Astro-Dateiformat für Vatikanische Bibliothek
von
Rainer Kayser
2.
Januar 2012
Wie soll man wertvolle wissenschaftliche Daten, die in
elektronischer Form vorliegen, so archivieren, dass sie auch in einigen
Jahrzehnten noch mit der dann vorhandenen Technologie gelesen werden können? Zur
Lösung dieses Problems entwickelten Astronomen das freie Dateiformat FITS. Es
soll nun auch zur Erhaltung der Schätze der Vatikanischen Bibliothek zur
Anwendung kommen.
Die ESA hilft beim Scannen alter Bücher der
Vatikanischen Bibliothek.
Foto: Vatican
Library |
Antike Bücher und Handschriften dauerhaft für die Nachwelt erhalten - vor diesem
Problem steht die Vatikanische Apostolische Bibliothek. Ein Bildbearbeitungs-
und Archivierungsprogramm aus der Astronomie soll nun dabei helfen, die
wertvollen Manuskripte auch für künftige Generationen zugänglich zu machen. In
einem Pilotprojekt scannen Vatikan-Bibliothekare und Astrophysiker der
Europäischen Weltraumagentur ESA einen Teil der umfangreichen Bestände der Bibliothek des Heiligen Stuhls ein.
In den 1970er Jahren entwickelten Wissenschaftler der
NASA und der ESA gemeinsam FITS, das "flexible image transportation format", auf Deutsch:
flexibles Transport-Format für Bilder. Ursprünglich für die Radioastronomie konzipiert, findet FITS heute in allen Bereichen der Himmelskunde Verwendung.
"Alle Arten von Daten, die in der Astronomie anfallen, passen in dieses Format",
erklärt Pedro Osuna, der Leiter der wissenschaftlichen Archive der ESA.
Eines der großen Probleme bei der digitalen Archivierung von Bildern und Daten ist die schnelle Veränderung der Standards: Schon nach wenigen Jahren können alte Daten von neuen Programmen häufig nicht mehr verarbeitet werden. FITS wurde von Anfang an so konzipiert, dass dieses Problem nicht auftritt.
"Ein Programm, das heutige FITS-Daten lesen kann, kann auch welche von vor zwanzig Jahren lesen", so Osuna.
"FITS ist grundsätzlich rückwärtskompatibel." Diese Eigenschaft macht FITS auch zur idealen Lösung für die Bibliothek des Vatikans. Die Bibliothek enthält rund zwei Millionen Bücher und Manuskripte, darunter über 150.000 Handschriften-Bände aus der Zeit vor der Erfindung der Druckerpresse
- einige dieser Schriften sind bis zu
1800 Jahre alt.
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