Mondsonden sammeln wieder Daten
von Stefan Deiters astronews.com
4. September 2012
Die beiden Sonden der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) haben am Donnerstag mit der Datensammlung für
die erweiterte
Missionsphase begonnen. Bis zum 3. Dezember sollen Ebb und Flow
nun den Mond in einer Höhe von durchschnittlich nur 23 Kilometern umfliegen und
dabei noch detailliertere Daten über das Schwerefeld des Erdtrabanten liefern.
Die beiden GRAIL-Sonden haben ihre primäre
wissenschaftliche Mission abgeschlossen.
Bild:
NASA / JPL-Caltech |
Offiziell begann die Datensammlung für die erweiterte
Missionsphase der Mission Gravity Recovery and
Interior Laboratory (GRAIL) am Donnerstag um 18.28 Uhr MESZ, als sich die
beiden Sonden Ebb und Flow gerade 30 Kilometer über dem Oceanus Procellarum, dem
"Ozean der Stürme", befanden.
"Die Daten, die wir während der Hauptmission von
GRAIL gesammelt haben, werden gegenwärtig ausgewertet und dürften eine Karte des
Mondschwerefelds von außerordentlicher Qualität und Auflösung liefern", so Maria
Zuber, die verantwortliche Wissenschaftlerin für GRAIL vom Massachusetts
Institute of Technology. "Die Kartierung aus einem deutlich niedrigeren Orbit
erlaubt uns einen noch besseren Blick auf unseren nächsten Nachbarn und bietet
uns die einmalige Möglichkeit, eine globale Karte der dünnen Kruste eines
anderen Himmelskörpers zu erstellen."
Die Wissenschaftsphase der erweiterten Mission läuft vom 30. August bis zum
3. Dezember. In dieser Zeit sollen noch deutlich detailliertere Daten über das
Schwerefeld des Mondes gesammelt werden, aus denen sich schon der Einfluss von
nur kleinen Strukturen auf oder unter der Oberfläche des Mondes - wie etwa eines
Kraters oder einer Rinne - ablesen lässt. Um dies zu erreichen, wurde die mittlere
Flughöhe der Sonden im Vergleich zur Primärmission halbiert. Ebb und
Flow kreisen damit in der niedrigsten, noch sicheren Flughöhe um den Mond.
Während der Primärmission, die vom 1. März bis zum 29. Mai dauerte (astronews.com
berichtete), hatten die beiden GRAIL-Sonden eine durchschnittliche Flughöhe von
55 Kilometern. Während der erweiterten Missionsphase beträgt diese etwa 23
Kilometer. Die Flugbahn führt die Sonden damit in einem Abstand von nur rund
acht Kilometern über die höchsten Oberflächenstrukturen des Mondes.
"Ebb und Flow und auch unser Kontrollteam arbeiten hervorragend und dies ist
schon deshalb bemerkenswert, weil es in den letzten Monaten einige Herausforderungen
gab", so David Lehman, der GRAIL-Projektmanager am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Die beiden Sonden mussten am 4. Juni 2012 eine
Mondfinsternis überstehen und haben seit Ankunft im Mondorbit 26 Mal ihre
Triebwerke gezündet. Hier im Kontrollraum haben wir das Gefühl, als würden wir
mit den Sonden um den Mond fliegen. Natürlich haben die beiden Sonden aber den
besseren Blick."
Informationen über das Schwerefeld des Mondes sammeln die GRAIL-Sonden, indem
sie mit Hilfe von Radiosignalen ständig ihren Abstand
voneinander auf wenige Mikrometer genau bestimmen. Der Abstand kann
sich beispielsweise ändern, wenn eine der Sonden durch eine Massenkonzentration
stärker angezogen
wird als die andere Sonde. Bei solchen Massenkonzentrationen kann es sich
um sichtbare Strukturen wie Gebirge oder aber um verborgene
Massenansammlungen unter der Oberfläche handeln.
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