Exoplaneten-Jagd auch auf der Nordhalbkugel
von Stefan Deiters astronews.com
14. Februar 2011
Der High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher
(HARPS), ein Instrument, das am 3,6-Meter ESO-Teleskop im chilenischen La Silla
montiert ist, gilt als weltweit bester Exoplaneten-Jäger. Ab April 2012 wird
sich HARPS selbst Konkurrenz machen. Dann soll nämlich HARPS-N auf der
Kanareninsel La Palma in Betrieb gehen und auch von der Nordhalbkugel aus nach
extrasolaren Planeten suchen.

HARPS-N wird am 3,6-Meter Telescopio
Nazionale Galileo (TNG)auf La Palma installiert
werden. Foto: INAF
/ Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics |
Die meisten extrasolaren Planeten wurden bislang mit Hilfe der
Radialgeschwindigkeitsmethode entdeckt. Dabei sucht man nach dem leichten
Wackeln eines Sterns, das durch einen umlaufenden Planeten verursacht wird.
Dieses Wackeln lässt sich aber nicht direkt erkennen, sondern verrät sich durch
die Dopplerverschiebung des Sternenlichts. Sie entsteht, weil sich der Stern
durch das Wackeln auf uns zu und von uns weg bewegt.
Um diese leichte Verschiebung im Spektrum eines Sterns erkennen zu können,
bedarf es eines sehr genauen Spektrografen. Und genau um so einen handelt es
sich beim High
Accuracy Radial Velocity Planet Searcher (HARPS), der am 3,6-Meter
ESO-Teleskop im chilenischen La Silla montiert ist. Das Instrument konnte in den vergangenen
Jahren zahlreiche Planetensystem um ferne Sonnen aufspüren und hat sich so den
Ruf als weltbester Exoplaneten-Jäger erarbeitet.
Jetzt soll HARPS Konkurrenz auf der Nordhalbkugel bekommen: Die "Väter" von
HARPS von der Genfer Sternwarte wollen in Kooperation mit Astronomen aus aller
Welt ein zweites HARPS-Instrument am 3,6-Meter Telescopio Nazionale Galileo (TNG) auf der Kanareninsel La Palma installieren.
Das "First Light", also
die ersten Beobachtungen, sind für April 2012 vorgesehen.
HARPS-N wird außer der normalen Jagd nach bislang unbekannten Exoplaneten
noch eine weitere wichtige Aufgabe übernehmen können. Von La Palma aus lässt
sich nämlich auch jene Himmelsregion in den Sternbildern Schwan und Leier
anvisieren, in denen die Sonde Kepler nach Planeten sucht. Kepler hat inzwischen
über 1.000 potentielle Planeten gefunden (astronews.com berichtete), doch jeder Kandidat erfordert
gründliche Nachbeobachtungen, um sicher sein zu können, dass es sich
tatsächlich um einen Planeten handelt und um dann mehr über die ferne Welt zu
erfahren.
"Wir haben eine Kooperation mit verschiedenen Institutionen gebildet, um
eine nördliche Kopie von HARPS zu bauen", so Francesco Pepe von der Genfer
Sternwarte. "Wir erwarten alle, dass HARPS-N ebenso erfolgreich sein wird, wie
sein südlicher 'Bruder'" Und Dimitar Sasselov, von der Harvard University
ergänzt: "HARPS-N wird die interessantesten Ziele von Kepler so gründlich
untersuchen, wie das sonst nirgends auf der Welt möglich ist."
Lassen sich von einem extrasolaren Planeten sowohl Transits beobachten als
auch Radialgeschwindigkeitsmessungen machen, ist es den Astronomen möglich, die
ferne Welt vergleichsweise genau zu charakterisieren und etwa ihre Dichte
zu bestimmen. Damit lassen sich dann Gesteinsplaneten oder Wasserwelten von
Gasplaneten unterscheiden und somit feststellen, ob man tatsächlich eine
potentielle zweite Erde vor sich haben könnte.
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