Weniger Sterne durch Dunkle Energie
von
Rainer Kayser
23.
August 2011
In Galaxien gab es vor einigen Milliarden Jahren erheblich
mehr molekularen Wasserstoff als heute und deswegen auch eine deutlich höhere
Sternentstehungsrate - das ergab eine neue Studie eines
australisch-französischen Forscherteams. Verantwortlich dafür ist die mysteriöse
Dunkle Energie, die für eine beschleunigte Expansion des Universums sorgt, was
den Zustrom von Gas behindert.
Das Mopra-Radioteleskop in der Nähe von
Coonabarabran im australischen Bundesstaat New
South Wales.
Foto: CSIRO |
Vor drei bis fünf Milliarden Jahren enthielten Galaxien erheblich mehr
molekularen Wasserstoff als im heutigen Kosmos. Das zeigen radioastronomische
Beobachtungen eines australisch-französischen Forscherteams. Die abnehmende
Menge an Gas in den Galaxien liefert eine Erklärung dafür, warum die
Sternentstehungsrate im Verlauf der kosmischen Geschichte abgenommen hat, so die
Wissenschaftler im Fachblatt Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Ursache für diese Entwicklung sei die beschleunigte Expansion des Universums durch die mysteriöse Dunkle Energie, die den Zustrom von neuem Gas behindere.
Die Entstehung neuer Sterne hat wenige Milliarden Jahre nach dem Urknall einen Höhepunkt durchlaufen und nimmt seither ab. Durch die Sternentstehung wird
"der molekulare Wasserstoff in den Galaxien mit der Zeit verbraucht", erläutert Robert Braun von der nationalen australischen Wissenschaftsorganisation CSIRO.
"Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Abnahme des Gases dem gleichen Muster
folgt wie die Abnahme der Sternentstehungsrate."
Zwar geben Sterne im Verlauf ihres Lebens einen Teil des Gases wieder ins Weltall ab.
"Doch 70 Prozent des ursprünglichen Gases bleibt in Form von Weißen Zwergsternen, Neutronensternen und Planeten gebunden", so Braun. Entscheidend für die Aufrechterhaltung der Sternentstehung sei deshalb der Zustrom neuen Gases aus dem Raum zwischen den Galaxien. Noch rund zwei Drittel des Wasserstoffs befinden sich im heutigen Kosmos in diesem intergalaktischen Medium.
Doch der Zustrom neuen Gases versiegt langsam, wie die Beobachtungen von Braun und seinen Kollegen zeigen.
"Die verfügbare Gasmenge und die Sternentstehungsrate begannen gerade in der Epoche zu fallen, in der die Dunkle Energie die Kontrolle über das Universum übernommen hat", sagt der Astrophysiker. Die Dunkle Energie ist eine bislang rätselhafte Kraft, die zu einer beschleunigten Expansion des Kosmos führt. Zunächst dominierte im Universum die Schwerkraft, die auch das intergalaktische Gas in die Galaxien hineingezogen hat. Die stärker werdende Dunkle Energie und die damit verbundene schnellere kosmische Expansion schwächt diesen Zustrom jedoch immer mehr ab und erschwert damit auch die Entstehung neuer Sterne.
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