Ähnlich entstanden wie der Erdmond?
von
Rainer Kayser
22.
September 2010
Ist der Marsmond Phobos, den man bislang immer für einen
eingefangenen Asteroiden gehalten hatte, ganz ähnlich wie der Mond der Erde
entstanden, nämlich durch einen gewaltigen Einschlag auf dem Mars? Neue
Messungen mit der europäischen Sonde Mars Express, die jetzt auf einer
Konferenz in Rom vorgestellt wurden, deuten zumindest darauf hin.
Der Marsmond
Phobos in einer Aufnahme der Sonde Mars
Reconnaissance Orbiter.
Bild: NASA/JPL-Caltech/University of
Arizona |
Der Marsmond Phobos ist möglicherweise ähnlich entstanden wie der Trabant der Erde: aus ins Weltall geschleuderten Trümmern eines großen Einschlags auf dem Planeten. Darauf deuten neue Messungen der mineralogischen Zusammensetzung und der Dichte des Marsmondes hin, die jetzt auf dem
European Planetary Science Congress in Rom präsentiert wurden. Bislang waren die Planetenforscher davon ausgegangen, dass es sich bei den kleinen Monden unseres roten Nachbarplaneten um eingefangene Asteroiden handelt.
"Wir haben erstmalig Schichtsilikate auf Phobos nachgewiesen", berichtet Marco Giuranna vom Nationalen Institut für Astrophysik in Rom.
"Das ist deshalb überraschend, weil es auf die Wechselwirkung von Silikaten mit Wasser im Ursprungskörper hindeutet, und zwar bevor Phobos entstanden ist." Die Messungen von Giuranna und seinen Kollegen mit dem
Planetary Fourier Spectrometer an Bord der europäischen Sonde Mars Express zeigen außerdem, dass die mineralogische Zusammensetzung von Phobos eher der Marskruste als typischen Asteroiden ähnelt.
Das spricht nach Ansicht von Giuranna und seinen Kollegen dafür, dass Phobos ähnlich wie der irdische Mond aus Trümmern entstanden ist, die bei einem großen Einschlag aus der Kruste des Planeten Mars herausgeschlagen und ins Weltall geschleudert wurden. Unterstützung für diese These liefern auch neue Messungen der Dichte des Marsmondes, die Martin Pätzold von der Universität Köln und sein Team ebenfalls mit
Mars Express durchgeführt haben. Aus Bahnabweichungen der Sonde konnten die Forscher die Masse und damit die Dichte des Himmelskörpers bestimmen.
Mit 1,86 Gramm pro Kubikzentimeter ist sie signifikant geringer als bei Asteroiden. Phobos muss demnach eine schwammartige Struktur besitzen und zu 25 bis 45 Prozent aus Hohlräumen bestehen - genau das wäre für einen kleinen, aus Trümmerstücken locker zusammengesetzten Körper zu erwarten.
Ganz vom Tisch ist das alternative Einfangszenario deshalb allerdings noch nicht. So gibt Pascal Lee vom
Mars Institute im kalifornischen Moffett Field zu bedenken, dass es auch silikathaltige Asteroiden gibt - und die geringe Dichte könnte eine Folge davon sein, dass ein Asteroid beim Einfang zerfallen und Phobos dann aus den Trümmern entstanden ist. Eine endgültige Klärung des Ursprungs von Phobos könnte die russische
Grunt-Mission liefern, die 2011 starten und Bodenproben von dem Marsmond zur Erde bringen soll.
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