Ein Kugelsternhaufen mit Geheimnis
von Stefan Deiters astronews.com
5. September 2012
Mehr als 150 Kugelsternhaufen kennt man inzwischen in
unserer Milchstraße. Dazu gehört auch Messier 4. Er ist der Erde vergleichsweise
nahe und auf einer heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten
Aufnahme in voller Schönheit zu sehen. Eine genaue Untersuchung seiner Sterne
zeigte, dass ein Stern offenbar ein Geheimnis birgt.
Der Kugelsternhaufen Messier 4. Bild: ESO
/ ESO Imaging Survey [Großansicht] |
Messier 4, oder NGC 6121, ist einer von mehr als 150 Kugelsternhaufen, die
sich im Orbit um die Milchstraße befinden. Bei allen handelt es sich um
gewaltige Ansammlungen alter Sterne, die durch ihre gegenseitige Anziehungskraft
zusammengehalten werden. Messier 4 ist mit einer Entfernung von ungefähr 7.000
Lichtjahren einer der uns am nächsten gelegenen Kugelsternhaufen und liegt im
Sternbild Skorpion. Das vergleichsweise helle Objekt befindet sich ganz in der
Nähe des Sterns Antares und lässt sich schon mit einem Fernglas beobachten. Mit
einem kleinen Teleskop sind sogar bereits einzelne Sterne zu erkennen.
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue Aufnahme von Messier 4
veröffentlicht, die den Kugelsternhaufen in seiner vollen Schönheit zeigt. Sie
entstand mit Hilfe des Wide Field Imager am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop
im chilenischen La Silla. Auf dem Bild sind unzählige Sterne von Messier 4 zu
erkennen, von denen viele mit Hilfe des Very Large Telescope der ESO
genauer untersucht wurden. Nimmt man nämlich das Spektrum des Lichts eines
einzelnen Sterns auf, verrät einem dies etwas über die chemische Zusammensetzung
der fernen Sonnen.
Dabei haben die Astronomen durchaus Überraschendes festgestellt: Die Sterne
in Kugelsternhaufen sind sehr alt. Da schwerere Elemente im Inneren von Sternen
oder durch Supernova-Explosionen entstehen, findet sich in besonders alten
Sternen ein vergleichsweise geringer Anteil solcher Elemente, da im jüngeren
Universum das Gas noch nicht so stark mit schwereren Elementen angereichert war,
wie in späteren Epochen.
Genau dies wurde bei der Analyse der chemischen Zusammensetzung der Sterne
von Messier 4 auch festgestellt. Bei einem Stern allerdings stieß man auf einen
ungewöhnlich hohen Anteil von Lithium. Woher dieses stammt, ist den Astronomen
bislang ein Rätsel. Das Element wird nämlich in der Regel im Laufe eines
Sternenlebens langsam abgebaut. Diesem einen Stern scheint es aber gelungen zu
sein, seinen ursprünglichen Lithiumgehalt irgendwie zu halten oder ihn wieder
aufzufrischen.
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