Eine kosmische Weihnachtsbaumkugel
von Stefan Deiters astronews.com
24. Dezember 2010
NASA und ESA haben das Bild einer kosmischen Weihnachtsbaumkugel
veröffentlicht, die das Weltraumteleskop Hubble in der Großen
Magellanschen Wolke aufgespürt hat. Die Sphäre aus Gas entstand durch eine
Supernova-Explosion, die vor rund 400 Jahren zu beobachten gewesen sein muss und dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von 18 Millionen Kilometern pro Stunde
aus.
Hubble-Aufnahme von SNR B0509-67.5.
Bild: NASA, ESA und das Hubble Heritage
Team (STScI/AURA) / J. Hughes (Rutgers
University) [Großansicht]
Kombiniertes Bild aus Chandra- und
Hubble-Daten von SNR B0509-67.5.
Bild: NASA, ESA, das Hubble Heritage Team
(STScI/AURA) und NASA / CXC / SAO / J. Hughes [Großansicht] |
Das jetzt veröffentlichte Bild basiert auf Beobachtungen, die
zwischen 2006 und 2010 entstanden sind. Die Gaskugel scheint darauf friedlich
durchs All zu schweben, doch dieser Eindruck trügt: Wie Aufnahmen des
Röntgenteleskops Chandra zeigen, geht es in ihrem Inneren turbulent zu. Die
Struktur entstand nämlich, als Material, das bei einer Supernova-Explosion ins
All geschleudert wurde, sich durch das interstellare Medium ausbreitete. Dieser
sichtbare Rest der Supernova ist als SNR B0509-67.5 katalogisiert. Schauplatz
der Explosion war die Große Magellansche Wolke, eine Satellitengalaxie der
Milchstraße in einer Entfernung von rund 160.000 Lichtjahren.
Unebenheiten in der Hülle der Struktur könnten entweder durch die variierende
Dichte des interstellaren Mediums oder aber durch die Fragmente selbst
entstanden sein, die
bei der Explosion in die Umgebung geschleudert wurden. Die blasenförmige
Gashülle hat einen Durchmesser von 23 Lichtjahren und dehnt sich mit einer
Geschwindigkeit von über 18 Millionen Kilometer pro Stunde aus.
Astronomen glauben, dass es sich bei der Supernova um eine Explosion vom Typ
Ia gehandelt hat. Damit muss an dieser Stelle ursprünglich ein Doppelsternsystem
existiert haben, dessen einer Partner ein Weißer Zwerg war. Dieser hat so lange
Material von seinem Begleiter abgezogen, bis er instabil wurde und explodiert
ist. Supernovae vom Typ Ia spielen eine wichtige Rolle in der Astronomie, da sie
zur Messung von Entfernungen verwendet werden. Mit ihrer Hilfe entdeckte man
beispielsweise, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt, wofür man eine
mysteriöse Dunkle Energie verantwortlich macht.
Hubble beobachtete den Supernova-Überrest am 28. Oktober 2006 mit der Advanced
Camera for Surveys und verwendete dabei einen Filter, der nur das Licht von
glühendem Wasserstoffgas durchlässt, das man in der sich ausdehnenden Hülle
sehen kann. Am 4. November 2010 machte das Teleskop mit der Wide Field Camera 3
zusätzliche Beobachtungen der Region im sichtbaren Bereich des Lichts. Die Röntgendaten von
Chandra stammen aus dem Archiv.
Das Alter des Supernova-Überrest beträgt rund 400 Jahre. Um das Jahr 1600
herum hätte man die Explosion also eventuell von der Südhalbkugel aus sehen können.
Es gibt allerdings keine Berichte, über einen "neuen Stern" der damals plötzlich
am Himmel aufgetaucht ist.
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