HD 189733b ist eine tiefblaue Welt
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2013
Astronomen haben mithilfe des Weltraumteleskops Hubble
erstmals die tatsächliche Farbe eines extrasolaren Planeten bestimmt: Aus der
Nähe betrachtet, würden wird den Planeten HD 189733b als dunkelblaue Welt
wahrnehmen. Das Aussehen des Gasriesen ähnelt also dem der Erde. Allerdings
hören damit die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

So könnte der Planet HD 189733b nach den
jüngsten Beobachtungen aussehen.
Bild: NASA, ESA,
M. Kornmesser |
Der Planet HD 189733b ist für die Astronomen kein Unbekannter: Mit einer
Entfernung von nur 63 Lichtjahren handelt es sich um einen der uns am nächsten
gelegenen extrasolaren Planeten, bei dem sich ein Transit beobachten lässt. Der
Planet wandert also, von der Erde aus gesehen, vor der Scheibe seines
Zentralsterns vorüber.
Diese Eigenschaft hat es den Astronomen unter anderem erlaubt, die Atmosphäre
der fernen Welt zu untersuchen, die sich als sehr exotisch herausstellte (astronews.com
berichtete). Ihre Temperatur dürfte über 1.000 Grad Celsius betragen. Zudem
vermutet man heftige Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 7.000 Kilometern pro
Stunde und einen stürmischen Regen aus kleinen Glaspartikeln.
"Dieser Planet wurde in der Vergangenheit schon gründlich untersucht, durch
uns und andere Teams", meint auch Frédéric Pont von der University of Exeter,
der die Hubble-Beobachtungen leitete. "Doch eine Bestimmung der Farbe
wurde tatsächlich zum ersten Mal durchgeführt - wir können uns also nun
vorstellen, wie der Planet aussehen würde, wenn wir ihn direkt anschauen
könnten."
Um zu bestimmen, wie der Planet bei der Betrachtung mit bloßem Auge wirken
würde, mussten die Astronomen das von HD 189733b reflektierte Licht messen.
Dieses von dem hellen Licht des Sterns zu trennen ist nicht einfach,
insbesondere, da HD 189733b seinen Zentralstern in vergleichsweise geringem
Abstand umrundet. Um das Licht des Planeten herauszufiltern, nutzte das Team den
Space Telescope Imaging Spectrograph (STIS) von Hubble und
beobachtete das System vor, während und nachdem der Planet - von der Erde aus
betrachtet - hinter seinem Stern verschwunden war.
In der Zeit, in der sich der Planet hinter seinem Stern befand, war das
Licht, das von dem Planeten reflektiert wird, nicht zu sehen. Die
Gesamthelligkeit des Systems war also kurzzeitig geringer. Gleichzeitig konnte
man auch messen, wie sich die Farbe des Lichts in dieser Zeit veränderte.
"Wir konnten erkennen, wie die Helligkeit des gesamten Systems im blauen
Bereich des Spektrums abnahm, als sich der Planet hinter seinem Stern befand",
erklärt Tom Evans von der University of Oxford. "Daraus ergibt sich
dann, dass der Planet blau ist, da das Signal in den anderen Farben, die wir
gemessen haben, konstant blieb."
Die blaue Farbe entsteht jedoch nicht etwa durch die Reflexion des Lichts in
einem tropischen Ozean, sondern dürfte sich durch Silikatpartikel erklären, die
man in der dunstigen und turbulenten Atmosphäre des Gasriesen vermutet. Sie
streuen das blaue Licht. Schon frühere Beobachtungen hatten Indizien auf eine
solche Streuung in der Atmosphäre von HD 189733b geliefert, doch erst die neuen
Daten würden, so die Astronomen, daran nun keinen Zweifel mehr lassen.
"Es ist sehr schwer, genau herauszufinden, wodurch die Farbe der Atmosphäre
eines Planeten entsteht, sogar bei Planeten unseres Sonnensystems", so Pont.
"Diese neuen Beobachtungen liefern nun ein weiteres Teil des Puzzles über die
Natur und Atmosphäre von HD 189733b. Wir bekommen langsam ein vollständigeres
Bild dieses exotischen Planeten."
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen in der Fachzeitschrift
Astrophysical Journal Letters.
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