Vollmond in Erdnähe am Wochenende
von
Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2013
Am kommenden Wochenende fällt der Vollmond relativ genau mit
dem erdnächsten Punkt des Mondes auf
seiner Umlaufbahn zusammen. In Europa ist der Mond zu dieser Zeit allerdings
nicht am Himmel zu sehen - er geht erst einige Stunden später auf. Wirklich
selten sind diese, zuweilen als Supermond bezeichneten Konstellationen auch
nicht: Es gibt sie ungefähr alle 14 Monate.
Befindet sich der Vollmond am erdnächsten Punkt seiner Bahn
(oben links) ist er rund 14 Prozent größer und 30 Prozent
heller als ein Vollmond am erdfernsten Punkt der
Mondbahn (rechts unten).
Bild: Science@NASA |
Am 23. Juni 2013 um genau 13.32 Uhr MESZ ist Vollmond. Der Erdtrabant wird
daher den meisten Beobachtern in Mitteleuropa sowohl in der Nacht auf den
Sonntag als auch in der darauffolgenden Nacht relativ "voll" vorkommen. Der
Vollmond am Wochenende ist allerdings noch etwas Besonderes: Seine
Vollmondposition erreicht der Mond nämlich nur 22 Minuten nachdem der Erdtrabant
den erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn durchlaufen hat, das sogenannte
Perigäum.
Bei solchen Perigäums-Vollmonden kann der Erdtrabant bis zu 14 Prozent größer und 30 Prozent
heller erscheinen als bei anderen Vollmonden. An diesem Wochenende wird der
Effekt von Mitteleuropa aus allerdings weniger dramatisch ausfallen, da die
Vollmondposition am Tage erreicht wird.
Der Mond erscheint am Himmel unterschiedlich groß, weil er die Erde nicht auf einer exakten Kreisbahn
umrundet. Während eines
Umlaufs schwankt die Entfernung des Mondes von der Erde dadurch zwischen
etwa 356.400 und 406.700 Kilometern - also immerhin um rund 50.000
Kilometer. Kommt es nun, wie an diesem Wochenende, zu einem
Vollmond nahe eines Perigäums, erscheint der Mond, wo er zu diesem Zeitpunkt zu
sehen ist, entsprechend heller und größer.
Wirklich selten sind solche Konstellationen übrigens nicht: Sie wiederholen
sich immer nach einem Jahr, einem Monat und 18 Tagen. Dies entspricht 14
synodischen Monaten von 29,53 Tagen, also 14-mal der Zeit von einem Vollmond bis
zum nächsten, und gleichzeitig 15 anomalistischen Monaten von 27,55 Tagen, also
15-mal der Zeitdauer zwischen zwei Durchgängen des Mondes durch das Perigäum
oder Apogäum. Den nächsten Perigäums-Vollmond gibt es somit am 10. August 2014.
Der Abstand zwischen Mond und Erde variiert von Perigäums-Vollmond zu
Perigäums-Vollmond leicht: Am Sonntag beträgt er 356.991 Kilometer, etwas
geringer war der Abstand am 6. Mai 2012 (356.955 Kilometer) und am 19.
März 2011 (356.575 Kilometer). Den erdnächsten Perigäums-Vollmond wird es in
diesem Jahrhundert am 6. Dezember 2052 geben. Der Abstand beträgt dann nur noch
356.425 Kilometer.
Durch den nahen Mond können übrigens auch die Gezeiten etwas höher ausfallen als
sonst, doch ist dies nur ein Effekt im Zentimeterbereich. Schon bei normalen
Vollmonden fällt die Flut ja etwas höher aus, da bei Vollmond die Sonne, die
Erde und der Mond auf einer Linie liegen. Es kommt zu einer sogenannten
Springflut. Auch sonst
haben solche "Supermonde" keine dramatischen Folgen, auch wenn das,
insbesondere von nicht besonders seriösen Medien und einschlägigen Seiten im
Internet immer wieder gerne behauptet wird.
Ein Perigäums-Vollmond hat übrigens nichts mit einem anderen Phänomen zu tun,
das manche Mondbeobachter immer wieder verblüfft. Aus Gründen, die weder
Astronomen noch Psychologen bislang vollständig verstanden haben, erscheint uns
der Mond in Horizontnähe größer als er wirklich ist. Dieses "Mondillusion"
genannte Phänomen könnte damit zu tun haben, dass unser Gehirn, wenn man den Mond im Vergleich zu Häusern, Bäumen oder anderen
Objekten im Vordergrund betrachtet, irgendwie über dessen wahre Größe getäuscht
wird.
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