Eisablagerungen am Mondnordpol entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
2. März 2010
Mithilfe von Daten eines kleinen Radarinstrumentes, das
sich an Bord der indischen Mondsonde Chandrayaan-1 befand, glauben
NASA-Wissenschaftler Eisablagerungen in der Nähe des Mondnordpols nachgewiesen
zu haben. Die Forscher entdeckten mehr als 40 kleine Krater, in denen sie
Wassereis vermuten. Insgesamt könnten sich hier bis zu 600 Millionen Tonnen
Wassereis verbergen.

Der Nordpol des Mondes beobachtet von
Mini-SAR an Bord von Chandrayaan-1. Junge Krater
sind mit roten Kreisen gekennzeichnet, Krater in
denen Wassereis vermutet wird, mit grünen.
Bild: ISRO / NASA / JHUAPL / LPI
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Mit Hilfe eines Mini-SAR genannten abbildenden Radars an Bord der
indischen Mondsonde Chandrayaan-1 haben NASA-Wissenschaftler
verschiedene Regionen in der Nähe der Pole des Mondes untersucht. Man hatte
schon seit längerer Zeit den Verdacht, dass sich in manchen dauerhaft schattigen
Kratern rund um die Mondpole Wassereis befinden könnte und wollte diese These
nicht zuletzt mit dem Einschlag der Sonde LCROSS im vergangenen Jahr überprüfen
(astronews.com berichtete).
Auch Mini-SAR sollte dazu seinen Beitrag liefern. Das Instrument misst die
Polarisationseigenschaften der von der Oberfläche des Mondes reflektieren
Radarwellen. Aus diesen Daten können Wissenschaftler dann folgern, welche
Beschaffenheit die Oberfläche hat, etwa ob sie vergleichsweise uneben ist. Dies
kann beispielsweise bei jungen Kratern der Fall sein. Allerdings liefert auch
Eis - aufgrund seiner Reflexionseigenschaften - ein ähnliches Signal wie ein
unebenes Terrain.
Die Forscher entdeckten nun junge Krater, die sowohl innerhalb als auch
außerhalb des Kraterrandes das erwartete Signal für eine recht unebene
Oberfläche zeigten. Das war erwartet worden. In der Nähe des Nordpols allerdings
fanden sie aber zahlreiche Krater, bei denen sich ein solches Signal
ausschließlich im Inneren feststellen ließ. Dies deutet darauf hin, dass dieses
Signal nicht auf das unebene Gelände, sondern auf Wassereis in den Kratern
zurückzuführen ist. Um das gemessene Signal erklären zu können, muss das Eis
relativ rein und mehrere Meter dick sein.
Die Menge an Wasser, die möglicherweise vorhanden ist, entspricht grob der
Menge, die zuvor auch durch Messungen der Sonde Lunar Prospector
ermittelt wurde, die den Mond unter anderem mit einem Neutronen-Spektrometer
untersucht hatte. Auch damals schätzte man die Menge auf einige Hundert
Millionen Tonnen. "Das Bild, das sich von den verschiedenen Messungen ergibt,
deutet darauf hin, dass auf dem Mond Wasser entsteht, sich an bestimmten Orten
ablagert und dort auch erhalten bleibt", so Paul Spudis vom Lunar and
Planetary Institute in Houston und verantwortlicher Wissenschaftler für
Mini-SAR. "Die neuen Entdeckungen zeigen, dass der Mond ein noch interessanteres
Ziel ist als man schon vorher gedacht hat."
"Bei der Analyse der Daten hat unser Wissenschaftlerteam sehr starke Hinweise
auf Wasser gefunden. Die Entdeckung dürfte auch die Ziele künftiger Missionen
beeinflussen", so Jason Crusan der bei der NASA in Washington für Mini-SAR
zuständig ist. Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Geophysical
Research Letters veröffentlicht werden, stimmen hervorragend mit anderen
Daten überein, die in den vergangenen Monaten von Sonden wie Chandrayaan-1
oder LCROSS gemessen wurden. Letztere war in einen dunklen Krater in der Nähe
des Mondsüdpols gestürzt. In der aufgewirbelten Wolke hatte man - wie berichtet
- Wasserdampf nachweisen können.
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