonnensystem. Deswegen nannte man die Objekte "Planetarische Nebel".
Heute weiß man, dass die Gebilde nichts mit Planeten zu tun haben. Der Name aber
ist geblieben. Die Zeit, in der sich ein Planetarischer Nebel beobachten lässt,
ist - betrachtet man die gesamte Entwicklung eines Sterns - extrem kurz: Nach
nur einigen Tausend Jahren werden die Objekte wieder verschwunden sein.
Zumindest der erste Planetarische Nebel eignet sich perfekt für Halloween,
wurde er doch von den Spitzer-Wissenschaftlern "Offengelegter Schädel"-Nebel
genannt. Sein offizieller Name lautet PMR 1. Er befindet sich in rund 5.000
Lichtjahren Entfernung im Sternbild Segel des Schiffs. Für den Nebel
verantwortlich ist ein relativ massereicher Stern, der große Mengen an Material
ins All abgestoßen hat. Das Innere des Nebels besteht aus ionisiertem Gas und
erscheint rötlich, die äußere grünliche Hülle besteht aus leuchtenden
Wasserstoff-Molekülen.
Der zweite Nebel, NGC 3242, befindet sich rund 1.400 Lichtjahre entfernt im
Sternbild Wasserschlange. Er wird auch "Jupiters-Geist-Nebel" genannt. Erkennbar
sind hier verschiedene konzentrische Ringe, die darauf hindeuten, dass der
sterbende Stern das Material periodisch ins All abgestoßen hat.
NGC 650, der auch "Kleiner-Hantel-Nebel" genannt wird, befindet sich in 2.500
Lichtjahren Entfernung im Sternbild Perseus. Es ist ein bipolarer Nebel, er
hat also grob eine Schmetterlingsform. Bei den rötlichen und grünlichen Wolken
handelt es sich um leuchtendes Wasserstoffgas, wobei die grünen Bereiche heißer
sind als die rötlichen.
In allen drei Bildern werden die verschiedenen vom NASA-Weltraumteleskop
Spitzer beobachteten Infrarot-Wellenlängen durch unterschiedliche Farben
repräsentiert: Licht mit einer Wellenlänge von 3,6 Mikrometer ist blau, mit 4,5
Mikrometern grün und Licht mit einer Wellenlänge von 8,0 Mikrometern ist rot
dargestellt.
Wer nun Appetit bekommen hat und sich an weiteren, wenn auch nicht unbedingt
geisterhaften Planetarische Nebeln erfreuen möchte, sollte einen Blick in das
Album Planetarische Nebel werfen, in dem die Planetarischen Nebel
zusammengestellt sind, die schon einmal als unser Bild des Tages zu sehen waren.
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