Die Geheimnisse einer kosmischen Katze
von Stefan Deiters astronews.com
21. April 2010
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute ein neues Bild
des eindrucksvollen Sternentstehungsgebietes NGC 6334 veröffentlicht. Es
entstand mit dem neuen Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy
(VISTA) des Paranal Observatory in Chile. Die Region, in der unzählige
massereiche Sterne entstehen, wird auch Katzenpfotennebel genannt.
VISTAs Blick auf den Katzenpfotennebel (NGC
6334).
Bild: ESO / J. Emerson / VISTA /
Cambridge Astronomical Survey Unit
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Der Katzenpfotennebel liegt ungefähr 5.500 Lichtjahre von der Erde
entfernt im Sternbild Skorpion und hat einen Durchmesser von 50 Lichtjahren. Im
sichtbaren Bereich des Lichtes sorgt die Strahlung von jungen, heißen Sternen
für das rötliche Aufleuchten von bestimmten Nebelstrukturen, denen die
Sternentstehungsregion auch ihren Spitznamen verdankt. Erst kürzlich hatte die
ESO ein Bild veröffentlicht, auf dem dies eindrucksvoll zu sehen war
(astronews.com berichtete). NGC 6334 gilt als eine der aktivsten
Sternentstehungsgebiete für massereiche Sterne in unserer Milchstraße.
Das neue Bild zeigt einen anderen Blick auf den Katzenpfotennebel. Es stammt
vom Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA), dem
jüngsten Neuzugang des Paranal Observatory
der ESO in Chile. Das Teleskop beobachtet im Infraroten und kann so durch einen
großen Teil des Staubs hindurchsehen, der den Blick im Optischen versperrt.
VISTA verfügt über einen 4,1 Meter durchmessenden Spiegel und die größte
Infrarotkamera überhaupt.
Mit diesem leistungsfähigen Instrument haben die Astronomen nun einen Blick
auf die gerade entstehenden massereichen Sterne in NGC 6334 geworfen. Einige
davon haben die fast zehnfache Masse unserer Sonne. Die Forscher erhoffen sich
so neue Hinweise auf die erste Lebensphase dieser Sterne. Das große Blickfeld
von VISTA ermöglicht es, das gesamte Sternentstehungsgebiet auf einmal
aufzunehmen und dazu noch mit einer bislang unerreichten Detailtreue.
Auf dem Bild sind auch zahlreiche Sterne der Milchstraße zu sehen sowie
dunkle Staubschwaden, die hier erstmals vollständig zu erkennen sind. Der Staub
ist an diesen Stellen so dick, dass sogar Infrarotstrahlung ihn nicht
durchdringen kann. In vielen dieser staubigen Regionen, etwa in der Bildmitte,
sind orangefarbene Strukturen zu sehen. Hier verbergen sich sehr junge, aktive
Sterne, von denen gebündelte Teilchenstrahlen, sogenannten Jets, ausgehen. Sie
sind auf Aufnahmen im sichtbaren Bereich nicht zu sehen. Weiter außerhalb sind
dann etwas ältere Sterne zu erkennen.
Astronomen haben mit VISTA gerade mehrere ausführliche
Himmelsdurchmusterungen begonnen, mit denen das Teleskop die kommenden Jahre
beschäftigt sein wird. Im Infrarotbereich gilt VISTA als das weltweit
leistungsfähigste Durchmusterungs-Teleskop. Das jetzt veröffentlichte Bild lässt
nach Ansicht der Astronomen auf zahlreiche weitere spektakuläre Aufnahmen und
Daten hoffen.
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