Moderne Ionensonde für die Forschung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
2. August 2012
In Heidelberg soll ein nationales Labor für Sekundärionen-Massenspektrometrie
entstehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligte nun 4,8 Millionen Euro
zur Anschaffung einer modernen Ionensonde. Mit dem Instrument soll Gestein von
der Erde und aus dem All präzise untersucht werden, um so mehr über die
Entstehung des Sonnensystems zu erfahren.

Aus einer protoplanetaren Scheibe um die junge
Sonne entstanden einst die heutigen Planeten.
Bild: NASA / JPL-Caltech / R.
Hurt (SSC/Caltech) |
Zur Bearbeitung aktueller geowissenschaftlicher Forschungsfragen,
insbesondere auf dem Gebiet der Kosmochemie, wird an der Universität Heidelberg
ein nationales Labor für Sekundärionen-Massenspektrometrie eingerichtet. Für die
Anschaffung einer hochmodernen Ionensonde und die Finanzierung begleitender
Infrastrukturmaßnahmen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen
ihres Großgeräteprogramms unlängst Fördermittel in Höhe von rund 4,8 Millionen
Euro bewilligt.
Das neue Forschungsgroßgerät wurde für Projekte im DFG-Schwerpunktprogramm
"Die ersten zehn Millionen Jahre des Sonnensystems" beantragt. Weltweit sind nur
etwa zehn Sonden dieser Art für die Forschung im Einsatz. Mit der Ionensonde
können Isotopendatierungen und die Messung von Spurenelementen in
extraterrestrischen und terrestrischen Gesteinen hochpräzise mit einer
räumlichen Auflösung im Mikrometerbereich durchgeführt werden.
"Mit den Ergebnissen solcher Untersuchungen wollen wir einen Beitrag leisten,
um grundlegende Fragen der Kosmochemie zu beantworten, beispielsweise wie und
wann die ersten Festkörper im Sonnensystem entstanden sind oder wie sich kleine
Planetesimale physikalisch und chemisch entwickelt haben, bevor sie zu größeren
Planeten wuchsen", erläutert der Heidelberger Geowissenschaftlers Prof. Dr.
Mario Trieloff, der einer der beiden Koordinatoren des Programms ist.
"Wir erhoffen uns aber auch neue Erkenntnisse bei der Erforschung des
Ursprungs unseres Heimatplaneten. Mit Blick auf die Bedingungen, die auf der
Urerde geherrscht haben müssen, soll beispielsweise analysiert werden, woher das
Wasser stammt und wann die ältesten Minerale und Gesteine der Erde entstanden
sind," so Trieloff. Das geplante Labor dürfte auch die Chancen der Forscher
verbessern, Probenmaterial anderer Himmelskörper zu Analysezwecken zu erhalten,
das bei künftigen Probenrückholmissionen zur Erde gebracht wurde.
Lieferung und Aufbau der Ionensonde werden ein bis zwei Jahre in Anspruch
nehmen, ehe das Forschungsgroßgerät an der Universität Heidelberg in Betrieb
genommen werden kann. Es wird langfristig eine nationale Einrichtung der
deutschen Geowissenschaften sein, die von einem international besetzten Gremium
der Deutschen Forschungsgemeinschaft beraten und in erster Linie durch
DFG-geförderte Projekte ausgelastet wird.
Neben der Kosmochemie sollen dort auch Vorhaben aus den Bereichen Geochemie,
Isotopengeologie, Klimatologie, Umweltstudien und Archäologie bearbeitet werden.
Das von der DFG finanzierte Schwerpunktprogramm "Die ersten zehn Millionen Jahre
des Sonnensystems" ist zu Beginn des Jahres 2012 nach einer erfolgreichen
internationalen Begutachtung in die zweite Förderperiode gestartet. Es umfasst
aktuell 45 Forschungsvorhaben an 16 Standorten in Deutschland. Aus der Analyse
extraterrestrischen Materials wollen die an dem Programm beteiligten
Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Prozess der Planetenentstehung vor 4,5
Milliarden Jahren ziehen.
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