Frühwarnsystem für Weltraumwetter
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
25. September 2013
Unsere Zivilisation ist heute in immer größerem Maße
abhängig von einer funktionierenden Satelliteninfrastruktur. Gefährdet wird
diese durch gewaltige, in Richtung Erde gerichtete Eruptionen der Sonne, die für
das sogenannte Weltraumwetter verantwortlich sind. In Göttingen wurde gestern
ein europäisches Frühwarnsystem für Weltraumwetter vorgestellt.
Starke
Sonnenstürme können den reibungslosen Betrieb von
Technologien auf der Erde beeinträchtigen oder
sogar zum Erliegen bringen.
Bild: NASA |
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Göttingen
hat den ersten Prototypen eines europäischen Frühwarnsystems für Weltraumwetter
entwickelt. Zum Weltraumwetter zählen etwa starke Sonnenstürmen, die den
reibungslosen Betrieb von Technologien auf der Erde beeinträchtigen oder sogar
zum Erliegen bringen können. Besonders kritisch sind dabei mögliche länger
andauernde Stromausfälle oder Störungen der Satellitennavigation und
-kommunikation.
Das gestern an in Göttingen vorgestellte Frühwarnsystem analysiert die Daten
aktueller Weltraummissionen in Echtzeit und berechnet Stärke, Richtung,
Geschwindigkeit und Verlauf von Sonnenstürmen sowie die zu erwartenden Folgen
auf der Erde. Die Frühwarnungen werden auch auf der Internetseite des Projekts
veröffentlicht.
Die Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt rund 150 Millionen Kilometer.
Etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt messen aktuelle
Weltraummissionen unter anderem die Strömungen des Sonnenwindes und
energiereicher Teilchen. "Die Daten werden speziell aufbereitet, und bereits
zwei Minuten später haben wir die erste Meldung, ob der prognostizierte
Sonnensturm die Erde erreicht hat", erläutert Projektleiter Dr. Volker Bothmer
vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. "Aus der Analyse lassen
sich die Eigenschaften des Sonnensturmes ableiten, der Zeitpunkt, wann er
ungefähr auf der Erde eintrifft und welche Auswirkungen das Unwetter hier haben
wird."
Dazu gehören etwaige Fehler von Navigationssystemen, die Stärke der
elektrischen Ströme in der oberen Erdatmosphäre und am Erdboden sowie das
zeitliche und räumliche Auftreten von Polarlichtern. Die Wissenschaftler können
diese Informationen bereits eine Stunde nach Auftreten eines starken
Sonnensturms zur Verfügung stellen. Die Vorwarnzeit bei starken Sonnenstürmen
reicht von einem halben Tag bis zu mehreren Tagen, langfristige
"Groß-Weltraumwetterlagen" können über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen
erstellt werden.
Zu den Partnern des Projekts Advanced Forecast For Ensuring
Communications Through Space (AFFECTS) gehören neben der Universität
Göttingen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Neustrelitz, das
Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg, die Firma Astrium
ST in Friedrichshafen, das Planetarium Hamburg, das Königliche Observatorium für
Belgien in Brüssel, das Geophysikalische Institut der Universität Tromsö in
Norwegen, das nationale Weltraumforschungsinstitut der Ukraine und das Space
Weather Prediction Center der National Oceanic and Atmospheric
Administration (NAOA) der USA. Die Europäische Union fördert das Projekt
mit knapp zwei Millionen Euro; das Gesamtvolumen beträgt mehr als 2,5 Millionen
Euro.
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