Kontaktversuche gehen weiter
von Stefan Deiters astronews.com
8. Dezember 2011
Noch gibt die russische Raumfahrtbehörde ihre im Erdorbit
gestrandete Marsmond-Sonde Phobos-Grunt
nicht auf: In dieser Woche wurde die europäische Raumfahrtagentur ESA gebeten,
ihre Kontaktversuche fortzusetzen. Zuvor hatte die ESA erklärt, entsprechende
Bemühungen einstellen zu wollen. Bis Freitag soll nun von Maspalomas aus weiter
versucht werden, mit der Sonde zu kommunizieren.

Die
ESA-Bodenstation in Maspalomas.
Foto: ESA |
Eigentlich hatte die europäische Raumfahrtagentur ESA die
Bemühungen, Kontakt zur im Erdorbit gestrandeten russischen Marssonde
Phobos-Grunt herzustellen, bereits aufgeben (astronews.com berichtete).
Doch dann wurden die Europäer offenbar erneut von ihren russischen Kollegen
gebeten, mit ihrer Bodenstation in Maspalomas auf der Kanareninsel Gran Canaria
auszuhelfen.
Bis morgen, so die ESA in einer kurzen Pressemitteilung, soll nun weiter
versucht werden, mit der Antenne eine redundante Sendeeinheit an Bord von
Phobos-Grunt anzusprechen. Die bisherigen Bemühungen in dieser Woche hatten
allerdings noch keinen Erfolg. Die 15-Meter-Antenne in Maspalomas wird
normalerweise für die Kommunikation mit der Cluster-II-Mission der ESA,
als Backup-Antenne sowie zur Unterstützung von Missionen unmittelbar nach dem
Start und in der frühen Orbitphase verwendet.
Die ESA hatte im November von ihrer Bodenstation im australischen Perth aus
erstmals einen kurzen Kontakt zur russischen Marsmond-Sonde hergestellt, konnte
später aber nicht erneut mit Phobos-Grunt kommunizieren. Auch russische
Einrichtungen sollen kurzen Kontakt mit der Sonde gehabt haben. Sie allerdings
gezielt zu steuern und etwa auf eine höhere Bahn zu bringen, ist ihnen dabei
nicht gelungen. Bislang ist offenbar auch weiterhin nicht geklärt, was an Bord
eigentlich schief gelaufen ist. Phobos-Grunt hatte unmittelbar nach dem
Start Anfang November zwei Triebwerkszündungen nicht wie geplant durchgeführt
und befindet sich seitdem immer noch in einem temporären niedrigen Erdorbit.
Über den Zustand von Phobos-Grunt gibt es weiterhin widersprüchliche
Berichte. Unklar ist noch immer, um was für Objekte es sich gehandelt haben
könnte, die sich Ende November von der Sonde gelöst haben (astronews.com
berichtete). Die Webseite RussianSpaceWeb berichtete zudem, dass
Augenzeugen Helligkeitsschwankungen bei Phobos-Grunt beobachtet haben
wollen, die darauf hindeuten würden, dass die Sonde mit bis zu drei Umdrehungen
pro Minuten um die eigene Achse taumelt und somit nicht mehr zur Sonne
ausgerichtet ist.
Dem widersprach nach Angaben von RussianSpaceWeb allerdings Viktor
Khartov vom russischen Raumfahrtunternehmen NPO Lawotschkin, das
Phobos-Grunt gebaut hat. In einem Interview mit der Tageszeitung
Iswestija soll dieser darauf hingewiesen haben, dass alle Bilder bislang
keinen Hinweis dafür liefern würden, dass die Sonde ins Taumeln geraten ist.
Sicher sei, dass die Sonde sich nach dem Start zur Sonne ausgerichtet und der
Bordcomputer gearbeitet habe. Möglicherweise, so Khartov, sei dies immer noch
der Fall und man würde sich weiter bemühen, die Sonde wiederzubeleben.
Es dürfte allerdings nur wenige geben, die noch an einen Erfolg dieser
Bemühungen glauben. Mit dem Absturz von Phobos-Grunt rechnen Fachleute
Mitte Januar 2012. Eine Gefahr für Menschen auf der Erde dürfte dabei nach
Meinung von Experten nicht bestehen. Die Sonde wird vermutlich in der
Erdatmosphäre explodieren.
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