Ein relativ normaler Exoplanet
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
18. März 2010
Der Satellit CoRoT hat einen weiteren extrasolaren Planeten
aufgespürt. Bei dem jetzt präsentierten Fund namens CoRoT-9b handelt es sich
um einen relativ normalen Gasplaneten, der von seinem Zentralstern eine
ähnliche Entfernung hat wie der Merkur von unserer Sonne. Damit
unterscheidet er sich deutlich von den heißen Jupitern, die ihren Stern
innerhalb weniger Tage umrunden.

Der Planet CoRoT-9b ist der erste
vergleichsweise normale extrasolare Planet, der
detaillierter untersucht werden kann.
Bild: ESO / L. Calçada |
CoRoT-9b ist die jüngste Entdeckung des CoRoT-Satelliten, an
der auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) beteiligt sind. Bei dem Neuzugang handelt es sich um einen
jupitergroßen Planeten, der seinen Stern in 95 Tagen umkreist. "Dieser
Exoplanet besticht durch seine 'Normalität'. Er kommt in seiner
Charakteristik den Planeten unseres Sonnensystems schon ziemlich nahe",
sagt Prof. Heike Rauer vom DLR-Institut für Planetenforschung, die den
deutschen Beitrag zu CoRoT (Convection, Rotation and Planetary
Transits) leitet.
Der Planet kreist um einen Stern im Sternbild Schlange, der 1.500
Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Aus seiner Umlaufzeit ergibt sich
ein Abstand zwischen Planet und Stern, der in etwa dem zwischen Merkur
und Sonne entspricht. CoRoT-9b ist daher ein recht "normaler" Planet,
also ein Gasplanet mit relativ moderaten Temperaturen.
Diese könnten zwischen -20 und +160 Grad Celsius liegen und sind davon
abhängig, ob stark reflektierende Wolken vorhanden sind. Die
Unterschiede zwischen Tag- und Nachtseite sind wahrscheinlich nur
gering. CoRoT-9b unterscheidet sich damit deutlich von der Klasse der
sogenannten "heißen Jupiter", die in Umlaufzeiten von nur etwa drei
Tagen ihren Zentralstern umkreisen. Ein Planet mit einer kurzen
Umlaufzeit ist sehr nahe an seinem Stern und wird entsprechend kräftig
beschienen, daraus leiten sich die Klassen der heißen Jupiter und heißen
Neptune ab.
Mit der Entdeckung des Transits eines Planeten mit einer langen
Umlaufzeit (langperiodische Planeten) hat CoRoT ein weiteres
Missionsziel erreicht - nach Entdeckung des Gesteinsplaneten CoRoT-7b ,
die im Februar vergangenen Jahres bekanntgegeben wurde (astronews.com
berichtete). Insgesamt hat CoRoT jetzt acht Planeten und einen
sogenannten "Braunen Zwerg" aufgespürt.
Bei der Transitmethode beobachtet das Weltraumteleskop mehrere Tausend
Sterne über einen Zeitraum von 150 Tagen. Wenn ein Planet auf seiner
Umlaufbahn durch die Sichtlinie von Teleskop zu Zentralstern läuft,
verdunkelt er den Stern für mehrere Stunden ein wenig. Der CoRoT-Satellit
misst diese Abnahme in der Helligkeit. Zur Orientierung: Ein Planet wie
die Erde verdunkelt bei einem Transit die Sonne um ein Zehntausendstel
und dies genau einmal im Jahr.
Da der Stern selber auch Schwankungen unterworfen ist, ist die Suche
nach Transitereignissen ein langer und aufwendiger Prozess. Die
Messungen, die zur Entdeckung des neuen Planeten führten, wurden im
Sommer 2008 während einer 145-tägigen Beobachtungsperiode durchgeführt.
Eine besondere Schwierigkeit dabei war die weite Umlaufbahn des
Planeten. Je größer der Bahnradius eines Planeten, desto geringer ist
die Wahrscheinlichkeit, dass ihn seine Umlaufbahn exakt zwischen Stern
und Teleskop lenkt.
Die Entdeckung von CoRoT-9b ist somit der Beweis, dass die
Transitmethode auch solche Exoplaneten entdecken kann. "Hat man einen
Exoplaneten im Transit beobachtet, dann kann man direkt seinen Radius
bestimmen. Das ist eine der fundamentalen Größen eines Planeten, die nur
für Transitplaneten direkt gemessen werden kann. Außerdem bieten
Transitplaneten die Möglichkeit, etwas über die Atmosphäre
herauszubekommen. Das ist der Schlüssel bei der Suche nach erdähnlichen
Planeten, auf denen vielleicht Leben möglich ist", sagt Professor Rauer.
Über die Entdeckung von CoRoT-9b berichten die Forscher in einem Artikel
in der Fachzeitschrift Nature.
Mehr als 400 extrasolare Planeten kennt man bis heute. Bei etwa 70 von
ihnen kann man Transitereignisse beobachten. Aus der Transitmessung
ergeben sich die Periode, die Inklination und der Radius des Planeten.
Ergänzt man diese Methode mit anderen Beobachtungsmethoden, kann man die
Werte für die Masse und damit die Dichte des Exoplaneten bestimmen, die
eine grundlegende Einteilung von Gas- und Gesteinsplaneten erlaubt.
Nachfolgemessungen von CoRoT-9b wurden am Teide Observatorium in
Teneriffa durchgeführt, die Radialgeschwindigkeitsmessungen mit dem
hochauflösenden HARPS Spektrometer am 3,60-Meter-Teleskop der ESO in
Chile.
Die CoRoT-Mission wird von der französischen Raumfahrtagentur CNES
geleitet, beteiligt sind Forscher der europäischen Weltraumorganisation
ESA und anderer Forschungsinstitute aus Belgien, Brasilien, Deutschland,
Österreich, Spanien. Im Auftrag der Bundesregierung und mit finanzieller
Förderung des DLR-Raumfahrtmanagements wurde am DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin innerhalb von fünf Jahren die
On-Board-Software entwickelt und erprobt. Neben der Steuerung der
Instrumente und der präzisen Ausrichtung des Satelliten übernimmt die
Software auch einen Teil der Datenverarbeitung und Übertragung.
Der gesamte deutsche Beitrag beträgt rund fünf Millionen Euro. Zum
deutschen Team gehören auch die Thüringer Landessternwarte in Tautenburg
sowie das Rheinische Institut für Umweltforschung an der Universität zu
Köln, die sich mit der Datenanalyse, Simulationsrechnungen und
Nachbeobachtungen maßgeblich an der Mission beteiligen.
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