Jugendliche auf den Spuren des Urknalls
Redaktion
/ Pressemitteilung der Technischen Universität Dresden astronews.com
19. April 2010
Morgen fällt in Dresden der Startschuss für eine bundesweite Aktion, mit der
Jugendliche für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung begeistert
werden sollen. Bei sogenannten Masterclasses können unter Betreuung von
jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Schulen, in
Schülerlaboren und in anderen Bildungseinrichtungen echte Daten von
Teilchenkollisionen ausgewertet werden.
Ausschnitt eines Ereignisbilds von einer
Teilchenkollision bei 7 TeV, aufgezeichnet vom
Detektor ATLAS am CERN.
Bild: CERN / idw / TU Dresden |
Im Genfer Forschungszentrum CERN knallten Ende März die Sektkorken, als
der Teilchenbeschleuniger LHC eine neue Rekordmarke erreichte. Fachleute
aus aller Welt hatten dem Ereignis entgegengefiebert, denn vom LHC
erhoffen sie sich neue Erkenntnisse über den Anfang und Aufbau der Welt.
Im Rahmen des bundesweiten "Netzwerks Teilchenwelt" haben nun auch über
6.000 Jugendliche jährlich die Gelegenheit, an der "Reise zum Urknall"
teilzuhaben. Der Startschuss dafür fällt morgen in Dresden.
Urknall, ferne Galaxien, dunkle Materie: das sind nur einige Stichworte,
die die Forschungswelten der Teilchen- und Astroteilchenphysik
beschreiben. Worum genau es dabei geht, können Schülerinnen und Schüler
im Alter von 15 bis 19 Jahren im Rahmen des "Netzwerks Teilchenwelt"
entdecken. Herzstück dieser bundesweiten Initiative sind ca. 200
Projekttage im Jahr - sogenannte "Masterclasses" - an Schulen,
Schülerlaboren und anderen Bildungseinrichtungen. Dabei lernen die
Jugendlichen unter fachkundiger Betreuung von jungen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, echte Daten von
Teilchenkollisionen auszuwerten.
"Netzwerk Teilchenwelt" beruht auf der Zusammenarbeit zahlreicher
Institutionen: Neben dem CERN sind 20 deutsche Forschungsinstitute
beteiligt. Das Netzwerk wird vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung gefördert. Schirmherrin und Partnerin ist die Deutsche
Physikalische Gesellschaft. Die Projektleitung ist an der Technischen
Universität Dresden angesiedelt.
Von Hamburg bis München und Aachen bis Dresden werden Doktoranden, die
auf dem Gebiet der Teilchenphysik forschen, als mobile Experten des
Netzwerks unterwegs sein, um "Masterclasses" in Schulen, Museen und
anderen Bildungseinrichtungen durchzuführen. Das "Netzwerk Teilchenwelt"
bietet außerdem Experimente mit kosmischer Strahlung an. Dabei werden
mithilfe von speziellen Detektoren Teilchen sichtbar, die permanent aus
dem All auf der Erde ankommen. Über die "Masterclasses" an der eigenen
Schule hinaus können Jugendliche und Lehrkräfte auch an den
Originalschauplätzen aktiv werden: bei Workshops oder Projektwochen am
CERN und durch Mitarbeit an deutschen Forschungsinstituten.
Initiiert wurde das Projekt von Prof. Michael Kobel, der als
Teilchenphysiker am CERN forscht und an der Technischen Universität
Dresden lehrt. Seit Jahren ist er aktiv in der Vermittlung von
Grundlagenforschung und hat dabei gute Erfahrungen gemacht: "Viele junge
Menschen sind schnell von den Fragestellungen der Teilchenphysik über
Aufbau und Entstehung des Universums fasziniert." Er ist davon
überzeugt, "dass junge Menschen durch den direkten Kontakt zur Forschung
am CERN Interesse für Grundlagenforschung und Naturwissenschaften
entwickeln." Eine wissenschaftliche Begleitstudie wird untersuchen, wie
nachhaltig das Projekt wirkt.
Am 20. April findet in Dresden eine erste "Masterclass" statt. Weitere
Standorte des Netzwerks Teilchenwelt sind: Aachen, Berlin, Bonn, Dortmund, Erlangen, Frankfurt, Freiburg, Göttingen, Hamburg,
Heidelberg, Karlsruhe, Mainz, München, Münster, Rostock, Siegen,
Tübingen, Wuppertal, Würzburg, Zeuthen.
|