Einst See aus Grundwasser in Marskrater?
von Stefan Deiters astronews.com
22. Januar 2013
Mithilfe des Spektrometers an Bord der NASA-Sonde Mars
Reconnaissance Orbiter glauben Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden zu
haben, dass sich im McLaughlin-Krater des Mars einst ein aus Grundwasser
gespeister See befand. Sie schließen dies aus Mineralien auf dem Kraterboden und
dem Fehlen von Zuflüssen.

Ein Blick auf
den Boden des McLaughlin-Kraters und die dortigen
geschichteten Ablagerungen, in denen man mit
CRISM Karbonatverbindungen entdeckt hat
Bild: NASA/JPL-Caltech/Univ. of Arizona |
Die Wissenschaftler hatten Daten ausgewertet, die mit dem Compact
Reconnaissance Imaging Spectrometer for Mars (CRISM) an Bord der
NASA-Marssonde Mars Reconnaissance Orbiter vom McLaughlin-Krater
gesammelt worden waren. McLaughlin ist ein 92 Kilometer durchmessender und 2,2
Kilometer tiefer Einschlagkrater. Diese Tiefe könnte einst dazu geführt haben,
dass hier Grundwasser an die Oberfläche gelangt ist und sich ein See gebildet
hat.
In geschichteten Gesteinsablagerungen auf dem Kraterboden entdeckten die
Wissenschaftler nämlich Karbonatverbindungen und tonähnliche Minerale, die nur
in Verbindung mit Wasser entstehen können, andererseits aber keine Spuren von
größeren Zuflüssen in den Krater. Kleinere Spuren im Inneren des Kraters, die
durch fließendes Wasser entstanden sein könnten, enden in einer Höhe, die
eventuell den damaligen Wasserstand des Kratersees markiert.
All dies, so die Forscher, würde auf die Entstehung von Karbonatverbindungen und
Ton in einem aus Grundwasser gespeisten Kratersee hindeuten. Eine solche
Umgebung könnte einmal durchaus lebensfreundliche Bedingungen für primitive
Organismen geschaffen haben. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse
ihrer Analysen in einem Fachbeitrag, der jetzt in der Zeitschrift Nature
Geoscience erschienen ist.
"Zusammengenommen ergeben die Beobachtungen im McLaughlin-Krater den bislang
besten Beweis für Karbonate, die in einer seeartigen Umgebung entstanden sind
und nicht etwa von außerhalb in den Krater hineingewaschen wurden", so Joseph
Michalski vom Planetary Science Institute im texanischen Tucson und dem
Natural History Museum in London, der Erstautor des Fachartikels.
"Eine Reihe von Studien, die auf CRISM-Daten beruhen, haben gezeigt, dass
Gestein, das durch Meteoriteneinschläge an die Oberfläche gelangt ist, in der
frühen Marsgeschichte verändert worden ist, vermutlich durch hydrothermale
Strömungen", erklärt Michalski. "Diese Strömungen im Untergrund könnten aber in
tiefen Becken wie dem McLaughlin-Krater immer wieder einmal an die Oberfläche
gelangt sein und dann eventuell auch Hinweise auf möglicherweise
lebensfreundliche Bedingungen im Untergrund mitgebracht haben."
Der McLaughlin-Krater befindet sich auf der Westseite der Region Arabia Terra
und am unteren Ende eines über mehrere Hundert Kilometer langsam abfallenden
Geländes. Auf der Erde finden sich aus Grundwasser gespeiste Seen in der Regel
in Gebieten, die vergleichsweise tief liegen, so dass die Bedingungen im
McLaughlin-Krater dafür ideal sein könnten.
"Das Team des Mars Reconnaissance Orbiter hat besondere Anstrengungen
unternommen, Wissenschaftlern wie Dr. Michalski gut aufbereitete Datenprodukte
zur Analyse zur Verfügung zu stellen", so Scott Murchie vom Applied Physics
Laboratory der Johns Hopkins University, der verantwortliche
Wissenschaftler für CRISM. "Neue Ergebnisse wie diese zeigen, warum solche
Anstrengungen so wichtig sind."
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