Ein Sternentod wird angekündigt
von Stefan Deiters astronews.com
11. Februar 2013
Astronomen konnten beobachten, wie ein massereicher Stern
kurz vor seiner finalen Explosion als Supernova große Mengen an Material ins All
abgestoßen hat. Diese Eruption ereignete sich nur 40 Tage vor der Supernova und
kündigte diese praktisch an. Solche Massenauswürfe waren von Modellen
vorhergesagt, bislang aber nicht beobachtet worden.

Auch der Krebsnebel entstand einmal durch
eine Supernova vom Typ II.
Bild: NASA, ESA und Allison Loll / Jeff
Hester (Arizona State University) / Davide De
Martin (ESA/Hubble) |
Supernovae vom Typ II entstehen, wenn ein massereicher Stern am Ende seines
Lebens kollabiert und es dadurch zu einer gewaltigen Explosion kommt. Da
Supernovae unerwartet auftreten, ist es für Astronomen schwierig, den gesamten
Verlauf eines solchen explosiven Endes eines Stern im Detail zu verfolgen.
Allerdings sagen theoretische Modelle voraus, dass es schon vor der finalen
Explosion zu Massenauswürfen des Sterns kommen sollte. So hat man beispielsweise
Supernovae beobachtet, deren spektrale Eigenschaften sich nur dann erklären
lassen, wenn ihr Licht uns durch eine dünne Hülle aus Wasserstoff erreicht, die
der Stern vor der Supernova ins All abgestoßen hat.
Im Rahmen des Projekts Palomar Transient Factory (PTF) werden große
Bereiche des Himmels automatisch erfasst, um veränderliche oder nur kurzzeitig
zu beobachtende Phänomene zu entdecken. Am 25. August 2010 spürte das System
eine Sternexplosion im Sternbild Herkules auf, deren Licht etwa eine halbe
Milliarde Jahre benötigt hat, um die Erde zu erreichen. Diese Supernova bekam
die Bezeichnung SN 2010mc und wurde als Supernova vom Typ IIn klassifiziert.
Auch bei dieser Supernova sollte es schon Massenauswürfe vor der eigentlichen
Explosion gegeben haben. Und tatsächlich fand Eran Ofek vom israelischen
Weizmann Institute of Science in früher aufgezeichneten Daten der PTF den
Vorläuferstern der Supernova, der offenbar 40 Tage vor der Explosion einen
letzten gewaltigen Ausbruch gezeigt hat, bei dem eine große Menge an Material
ins All geschleudert wurde.
Das PTF-Team suchte nach weiteren Beobachtungen dieser Himmelsregion, um mehr
über diesen Stern zu erfahren und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass beim
letzten Ausbruch vor der Supernova eine Masse von etwa einem Hundertstel der
Masse unserer Sonne ins All abgestoßen wurde und dies mit einer Geschwindigkeit
von 2.000 Kilometern pro Sekunde.
"Überraschend war die kurze Zeit zwischen dem Ausbruch des Sterns und
der Supernova-Explosion", meinte Teammitglied Mani Kasliwal von der Carnegie
Institution of Science. "Ein Monat ist ein extrem kurzer Zeitraum, wenn man
dies mit der Lebensdauer des Sterns von zehn Millionen Jahren vergleicht." Der
Vorgängerstern der Supernova SN 2010mc dürfte mehr als die achtfache Masse der
Sonne gehabt haben und hat sich deswegen deutlich schneller entwickelt als unser
Zentralstern.
Die Astronomen glauben, dass es lediglich eine Chance von 0,1 Prozent dafür
gibt, dass der Ausbruch und die anschließende Explosion nichts miteinander zu
tun haben. Auf jeden Fall aber sollte das Auftreten solcher Ausbrüche
unmittelbar vor einer Supernova erheblich wahrscheinlicher sein als in früheren
Lebensphasen des Sterns. "Unsere Entdeckung von SN 2010mc zeigt, dass wir den
bevorstehenden Tod eines Sterns erkennen können", so Kasliwal. "Durch die
Vorhersage der Explosion können wir diese dann nicht verpassen."
Die Astronomen veröffentlichten ihre Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins Nature.
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