Der Ringnebel im Detail
von Stefan Deiters astronews.com
24. Mai 2013
NASA und ESA haben gestern eine neue Aufnahme des Ringnebels
veröffentlicht. Das Bild basiert auf den detailliertesten Beobachtungen dieses
Planetarischen Nebels, die bislang gemacht wurden. Die Daten erlaubten den
Wissenschaftlern sogar, das tatsächliche Aussehen des Nebels in drei Dimensionen
zu rekonstruieren.

Hubbles Blick auf den Ringnebel. Bild:
NASA, ESA und C. Robert O’Dell (Vanderbilt
University) [Großansicht]

Die Struktur des Ringnebels. Bild:
NASA, ESA und A. Feild (STScI) [Großansicht] |
Der Ringnebel, der auch unter der Bezeichnung Messier 57 oder NGC 6720
bekannt ist, gehört mit zu den eindrucksvollsten Planetarischen Nebeln
überhaupt. Der Nebel entstand, wie alle Objekte dieser Art, durch einen Stern,
dessen nuklearer Brennstoff zur Neige gegangen ist und der seine äußeren Hüllen
ins All abgestoßen hat. Die intensive Strahlung des noch heißen Kerns hat dieses
Material dann zum Leuchten angeregt.
Mit einer Entfernung von rund 2.000 Lichtjahren ist uns der Ringnebel
vergleichsweise nahe und relativ hell, so dass er bereits Ende des 18.
Jahrhundert erstmals beobachtet wurde. Er liegt im Sternbild Leier. Von der Erde
aus betrachtet, scheint der Nebel am Himmel eine ungefähr elliptische Form zu
haben. Er hat einen Durchmesser von etwa einem Lichtjahr.
Wie Messier 57 aber tatsächlich in drei Dimensionen aussieht, konnte man
bislang nur vermuten. Mithilfe neuer Beobachtungen des Weltraumteleskops
Hubble und mit Daten von erdgebundenen Teleskopen haben Astronomen nun nach
Hinweisen gesucht, die mehr über seine tatsächliche Form, die physikalischen
Bedingungen in dem Nebel und die Bewegung des Gases verraten.
Die Untersuchungen ergaben, dass der Nebel ein wenig wie ein dicker
Schwimmreifen aussieht. Von der Erde aus blicken wir fast genau entlang der
Achse in die Öffnung dieser Struktur. Die Region in der Mitte ist nicht etwa
leer, sondern besteht aus Material mit einer geringeren Dichte, das sich
wiederum in unsere Richtung als auch von uns weg durch die Öffnung des Rings
erstreckt. Es hat die Form eines Rugbyballs, der quasi mit seiner dicken Mitte
in dem Schwimmreifen feststeckt.
Die hellste Region des Nebels, die wir als farbenprächtigen Ring sehen,
besteht aus Gas, das von dem sterbenden Stern vor etwa 4.000 Jahren ins All
abgestoßen wurde. Dieser ist als kleiner weißer Punkt in der Mitte des Nebels zu
erkennen. Der Stern wird einmal zu einem Weißen Zwerg werden - ein Schicksal,
das auch unserer Sonne in einigen Milliarden Jahren bevorsteht. Der Nebel dehnt
sich mit einer Geschwindigkeit von fast 70.000 Kilometern pro Stunde aus.
Der Ringnebel wurde 1779 zuerst vom Astronomen Antoine Darquier de Pellepoix
beobachtet und nur wenig später auch von Charles Messier, der das Objekt in
seinen berühmten Katalog aufnahm. Beide Astronomen hatten den Nebel eher
zufällig entdeckt, als sie einen Kometen verfolgten, der sich damals durch das
Sternbild Leier bewegte und dabei am Himmel sehr dicht am Ringnebel vorbeikam.
Auch noch einige andere Messier-Objekte wurden während dieser Zeit entdeckt.
Planetarische Nebel haben nichts mit Planeten zu tun, obwohl man natürlich
nicht ausschließen kann, dass um die sterbenden Sterne einmal Planeten kreisten
oder gar noch kreisen. In einfachen Teleskopen erschienen die Nebel aber wie
kreisförmige, etwas verwaschene Gebilde und erinnerten damit an das Aussehen der
äußeren Planeten unseres Sonnensystems.
Die neuen Untersuchungen werden in insgesamt drei Fachartikeln beschrieben,
von denen zwei bereits im Astronomical Journal veröffentlicht wurden
und ein dritter bereits zur Veröffentlichung angenommen ist.
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