Curiosity bereitet erstes Bohren vor
von Stefan Deiters astronews.com
16. Januar 2013
Das Team des Marsrovers Curiosity hat sich
entschieden: An einer "John Klein" getauften flachen Gesteinsformation im
Bereich Yellowknife Bay soll in den kommenden Wochen erstmals der
kleine Schlagbohrer von Curiosity ausprobiert werden. Für das Team
stellt das Bohren in Marsgestein die größte technische Herausforderung seit der
Landung im August dar.
In diesem "John
Klein" genannten Bereich soll Curiosity erstmals
seinen Bohrer benutzen.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Großansicht] |
Seit der Landung im Gale-Krater im August vergangenen Jahres hat der Marsrover
Curiosity zahlreiche seiner Instrumente ausprobiert, damit sich das
Team am Jet Propulsion Laboratory der NASA von ihrer Funktionsfähigkeit
überzeugen konnten. Ein wichtiges Instrument allerdings fehlte bislang: Der
kleine Schlagbohrer am Roboterarm des Rovers, mit dem Gestein angebohrt und so
pulverisierte Gesteinsproben gewonnen werden können, wartet noch auf seinen
ersten Einsatz.
Jetzt aber hat sich das Team entschieden: Curiosity soll in den
nächsten Tagen zu einer flachen Gesteinsformation fahren, die "John Klein"
getauft wurde, nach dem 2011 verstorbenen stellvertretenden Projektmanager der
Mission des Mars Science Laboratory, von der Curiosity der
wesentliche Bestandteil ist. Stimmen die verantwortlichen Ingenieure dann zu,
wird diese Gesteinsformation das erste Ziel für den Bohrer von Curiosity
sein.
"Das Anbohren eines Steins und die Entnahme einer Probe ist die größte
technische Herausforderung seit der Landung. Dies wurde noch nie zuvor
versucht", so Richard Cook vom Jet Propulsion Laboratory, der
Projektmanager der Mission. "Der Bohrer wechselwirkt energetisch mit Material
vom Mars, über das wir keinerlei Kontrolle haben. Es wäre also nicht
überraschend, wenn beim ersten Mal einige Schritte nicht ganz so ablaufen, wie
wir uns das eigentlich gedacht haben."
Zunächst soll Curiosity pulverisierte Proben aus dem Inneren des Steins
gewinnen und damit als erstes den Bohrer reinigen. Weitere Proben werden dann
zur Reinigung der Analysekammern und schließlich zur detaillierten Untersuchung
der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung des Materials verwendet.
Der anvisierte Stein befindet sich in einem Bereich, in dem mithilfe der
Mast Camera (Mastcam) von Curiosity und anderer Kameras
unerwartete Strukturen, wie Adern, Klumpen und Schrägschichtungen und eventuell
sogar Löcher im Untergrund entdeckt worden waren. Er befindet sich in einer
Yellowknife Bay getauften Region, die Curiosity kurz vor
Weihnachten erreicht hatte. Sie liegt etwa 500 Meter von der Landestelle des
Rovers entfernt.
Das Team hatte hier nach einem Stein zum Anbohren gesucht, weil Beobachtungen
aus dem Orbit darauf hindeuteten, dass der Boden hier nachts etwas langsamer
abkühlt als in anderen Regionen in der Umgebung. "Die Orbitdaten haben uns
hierher geführt", so John Grotzinger, der Projektwissenschaftler der Mission vom
California Institute of Technology, "aber was wir sahen, als wir
dorthin kamen, war doch eine große Überraschung. Dieser Bereich stellt eine
andere Art einer einmal feuchten Umgebung dar als das Bett des Baches, in dem
wir gelandet sind. Eventuell gibt es hier sogar mehrere verschiedene
Geländeformen, die durch feuchte Umweltbedingungen zu erklären sind."
Hinweise dafür hatte Curiosity mithilfe des Instruments Chemistry
and Camera (ChemCam) gesammelt. ChemCam stellte erhöhte Werte von
Kalzium, Schwefel und Wasserstoff fest. Die entdeckten Adern könnten, so die
Vermutung der Wissenschaftler, aus hydratisiertem Kalziumsulfat bestehen, wie
beispielsweise Gips. "Auf der Erde erfordert die Entstehung solcher Adern
Wasser, das in Spalten zirkuliert", erläutert Nicolas Mangold vom
Laboratoire de Planetologie et Geodynamique im französischen Nantes, der
zum ChemCam-Team gehört.
Außerdem fanden die Wissenschaftler in dem Bereich interessante
Gesteinsformationen und Sedimentgestein sowie Körner ganz unterschiedlicher
Größe. Dies würde darauf hindeuten, dass es hier einmal eine Umgebung gab, in
der sich Material absetzen konnte, allerdings mit offenbar unterschiedlichen
Transportbedingungen.
Der Marsrover Curiosity war Anfang August 2012 im Gale-Krater des Mars
gelandet. Die Hauptmission des Rovers ist auf zwei Jahre ausgelegt. Nach dem Test des Bohrers
wird sich Curiosity zum
hauptsächlichen Ziel der Mission begeben, dem Hang des rund fünf
Kilometer hohen Zentralbergs des Gale-Kraters. In
den dortigen Ablagerungen hoffen die Wissenschaftler weitere Hinweise auf das Klima
in früheren Marsepochen zu finden. Damit könnte sich dann die Frage beantworten
lassen, ob auf dem Mars einmal Bedingungen herrschten, die die Entwicklung von
Leben ermöglicht haben.
|