Marsmond-Sonde antwortet nicht mehr
von Stefan Deiters astronews.com
30. November 2011
In der vergangenen Woche kam für kurze Zeit ein wenig
Hoffnung auf, dass die russische Marsmond-Mission Phobos-Grunt doch
noch nicht verloren ist: Der ESA war es gelungen, über ihre Bodenstation in
Perth Kontakt zur Sonde aufzunehmen. Weitere Versuche zur Kommunikation mit
Phobos-Grunt in den vergangenen Tage waren allerdings wieder erfolglos.

Die Sonde Phobos-Grunt.
Bild: Roskosmos / DLR |
Am Abend des 22. November 2011 wurde eine Meldung verbreitet, auf
die viele seit Wochen gewartet hatten: Von ihrer Bodenstation im australischen
Perth aus war es der europäischen Weltraumagentur ESA tatsächlich gelungen,
erstmals Kontakt zur im Erdorbit "gestrandeten" russischen Marsmond-Sonde
Phobos-Grunt aufzunehmen. Die Sonde war Anfang des Monats gestartet und
sollte sich inzwischen eigentlich auf dem Weg zum Mars befinden. Da allerdings
zwei Triebwerkszündungen ausblieben, gelangte Phobos-Grunt nur in einen
erdnahen Orbit, auf dem sich die Sonde immer nur sehr kurz im Empfangsbereich
einer Antenne aufhält (astronews.com berichtete wiederholt).
In den Wochen nach dem Start hatten die russischen Verantwortlichen zunächst
nichts von der Sonde gehört, so dass viele die Sonde schon verloren glaubten.
Die Meldung aus Perth gab den Beteiligten nun wieder etwas Hoffnung darauf, dass
die Mission vielleicht doch noch gerettet werden kann. Im weiteren Verlauf
gelang es sogar Telemetrie-Daten der Sonde zu empfangen und es wurde versucht
neue Instruktionen zu Phobos-Grunt zu übermitteln. Am 24. November 2011
konnten russische Experten auch von Baikonur aus Kontakt zur Phobos-Grunt
aufnehmen. Die ESA-Einrichtungen standen hingegen für einige Tage nicht zur
Verfügung, da sie zur Steuerung von ESA-Missionen dringend benötigt wurden. Die
Orbithöhe von Phobos-Grunt wird offenbar kontinuierlich geringer und
lag Mitte letzter Woche zwischen 319 und 205 Kilometern.
Doch die positiven Nachrichten hielten nicht an: Ab dem 25. November 2011
sind keine erfolgreichen Kontakte zu Phobos-Grunt mehr bekannt
geworden. Auch weitere ESA-Bemühungen blieben erfolglos. Man hat zwar immer
wieder versucht, Instruktionen an die Sonde zu übermitteln, doch bislang
offenbar ohne Erfolg. Sollte eine Kontaktaufnahme erneut gelingen, müsste zuerst
der Orbit der Sonde erhöht würden. Ansonsten dürfte sie zu Beginn des kommenden
Jahres in die Atmosphäre eintreten und explodieren. Ein höherer Orbit würde
zudem auch die Zeit verlängern, in der von einer Bodenstation aus eine
Kommunikation mit der Sonde möglich ist.
Am Wochenende und zu Beginn dieser Woche gab es erneut Versuche, mit
Phobos-Grunt Kontakt aufzunehmen. In der Nacht auf Dienstag wurden
spezielle Kommandos an die Sonde übermittelt, die eine Zündung der Triebwerke
auslösen und Phobos-Grunt so auf einen höheren Orbit bringen sollten.
Offenbar gelang dies nicht. Der Versuch soll aber - auch mit Unterstützung der
ESA - wiederholt werden. Die ESA will dazu auch ihre Empfangsstation in
Maspalomas auf der Kanareninsel Gran Canaria mit einer ähnlichen
Hornstrahler-Antenne ausrüsten, mit der auch die Kommunikation in Perth gelungen
war.
Es sieht also weiterhin nicht gut aus für Phobos-Grunt. Als Erfolg
müsste es wohl inzwischen schon gelten, wenn es gelänge, tatsächlich so lange
mit der Sonde zu kommunizieren, dass dabei ausreichend Daten übermittelt werden
können, die verraten, was eigentlich Anfang des Monats schief gelaufen ist.
Anschließend könnte man eventuell auch über weitere Verwendungsmöglichkeiten für
die Sonde nachdenken. Doch bis dahin ist es, angesichts der Funkstille der
letzten Tage, noch ein weiter Weg.
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