Astronauten bereiten Außenbordeinsatz vor
von Stefan Deiters astronews.com
10. Mai 2013 (mit Update vom 11. und 12. Mai 2013)
Ein Leck in einem Ammoniak-Kühlkreislauf der Internationalen
Raumstation ISS könnte noch am Wochenende einen Außenbord-Reparatureinsatz von
zwei Astronauten erforderlich machen. Der Expedition 35-Besatzung waren
gestern kleine weiße Flocken aufgefallen, bei denen es sich offenbar um
ausströmendes Ammoniak aus einer Kühlleitung handelte. Mit der Leitung hatte es
wiederholt Probleme gegeben.

Die
Internationale Raumstation ISS im Juli 2011.
Foto: NASA |
Mit einem Ammoniak-Kühlkreislauf der Internationalen Raumstation ISS gibt es
Probleme: Gestern hatte die Expedition 35-Besatzung gemeldet, dass sie
kleine weiße Flocken beobachtet hätte, die von einem bestimmten Bereich eines
Strukturelements der Raumstation aus ins All strömten. Mit Kameras hat man dann
versucht, weiteres Bildmaterial zu gewinnen, um den genauen Ursprung des Leck zu
lokalisieren.
Bei den Flocken handelt es sich offenbar um ausgetretenes Ammoniak aus einem
Kühlkreislauf der Station. Er gehört zu einem Element, das im Jahr 2000 an die
ISS montiert wurde und das die ältesten Solarzellenpaneele der Raumstation
umfasst. Das Kühlsystem ist nötig, um die elektrischen Komponenten des Moduls zu
kühlen.
Bereits 2007 war hier ein kleineres Leck bemerkt und während eines
Außenbordeinsatzes im Jahr 2011 entsprechend Ammoniak nachgefüllt worden. Da
aber anschließend immer mehr Ammoniak verloren ging, war mit einem weiteren
Außenbordeinsatz im vergangenen November versucht worden, die Leckage zu
beheben. Am Donnerstag hatte nun der Ammoniakverlust noch einmal deutlich
zugenommen, wobei nicht klar ist, ob es sich um das gleiche Leck wie zuvor
handelt.
Das betroffene Teilsystem ist eines von acht Modulen zur Energieversorgung der
ISS. Die ISS bezieht ihre Energie hauptsächlich aus den riesigen amerikanischen
Solarzellenpaneelen, von denen jeweils zwei Paare an beiden Enden des
Grundgerüsts der Station montiert sind. Damit die damit verbundene Elektronik
nicht überhitzt, verfügen die Elemente jeweils über zwei unabhängige
Kühlkreisläufe. Durch diese wird die Wärme mithilfe von Ammoniak in Radiatoren
geleitet, wo sie dann ins All abstrahlen kann.
Die Rate des Ammoniakverlustes war am Donnerstag so groß geworden, dass man
damit rechnen musste, dass innerhalb von 24 bis 48 Stunden nicht mehr die nötige
Mindestmenge von Ammoniak im Kühlkreislauf vorhanden ist, um das betroffene
System noch betreiben zu können. Deswegen waren bereits in der Nacht einige
Energieversorgungssysteme der Station umkonfiguriert worden.
Inzwischen hat man bei der NASA entschieden, dass sich zwei amerikanische
Astronauten, Chris Cassidy und Tom Marshburn, für einen möglichen
Außenbordeinsatz am Wochenende bereitmachen sollen. Sie würden dann den Bereich
mit der Leckage in Augenschein nehmen und eventuell auch Reparaturen
durchführen. Eine Entscheidung, ob es schon morgen zu diesem außerplanmäßigen
Außenbordeinsatz kommt, soll in der Nacht fallen. Die Besatzung der ISS, so die
NASA in einer Mitteilung, sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Auch sei
der Betrieb der Raumstation durch das Leck nicht beeinträchtigt.
ISS-Kommandant Chris Hadfield von der kanadischen Raumfahrtagentur schrieb heute
Morgen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: "Guten Morgen, Erde! Die Pläne
haben sich geändert. Morgen Arbeitseinsatz im All. Chris Cassidy und Tom
Marshburn bereiten Anzüge und Luftschleuse vor. Cool!" Später schrieb er: "Das
ganze Team funktioniert wie ein Uhrwerk bei den Vorbereitungen für morgen. Ich
bin so stolz Kommandant dieser Mannschaft zu sein. So tolle, fähige und lustige
Leute."
Update (11. Mai 2013, 12.50 Uhr): Der Außenbordeinsatz der
Astronauten Chris Cassidy und Tom Marshburn soll heute gegen 14.15 Uhr MESZ
beginnen.
Update (12. Mai 2013, 13.00 Uhr): Der gestrige Außenbordeinsatz der
Astronauten Chris Cassidy und Tom Marshburn war erfolgreich. Durch den Austausch
einer Pumpe im Kühlsystem konnte das Leck offenbar beseitigt werden. Nach
Montage des Ersatzteils beobachteten die Astronauten zunächst, ob wieder
Ammoniak entweicht, konnten aber kein Leck mehr feststellen. Insgesamt dauerte
der Außenbordeinsatz fünf Stunden und 30 Minuten.
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