Die Trümmer eines wasserreichen Asteroiden
von Stefan Deiters astronews.com
15. Oktober 2013
Um einen Weißen Zwergstern in 170 Lichtjahren Entfernung
haben Astronomen Trümmerteile entdeckt, die einmal zu einem Asteroiden gehört
haben müssen, der zu rund einem Viertel seiner Masse aus Wassereis bestand.
Ihren Fund beschreiben die Forscher als ersten Beweis für die Existenz von
wasserreichen Gesteinswelten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems.
So könnte es ausgesehen haben, als der
wassereiche Asteroid durch die Gravitationskraft
des Weißen Zwergs GD 61 zerstört wurde.
Bild: Mark A. Garlick,
space-art.co.uk, University of Warwick und
University of Cambridge. |
Die Wissenschaftler von den Universitäten im englischen Warwick, in Cambridge
und im schleswig-holsteinischen Kiel haben den Staub und die Trümmerteile um den
Weißen Zwergstern GD 61 untersucht, der sich in einer Entfernung von rund 170
Lichtjahren von der Erde befindet. Sie nutzten dazu sowohl das Weltraumteleskop
Hubble als auch die Teleskope des W. M. Keck Observatory auf
Hawaii.
Bei ihren Analysen stellten sie in den Trümmerteilen einen Überschuss an
Sauerstoff fest. Dieser deutet darauf hin, dass die Gesteinsbrocken um GD 61
einst Teil eines deutlichen größeren Objekts waren, dessen Masse zu 26 Prozent
aus Wasser bestand. Zum Vergleich: Bei der Erde macht das Wasser nur einen
Anteil von 0,023 Prozent der Gesamtmasse aus.
Wasser wurde auf Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bislang nur in den
Atmosphären von Gasriesen nachgewiesen. Ihr Fund, so die Astronomen, würde daher
den ersten Nachweis von Wasser auf einem extrasolaren Gesteinsplaneten
darstellen, womit die Studie auch für Forscher interessant sein dürfte, die sich
für die Entstehung von bewohnbaren Planeten und die mögliche Entwicklung von
Leben dort interessieren.
Die Astronomen können nur darüber spekulieren, um was für ein Objekt es sich
genau handelte, das einst um GD 61 kreiste. Ein Fingerzeig liefert ein Blick in
unser eigenes Sonnensystem. So vermutet man etwa auch unter der Oberfläche des
Zwergplaneten Ceres größere Mengen von Wasser in Form von Eis. Objekte wie Ceres
könnten einmal für einen erheblichen Teil des Wassers auf der Erde
verantwortlich gewesen sein - indem sie in der Frühphase des Sonnensystem auf
die Erde stürzten.
Auch das Wasser, das in den Trümmern um GD 61 nachgewiesen wurde, könnte sich
einst in Form von Eis in einem mindestens 90 Kilometer durchmessenden
Kleinplaneten befunden haben, der sich im Orbit um seine Sonne befand, bevor
sich der Stern dann zum Weißen Zwerg entwickelte. Auf die Mindestgröße des
Objektes schließen die Astronomen aus der Menge an Trümmerteilen um den Weißen
Zwergstern. Vermutlich war das Objekt deutlich größer, vielleicht ähnlich groß
wie der Asteroid Vesta in unserem Sonnensystem.
Bevor GD 61 zu einem Weißen Zwerg wurde, handelte es sich um einen Stern, der
etwas größer als unsere Sonne war und wohl auch ein Planetensystem besessen hat.
Vor rund 200 Millionen Jahren dann wurde GD 61 zu einem Weißen Zwerg. Während
Teile des Planetensystems diese Übergangsphase überstanden, wurde der
wasserreiche Zwergplanet aus seiner Bahn geworfen und geriet dadurch auf einen
Orbit, auf dem er dem Weißen Zwerg sehr nahe kam und dadurch zerstört wurde.
Um die Umlaufbahn des Zwergplaneten so zu destabilisieren, muss sich in
größerer Entfernung ein noch deutlich massereicherer Planet befinden, der
bislang allerdings nicht entdeckt wurde. "Alles was jetzt noch von diesem
Gesteinsobjekt übrig ist, sind der Staub und die Trümmerteile, die in einen
Orbit um seinen Zentralstern gezogen wurden", so Professor Boris Gänsicke von
der University of Warwick. "Allerdings liefert uns dieser planetare
Friedhof, der um die Reste der einstigen Sonne kreist, jede Menge Informationen
über seine frühere Existenz. Die Trümmer liefern chemische Hinweise darauf, dass
es sich einmal um ein wasserreiches Objekt aus Gestein handelte."
"Diese zwei Zutaten - eine Gesteinsoberfläche und Wasser - sind die
Schlüsselinformationen bei der Suche nach bewohnbaren Welten außerhalb unseres
Sonnensystems", unterstreicht Gänsicke die Bedeutung der Entdeckung. "Es ist
daher ein tolles Ergebnis beides erstmals außerhalb unseres Sonnensystems
nachweisen zu können."
Und Jay Farihi vom Institute of Astronomy der University of
Cambridge ergänzt: "Der Fund von Wasser in einem großen Asteroiden
bedeutet, dass die Grundbausteine für bewohnbare Planeten im GD 61-System einmal
existiert haben - und möglicherweise noch immer existieren. Das trifft
vermutlich auch für eine große Zahl ähnlicher Sterne zu." Um viele andere
Sterne, so der Astronom, könnte es ganz ähnliche Bedingungen gegeben haben, so
dass auch dort die Entstehung von Planeten wahrscheinlich ist. "Unsere
Ergebnisse zeigen, dass dieses System definitiv das Potential für bewohnbare
Planeten hatte."
Die Astronomen berichteten über ihre Entdeckung in der Fachzeitschrift
Science.
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