DLR startet Raketenprogramm für Studenten
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
5. Oktober 2010
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat heute unter dem Namen
STERN (Studentische Experimental-Raketen) ein Förderprogramm ins Leben gerufen,
in dem Studenten eine eigene Rakete entwickeln, bauen und starten sollen. Das
Programm richtet sich an alle Hochschulen mit der Fachrichtung Luft- und
Raumfahrttechnik.
Start einer Heißwasserrakete vom Typ B4-1V01 auf
dem Bundeswehrgelände Klietz bei Rathenau. Gut zu
erkennen sind die seitlich angebrachten Booster,
bei denen es sich jedoch um Attrappen handelt,
die keinen Schub erzeugen und zur Beherbergung
der Elektronik und des Bergungssystems dienen.
Foto: Aerospace Institute / TU Berlin |
An Bord des Flugkörpers soll sich eine kleine Telemetrie-Nutzlast
befinden, welche die wichtigsten Bahndaten während des Fluges zur Erde
funkt und den Studenten beispielsweise Auskunft über die erreichte
Flughöhe und Geschwindigkeit der Rakete gibt. Als Antrieb dürfen sowohl
Feststoff- als auch Hybrid- oder Heißwassermotoren zur Anwendung kommen.
Damit die Studenten in ihrem Studium möglichst früh lernen
ingenieurwissenschaftlich zu arbeiten und ihr fachtechnisches Wissen
unter Beweis zu stellen, ist keine Höhenbeschränkung für die Rakete
vorgesehen.
Die Laufzeit der Förderung beträgt je nach Hochschule und Projektumfang
bis zu drei Jahren. Die Arbeiten der Studenten sollen dabei Teil von
Lehrveranstaltungen sein, die sich mit verschiedenen Aspekten der
Raketentechnik beschäftigen. Neben der Auslegung des Antriebs
konzentrieren sich die Tätigkeiten dabei besonders auf das Gesamtsystem
"Rakete", das wegen seiner Komplexität ein fachübergreifendes Denken und
Gruppenarbeit erfordert.
Wie bei einem "echten Projekt" in der Raumfahrttechnik und bei der
Entwicklung eines neuen Trägersystems müssen die zukünftigen Absolventen
zeitlich und inhaltlich festgelegte "Meilensteine" erfüllen. Außerdem
sind sie in verschiedenen Reviews gefordert, in denen sie ihr Design
gegenüber einer kritischen Zuhörerschaft präsentieren und rechtfertigen
müssen. Zu den Aufgaben der Studenten gehören beispielsweise
Windkanaltests, in denen sie das Strömungsprofil um den Raketenkörper
ermitteln und mit den Computermodellen aus der Strömungsmechanik (Computational
Fluid Dynamics) vergleichen.
Weitere Betätigungsfelder ergeben sich bei der Auslegung von
Druckbehältern (Tanks, Motorgehäuse), der Düsengeometrie oder bei der
Festigkeitsberechnung (Finite Elemente Methode) von einzelnen Elementen
der Rakete. Vorbereitungen zum Start einer Heißwasserrakete Mit
selbstentwickelten Antrieben einen europäischen Höhenrekord brechen Die
Studenten können ihre selbstentwickelten Antriebe beispielsweise auf dem
DLR-Testgelände in Lampoldshausen bei Heilbronn testen. Hier finden auch
die Triebwerksversuche für die europäische Ariane-5-Rakete
statt.
Am Ende des jeweiligen Hochschul-Projektes soll eine flugfähige Rakete
stehen. Gestartet werden die Raketen unter anderem vom Raumfahrtzentrum
Esrange bei Kiruna in Schweden. Dort wurde auch der europäische
Höhenrekord von 12,55 Kilometern für eine Amateurrakete aufgestellt.
Diesen zu überbieten und noch weitaus höher zu fliegen könnte das
Fernziel eines DLR-Programms sein, das über die angelegte
Projektlaufzeit von drei Jahren hinaus geht und damit den Hochschulen
eine langfristige Perspektive zur Ausbildung des wissenschaftlichen
Nachwuchses, speziell im Bereich der Raumfahrt bietet.
Die programmatische Leitung erfolgt durch die DLR Raumfahrt-Agentur in
Bonn und wird in der Durchführung von der Mobilen Raketenbasis des DLR
(MORABA) begleitet. Die Flugkampagnen in Kiruna werden von
EuroLaunch, einer Kooperation von MORABA und dem Esrange Space
Center des schwedischen Raumfahrtunternehmens SSC (Swedish
Space Corporation), durchgeführt. Ein Förderantrag kann von den
betreffenden Hochschulen ab sofort eingereicht werden. Der Projektbeginn
ist ab Januar 2011 möglich.
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