Sternentstehung in Gas und Staub
von Stefan Deiters astronews.com
2. Mai 2013
Ein heute von der europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichtes Bild zeigt mit der Sternentstehungsregion NGC 6559 eine
vergleichsweise kleine, rund 5.000 Lichtjahre entfernte stellare Kinderstube im
Sternbild Schütze. Die Aufnahme gewährt einen Einblick in die turbulente
Geburtsphase von Sternen in einer interstellaren Gaswolke.
Das Sternentstehungsgebiet NGC 6559.
Bild:
ESO [Großansicht] |
Das Sternentstehungsgebiet NGC 6559, das auf der heute von der europäischen
Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme zu sehen ist, liegt rund 5.000
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schütze. Mit einem Durchmesser von
nur wenigen Lichtjahren ist diese stellare Kinderstube vergleichsweise klein.
Andere Regionen dieser Art sind um ein Vielfaches größer.
Das macht NGC 6559 aber nicht weniger interessant: Schon auf den ersten Blick
scheint sich die Region in zwei Gebiete zu unterteilen - in einen rötlich
leuchtenden Nebel und einen eher bläulich-weiß erscheinenden Bereich. Es handelt
sich um zwei unterschiedliche Arten von Nebeln - einen Emissionsnebel und einen
Reflexionsnebel. Beide Typen haben allerdings unmittelbar mit den Vorgängen in NGC 6559 zu tun.
Die Gaswolken in der Sternentstehungsregion bestehen hauptsächlich aus
Wasserstoff, dem Grundbaustein für jeden Stern. Hat sich in einem Bereich
ausreichend Wasserstoff angesammelt, beginnt dieser unter seiner eigenen
Anziehungskraft zu kollabieren. Im Inneren dieses Bereichs wird das Material
dadurch immer stärker komprimiert und somit auch heißer, bis schließlich
nukleare Fusionsprozesse einsetzen. Deren Energie stoppt den Kollaps und lässt
die neugeborene Sonne leuchten.
Die Strahlung der jungen Sterne ist so intensiv, dass dadurch das noch
in dem Nebel verbliebene Wasserstoffgas selbst zum Leuchten angeregt wird. Es
sendet rötliche Strahlung aus, wie in dem zentralen Bildbereich zu sehen. Ein
sogenannter Emissionsnebel ist entstanden.
Allerdings befindet sich in einer Sternentstehungsregion wie NGC 6559 nicht
nur Wasserstoffgas. Es gibt hier auch noch kleine Staubpartikel, die aus schwereren
Elementen, wie Kohlenstoff, Eisen oder Silizium bestehen. Dieser Staub
reflektiert das Licht der jungen Sterne in viele verschiedene Richtungen - es
wird gestreut. Solche Regionen erscheinen in der Regel bläulich, weil diese Art
der Streuung für kürzere, bläuliche Wellenlängenbereiche deutlich effektiver
ist. Nebel, die nicht selbst leuchten, sondern lediglich das Licht von Sternen
reflektieren, werden Reflexionsnebel genannt.
In einigen Bereichen ist der Staub jedoch so dicht, dass sämtliches Licht von
dahinter liegenden Objekten verschluckt wird. Man erkennt dies an den dunklen
Regionen, die sich wie Schwaden durch das Bild ziehen - vor allem im unteren
Bereich der Aufnahme. Um ins Innere dieser Regionen zu blicken, müsste man in
infraroten Wellenlängen beobachten.
Auf dem Bild sind außerdem zahlreiche gelbliche, ältere Sterne der
Milchstraße zu sehen. Einige erscheinen allerdings auch rötlich und etwas
lichtschwächer, weil ihr Licht auf dem Weg zu uns den Staub von NGC 6559
durchqueren musste.
Das Bild wurde mit dem Danish Faint Object Spectrograph and Camera
(DFOSC) gemacht, das am 1,54-Meter Danish Telescope montiert ist.
Dieses ist Teil des ESO-Observatoriums im chilenischen La Silla. Das Teleskop
besteht schon seit 1979, wurde kürzlich aber generalüberholt, so dass es
inzwischen ein modernes, fernsteuerbares Teleskop ist.
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