Eindrucksvoller Blick auf galaktische Kollision
von Stefan Deiters astronews.com
11. November 2010
Zu den wohl spektakulärsten Ereignissen, die sich am Himmel
beobachten lassen, gehören die Kollisionen von Galaxien. Das Bild eines
besonders eindrucksvollen und bekannten Beispiels hat nun die europäische
Südsternwarte ESO veröffentlicht. Es zeigt das System NGC 7252, das wegen seines
eigentümlichen Aussehens einen nicht minder eigentümlichen Namen erhalten hat:
die Atome-für-den-Frieden-Galaxie.
Die "Atome-für-den-Frieden-Galaxie" NGC 7252.
Bild: ESO [Großansicht] |
Bei der "Atome-für-den-Frieden-Galaxie", die ihren Namen ihrer
Ähnlichkeit mit einem von Elektronen umschwirrten Atomkern verdankt, handelt es
sich in Wirklichkeit um zwei kollidierende Galaxien in rund 220 Millionen
Lichtjahren Entfernung. Das System ist auch unter den Namen NGC 7252 oder Arp
226 bekannt. Amateurastronomen können die Galaxien gerade noch als kleinen,
blassen Lichtfleck ausmachen. Das jetzt von der Europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichte Bild entstand mit dem 2,2-Meter-MPG/ESO-Teleskop des La Silla
Observatory.
Galaxienkollisionen sorgen nicht nur für faszinierende Bilder, sondern sind
auch einer der wichtigsten Prozesse für die Entwicklung der Strukturen im
Universum. Die Beobachtung der "Atome-für-den-Frieden-Galaxie" bietet den
Astronomen eine Momentaufnahme eines solchen Vorgangs: Deutlich erkennbar sind
lange Ströme aus Gas, Sternen und Staub, die sich von den kollidierenden und
verschmelzenden Galaxien ins All erstrecken.
Auch die chaotischen Verhältnisse im Zentrum der Galaxie werden deutlich: Gas
wird komprimiert und so die Entstehung von neuen Sternen angeregt. Deswegen
finden sich auch hier, wie in vielen anderen kollidierenden Systemen, unzählige
sehr junge Sternhaufen, die in den vergangenen 50 bis 500 Millionen Jahren
entstanden sind. Sie könnten sich im Laufe der Zeit einmal zu Objekten
entwickeln, die den Kugelsternhaufen der Milchstraße ähneln.
Kollisionen und Verschmelzungen von Galaxien sind im Universum etwas ganz
Normales. Astronomen gehen inzwischen sogar davon aus, dass die heute
existierenden großen Galaxien nur durch die Verschmelzung zahlreicher kleinerer
Galaxien entstanden sein können. Und dieser Prozess ist noch immer nicht
abgeschlossen: So werden beispielsweise unsere Milchstraße und die
Andromedagalaxie in einigen Milliarden Jahren auch kollidieren und anschließend
verschmelzen.
Der Name "Atome-für-den-Frieden-Galaxie" hat seinen Ursprung in einer "Atome
für den Frieden" (Atoms for Peace) betitelten Rede des US-Präsidenten Eisenhower
im Dezember 1953. Darin warb er für die friedliche Nutzung der Kernenergie.
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