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Die russische Marsmond-Sonde Phobos-Grunt wird nach aktuellen Berechnungen vermutlich am Sonntag in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Zahlreiche Weltraumagenturen verfolgen die letzten Stunden der Sonde im All. Ein größeres Risiko für Menschen auf der Erde sollte der Wiedereintritt von Phobos-Grunt aber nicht darstellen.
Die russische Marssonde Phobos-Grunt verliert immer weiter an Höhe: Vor zwei Tagen lag die Orbithöhe der Sonde nur noch zwischen 204,2 und 170,6 Kilometern. Die russischen Raumfahrtagentur Roskosmos rechnete - nach Angaben der Webseite RussianSpaceWeb - zuletzt mit einem Wiedereintritt der Sonde in die Erdatmosphäre am Sonntag, 15. Januar, um 10.18 Uhr MEZ. Teile von Phobos-Grunt, die nicht verglühen, würden dann in den Indischen Ozean stürzen. Als sicher kann diese Vorhersage allerdings nicht gelten, sondern dürfte nur den gegenwärtig wahrscheinlichsten Zeitpunkt für einen Wiedereintritt darstellen. Seit Anfang des Jahres verfolgt auch das Inter-Agency Space Debris Coordination Committee (IADC) das Schicksal von Phobos-Grunt. Zu den IADC-Mitgliedern gehören ESA, NASA, europäische Behörden und die Weltraumbehörden von Russland, China, Kanada, Japan, Ukraine und Indien. Die europäische Weltraumagentur ESA spielt dabei eine wichtige Rolle, steht doch der Datenserver für den Austausch von Orbitdaten und Wiedereintrittsvorhersagen unter den IADC- Mitgliedern im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt.
Die für die Vorhersagen des Wiedereintritts so wichtigen Orbitdaten stammen hauptsächlich von US-amerikanischen und russischen Systemen, doch auch europäische Radare, wie etwa das deutsche TIRA (Tracking and Imaging Radar) des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik tragen zur verbesserten Bahnvermessung bei. Mit TIRA lassen sich zudem zusätzlich hochaufgelöste Radarbilder erstellen, die den Experten etwas über die Lage und den Zustand der Sonde verraten können. Der genaue Zeitpunkt des Wiedereintritts und der Ort sind weiterhin unsicher: "In der Weltraumumgebung von Phobos-Grunt existieren viele Faktoren, deren Einfluss auf den Satelliten schwer abzuschätzen ist. Die Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass Phobos-Grunt zwischen dem 13. und dem 17. Januar irgendwo zwischen 51,4 Grad nördlicher und 51,4 Grad südlicher Breite wiedereintritt," so Prof. Heiner Klinkrad, Leiter des ESA-Büros für Weltraumschrott auf der Webseite der ESA. Wie berichtet, gehen Experten davon aus, dass etwa 20 bis 30 Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von bis zu 200 Kilogramm die Erdoberfläche erreichen können. Der Treibstoff der Sonde dürfte dabei keine Gefahr darstellen: "Analysen von Roskosmos und der NASA zeigen auf, dass die mit unsymmetrischen Dimethylhydrazin (UDMH) gefüllten Treibstofftanks oberhalb einer Höhe von 100 Kilometer bersten, den Treibstoff freisetzen und danach zum Großteil verglühen werden", bestätigt auch Klinkrad. "Dies, zusammen mit einem relativ niedrigen Leergewicht von nur 2,5 Tonnen, bedeutet, dass das von Phobos-Grunt ausgehende Risiko als gering eingestuft wird." Update (13. Januar 2012, 16 Uhr): Die Orbithöhe von Phobos-Grunt liegt nun zwischen 185,6 und 157,8 Kilometern. Roskosmos rechnet inzwischen mit dem Wiedereintritt der Sonde am Sonntag um 17.22 Uhr MEZ über dem Südatlantik vor der argentinischen Küste. Update (14. Januar 2012, 15 Uhr): Roskosmos hat die Prognose noch einmal angepasst: Trümmerteile, die den Wiedereintritt von Phobos-Grunt überstehen, sollten nun um 18.51 Uhr MEZ in den Pazifik vor der Küste Chiles stürzen. Ein Absturz irgendwo in der Region Südamerikas wird nach den aktuellen Daten immer wahrscheinlicher. Die Orbithöhe von Phobos-Grunt liegt heute zwischen 174,2 und 149,7 Kilometern. Update (15. Januar 2012, 0 Uhr): Neue, am Abend veröffentlichte Prognose von Roskosmos: Absturz am Sonntag um 19.30 Uhr MEZ +/-234 Minuten. Update (15. Januar 2012, 13.30 Uhr): Die letzte Prognose von Roskosmos spricht nun von einem Absturz zwischen heute 15.36 Uhr MEZ und 23.24 Uhr MEZ. Auch die ESA geht von einem Absturz der russischen Sonde am späten Nachmittag oder frühen Abend aus und gibt als Unsicherheit +/- vier Stunden an. Update (15. Januar 2012, 18.30 Uhr): Gegen 18 Uhr geht Roskosmos von einem Absturz von Phobos-Grunt über dem Atlantik zwischen Afrika und Südamerika aus. Als wahrscheinlichster Zeitpunkt wird 19.08 Uhr MEZ angegeben, das Zeitfenster des Absturzes zwischen 18.50 Uhr MEZ und 19.34 Uhr MEZ. Update (15. Januar 2012, 19.15 Uhr): Phobos-Grunt ist nach verschiedenen Meldungen offenbar abgestürzt, genauer Ort unklar, offizielle Bestätigung fehlt noch. Update (15. Januar 2012, 19.20 Uhr): Phobos-Grunt ist offenbar um 18.45 Uhr im Pazifik 1250 km westlich von Wellington abgestürzt. Offizielle Bestätigung fehlt weiterhin. Update (15. Januar 2012, 20.15 Uhr): Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums bestätigt gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Novosti Absturz von Phobos-Grunt um 18.45 Uhr MEZ im Pazifik.
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