Letzter Hochleistungslaser auf dem Weg
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik astronews.com
4. April 2012
Das dritte und vorerst letzte Lasersystem für die amerikanischen Gravitationswellendetektoren LIGO hat seine Reise von Hannover nach Hanford
im US-Bundesstaat Washington angetreten. Mithilfe der Systeme hofft
man, ab 2014 Gravitationswellen erstmals direkt messen zu können. In
Hannover wird bereits an noch besseren Lasern gearbeitet.

Der Detektor in
Hanford.
Bild: LIGO Laboratory |
Läuft alles nach Plan, werden ein gut 350 Kilogramm schwerer Laserkopf, dazu mehrere 100
Kilogramm Kabel, Elektronik und Optiken in Kürze ihren Bestimmungsort in den USA erreichen. Nach zwei bereits im vergangenen Jahr erfolgreich installierten identischen Systemen, steht somit bald der dritte 200 Watt-Hochleistungslaser aus Hannover für die Integration in die amerikanischen Gravitationswellen-detektoren zur Verfügung.
Ab 2014 sollen dann an den LIGO-Standorten Hanford und Livingston die ersten direkten Messungen winziger Raumzeit-Änderungen
durchgeführt werden. Diese Gravitationswellen wurden vor über 90 Jahren von Albert Einstein vorausgesagt. 1974 gelang es Russell A. Hulse und Joseph H. Taylor, Gravitationswellen indirekt nachzuweisen.
Sie erhielten dafür 1993 den Nobelpreis. Mit den neuen Lasern, so die Hoffnung
der Wissenschaftler, sollte der erstmalige direkte Nachweis von Gravitationswellen in greifbare Nähe gerückt
sein, stehen doch damit entsprechend hochpräzise Messtechnologien zur Verfügung. Die Laser
aus Hannover sind das Herzstück dieser Technologien.
"Die Laser für Advanced LIGO sind ein gutes Beispiel für die zentrale Rolle unseres deutsch-britischen Gravitationswellendetektors GEO600 im internationalen Netzwerk der Gravitationswellenobservatorien: GEO600 ist die experimentelle Technologieschmiede. Die im GEO-Projekt entwickelten Technologien ermöglichen die extrem präzisen Längenmessungen, die für eine direkte Beobachtung von Gravitationswellen erforderlich sind", so Dr. Benno Willke, Projektleiter der
Advanced LIGO Laserentwicklung, am Albert-Einstein-Institut, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik und Institut für Gravitationsphysik, Leibniz-Universität Hannover.
Um die außergewöhnlich hohen Messanforderungen für Gravitationswellen erfüllen zu können, sind Laseroszillatoren höchster Strahlqualität und Belastbarkeit gefragt. Wissenschaftler des Laser Zentrums Hannover (LZH) und des Albert-Einstein-Instituts Hannover (AEI) haben gemeinsam mit der Firma neoLASE in insgesamt
zehn Jahren mehrere Prototypen mit jeweils verbesserter Leistungsfähigkeit entwickelt.
Das aktuelle Lasersystem für die Advanced LIGO-Phase ist mit einer
Ausgangsleistung von etwa 200 Watt bei einer Wellenlänge von 1064 nm um einen Faktor 5 leistungsstärker als Laser der vorausgegangenen Phase
Enhanced LIGO.
Während das in der Enhanced LIGO- Phase genutzte Lasersystem ein
reines Verstärkersystem ist, werden für das aktuelle Advanced LIGO-System dieses Verstärkersystem und ein Hochleistungslaseroszillator gekoppelt. Das Gesamtsystem vereint dann die guten Eigenschaften der beteiligten Subkomponenten: das einfrequente Verstärkersystem bestimmt die Frequenzstabilität, der Hochleistungsoszillator die Strahlqualität und die Ausgangsleistung ergibt sich aus der Summe beider Teilsysteme.
"Eine der großen Herausforderungen für uns Wissenschaftler und Ingenieure war, das System von einem ersten Laborprototypen, an dem die grundsätzlichen Spezifikationen demonstriert wurden, so weit zu entwickeln, dass es mit konstanter Leistung und Frequenz zuverlässig rund um die Uhr mehrere Jahre betrieben werden kann", beschreibt Dr. Peter Weßels die besondere Anforderung der letzten Jahre. Er leitet die an der Entwicklung der LIGO-Laser maßgeblich beteiligten Gruppe
Single Frequency Lasers (Abteilung Laserentwicklung) am LZH.
Die Laser sind für die eigentliche Messung in einem Michelson-Interferometer von gigantischem Ausmaß verantwortlich. Dieses Interferometer ist im Vakuum in den rechtwinklig zueinander stehenden,
vier Kilometer langen Armen des Observatoriums untergebracht. Durchquert eine Gravitationswelle das Observatorium, ändern sich die relativen Längen der Arme des Interferometers. Während der eine Arm gedehnt wird, verkürzt sich der andere Arm, was eine Phasenverschiebung der Teilwellen des Laserlichtes bewirkt. Die dabei auftretende Interferenz ändert die Intensität des gemessenen Lichtes am Ausgang des Interferometers. Der Aufbau erlaubt, einen relativen Unterschied in den beiden Armlängen von 10-22 zu messen.
Nach Integration des jetzt ausgelieferten Lasers in den Gravitationswellendetektor im Mai muss der Detektor noch von Firmen und Instituten aus den USA und dem Rest der Welt mit weiteren, auf die neue Lichtquelle abgestimmten, Komponenten aufgerüstet werden. Frühestens in zwei Jahren sind dann die ersten "science runs"
mit dem neuen Laser, also echte Messungen mit den kilometerlangen
Interferometern möglich. Auch für die Forscher von LZH und AEI ist die Arbeit
nach dieser vorerst letzten Auslieferung nicht abgeschlossen: Sie befassen sich
bereits mit der Entwicklung von Lasern für "Gravitationswellendetektoren der 3. Generation".
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