Bricht Marsmond-Sonde bereits auseinander?
von Stefan Deiters astronews.com
5. Dezember 2011
Die Nachrichten über die im Erdorbit gestrandete russische Marsmond-Sonde Phobos-Grunt
werden immer düsterer: Die europäische Weltraumagentur ESA gab am Freitag
bekannt, dass es mit ESA-Antennen keine weiteren Kontaktversuche zu
Phobos-Grunt geben wird. Außerdem scheinen sich bereits zwei Teile von der
Marsmond-Sonde gelöst zu haben.
Die Sonde Phobos-Grunt.
Bild: Roskosmos / DLR |
Der europäischen Raumfahrtagentur ESA war es vor knapp zwei Wochen
von ihrer Bodenstation im australischen Perth aus erstmals gelungen, einen
kurzen Kontakt zur im Erdorbit gestrandeten russischen Marssonde
Phobos-Grunt herzustellen (astronews.com berichtete). Auch russische
Stationen sollen im Anschluss kurz Kontakt zur Sonde gehabt haben. Doch es
blieben die einzigen Erfolge bei den Rettungsversuchen der russischen Mission
zum Marsmond Phobos: Bald scheiterten alle Kommunikationsversuche wieder.
Ende November startete die ESA dann nach Modifikation ihrer Bodenstation in
Maspalomas auf der Kanareninsel Gran Canaria einen erneuten Kontaktversuch. Dazu
wurde die Station mit einer ähnlichen Hornstrahler-Antenne ausgerüstet, mit der
auch die Kommunikation in Perth gelungen war. Allerdings blieben alle Versuche,
mit Phobos-Grunt Kontakt aufzunehmen erfolglos. Am Freitag teilte die
ESA dann in einer kurzen Stellungnahme mit, dass es weitere Versuche nicht geben
wird. Man stehe aber für eine Unterstützung der Mission wieder bereit, falls
sich eine neue Situation ergeben sollte.
Am Wochenende berichtete die russische Raumfahrtwebseite RussianSpaceWeb,
dass sich nach US-Radardaten bereits am 29. November zwei Objekte von
Phobos-Grunt gelöst hätten. Beide sollen sich zunächst langsam von der
Sonde entfernt, dann aber schnell an Höhe verloren haben und schließlich am 1.
Dezember in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht sein. Sollten sich also
tatsächlich bereits Teile von Phobos-Grunt lösen, würde es um die Sonde
noch deutlich schlechter stehen, als bislang befürchtet. Bislang waren die
russischen Stellen davon ausgegangen, dass Phobos-Grunt noch bis ins
nächste Jahr stabil um die Erde kreisen wird.
Die Höhe des Orbits von Phobos-Grunt hatte in den vergangenen Wochen
immer weiter angenommen: War die Sonde am 9. November noch maximal 345 Kilometer
von der Erde entfernt, hat sich dieser Wert inzwischen auf unter 300 Kilometer
verringert. Phobos-Grunt war Anfang November gestartet worden. Da zwei Triebwerkszündungen ausblieben, gelangte
die Sonde nur in einen temporären erdnahen Orbit, auf dem sie sich nicht lange
halten kann. Die niedrige Umlaufbahn erschwert zudem die Kontaktaufnahme, da
sich die Sonde immer nur sehr kurz im Empfangsbereich
einer Antenne aufhält.
|