Astronomen feiern 500. Gamma-ray Burst
von Stefan Deiters astronews.com
20. April 2010
Seit über fünf Jahren bemühen sich Astronomen mithilfe des
NASA-Satelliten Swift mehr über die mysteriösen Gammastrahlenblitze, oder
Gamma-ray Bursts, herauszufinden, die immer wieder unerwartet am Himmel zu
sehen sind. Mitte April registrierte die Sonde nun ihren 500. Gamma-ray Burst.
Dazu benötigte sie allerdings ein wenig menschliche Hilfe.
Die von Swift registrierten Gamma-ray Bursts
farbkodiert nach Entdeckungsjahr. Im Hintergrund
ein Infrarotbild der Milchstraße.
Bild: NASA / Swift /Francis Reddy
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"Auf der einen Seite ist es natürlich nur eine Zahl, auf der
anderen Seite aber auch ein beachtlicher Meilenstein", freut sich Neil Gehrels, der
verantwortliche Wissenschaftler für Swift am Goddard Space Flight Center der
NASA. "Jeder Blitz lieferte ein weiteres Teil des Puzzles und gab uns ein
klareres Bild." Und Swift-Teammitglied Derek Fox von der Penn State University
ergänzt: "Nach über fünf Jahren und 500 Bursts hat Swift jede Erwartung in die
Mission erfüllt und uns außerdem viele Überraschungen geliefert."
Gamma-ray Burst Nummer 500 trägt den offiziellen Namen GRB 100413B und
ereignete sich im Sternbild Kassiopeia. Es handelte sich um einen "langen
Burst", den die Astronomen in der Regel mit dem Tod eines massereichen Sterns in
Verbindung bringen. Er wurde allerdings nicht bei der Analyse an Bord von Swift
entdeckt, sondern erst bei der späteren Durchsicht der Daten auf der Erde. Dabei
suchen Teammitglieder nach schwächeren Blitzen, die sich nicht ohne weiteres
automatisch erkennen lassen.
Swifts wichtigste Aufgabe ist es, Gamma-ray Burst zu entdecken und ihre
genaue Position am Himmel festzustellen. Diese Informationen werden dann an
andere Teleskope übermittelt, die dann unmittelbar mit Beobachtungen beginnen können.
Swift verfügt aber auch selbst über ein kleines Teleskop, mit dem Beobachtungen
im Röntgenbereich und im Optischen und Ultravioletten gemacht werden
können. Dies kann auch zur Untersuchung von anderen Himmelsobjekten verwendet
werden. Swift war im November 2004 gestartet worden und ist ein
amerikanisch-britisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt mit deutschen und
japanischen Kollaborationspartnern.
Gamma-ray Bursts wurden 1967 von militärischen Satelliten entdeckt, die
eigentlich nach Spuren unerlaubter Atombombentests suchen sollten. Mit immer
empfindlicheren Instrumenten kann man inzwischen ungefähr zwei dieser Blitzte pro
Tag nachweisen, jeden achten davon entdeckt auch Swift. Inzwischen sind fast
6.000 Gamma-ray Bursts registriert worden. Betrachtet man nur die Blitze, von
denen man auch eine Entfernung bestimmen konnte, beträgt Swifts Anteil
daran 75
Prozent.
Schon vor Swift hatte man bemerkt, dass Gamma-ray Bursts in zwei Varianten,
kurze und lange, vorkommen und gleichmäßig am Himmel verteilt sind. Da man in den Blitzen keine
Struktur unserer Galaxie erkennen konnte, folgerte man, dass sie
extragalaktischen Ursprungs sein mussten. Das bedeutete aber auch, dass sie sehr
weit entfernt sind und damit außerordentlich energiereich.
Genauere Informationen über die Bursts erhielt man durch das Studium ihres
Nachglühens, etwa im Röntgenbereich, aber auch im sichtbaren Licht. Gerade dafür
war es aber nötig, möglichst schnell und präzise ihre Position zu bestimmen und
diese an andere Teleskope zu übermitteln. Und hier leistete Swift in den
vergangenen Jahren wertvolle Dienste.
Lange Gamma-ray Bursts, so die aktuelle Lehrmeinung, entstehen durch den
Kollaps eines massereichen Sterns am Ende seines nuklearen Lebens. Wenn diese
sterbende Sonne zu einem Schwarzen Loch wird, entstehen in manchen Fällen
gebündelte Teilchenstrahlen mit enormen Geschwindigkeiten, die einen Gamma-ray
Burst auslösen können.
Die kurzen Gamma-ray Bursts bereiten den Forschern noch größeres Kopfzerbrechen.
Man vermutet inzwischen, dass sie entstehen, wenn zwei kompakte Objekte, etwa
zwei Neutronensterne oder ein Neutronenstern und ein Schwarzes Loch, kollidieren
und verschmelzen. Doch bis heute ist der Ursprung der kurzen Bursts noch nicht
abschließend geklärt. Swift hat also noch jede Menge zu tun.
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