Blitze auf der Tagseite des Saturn beobachtet
von Stefan Deiters astronews.com
19. Juli 2012
Im vergangenen Jahr tobte auf dem Saturn ein gewaltiger
Sturm, der sich rund um den ganzen Planeten erstreckte. Bei der Auswertung von
Bildern, die die Saturnsonde Cassini von dem Sturmsystem gemacht hat,
stießen die Astronomen nun auch auf Blitze auf der Tagseite des Planeten. Solche
elektrischen Entladungen hatte man bislang nur auf der Nachtseite von Saturn
aufspüren können.

Falschfarbenaufnahme
eines Teils des gewaltigen Sturmsystems auf
Saturn vom 6. März 2011. Auf der linken Seite ist
ein bläulicher Blitz zu erkennen (Pfeil), der 30
Minuten später (rechtes Bild) wieder verschwunden
war.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Space Science
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"Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir Blitze auf der Tagseite von
Saturn sehen würden, sondern nur auf seiner Nachtseite", freute sich Ulyana
Dyudina, die zum Kamerateam von Cassini gehört und am California
Institute of Technology in Pasadena arbeitet. "Aus der Tatsache, dass
Cassini die Blitzentladungen entdecken konnte, lässt sich schließen, dass
sie sehr heftig waren."
Cassini hatte im vergangenen Jahr ein Sturmsystem beobachtet, das
mehrere Monate lang auf dem Saturn wütete und sich um den gesamten Planeten
erstreckte (astronews.com berichtete). Die hellsten Blitze registrierte die
Sonde dabei am 6. März 2011. Für ihre Analyse haben die Wissenschaftler den
bläulichen Farbton der Entladungen extrem verstärkt, um so die Größe und den
genauen Ort der Blitze bestimmen zu können. Es ist ihnen allerdings nicht klar,
warum sich die Blitze gerade auf den Aufnahmen finden lassen, die mit einem
Blaufilter gemacht wurden. Das Licht der Blitze könnte entweder tatsächlich blau
sein oder es könnte etwas mit der kurzen Belichtungszeit der Kamera in diesem
Filterbereich zu tun haben, durch die ein so kurzlebiges Phänomen besser zu
erkennen ist.
Die Analyse ergab, dass die Intensität des Blitzes etwa mit der der stärksten
Blitze auf der Erde vergleichbar gewesen sein dürfte. Seine sichtbare Energie
allein schätzen sie auf rund drei Milliarden Watt über eine Dauer von einer
Sekunde. Beim Verlassen der oberen Wolkendecke des Planeten hatte der Blitz
einen Durchmesser von rund 200 Kilometern. Die Wissenschaftler vermuten daher,
dass die Entladung aus Wolken in tieferen Atmosphärenschichten stammt, wo
Wassertropfen gefrieren. Der Blitz dürften somit ganz ähnlich entstanden sein
wie Blitze auf der Erde.
Auf zusammengesetzten Bildern, die das gesamte Sturmsystem umfassen, das sich
damals um den Planeten gelegt hatte, sind oft gleich mehrere Blitze zu erkennen.
Auf einer solchen Aufnahme zählte das Team insgesamt fünf Blitzentladungen.
"Mit Beginn der Hurrikansaison auf der Nordhalbkugel der Erde bietet uns
Cassini hier ein gute Möglichkeit, das Wettergeschehen an anderen Orten des
Sonnensystems zu verfolgen", so Linda Spilker, Cassini-Projektwissenschaftlerin
am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. "Die Atmosphäre des
Saturn hat sich im Verlauf der acht Jahre, in der Cassini das System
erforscht, ständig verändert. Wir können kaum erwarten, was nun als Nächstes
passiert."
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