Spirit soll stationäre Forschungsstation werden
von Stefan Deiters astronews.com
27. Januar 2010
Die NASA wird die Bemühungen zur Befreiung des Marsrovers
Spirit einstellen. Der Rover, der sich im Frühjahr vergangenen Jahres
im lockeren Sand festgefahren hatte, soll künftig als stationäre
Forschungsstation weitergenutzt werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass
Spirit die bevorstehende Winterzeit übersteht. Darauf werden sich nun
alle Anstrengungen konzentrieren.
Zukunft als stationäre Marsforschungsstation:
der Marsrover Spirit.
Bild: NASA/JPL |
Die NASA wird die Versuche, den Marsrover Spirit aus
seiner sandigen Falle zu befreien, einstellen. Das gab die amerikanische
Raumfahrtbehörde gestern auf einer Pressekonferenz bekannt. Der Marsrover steckt
seit dem 23. April 2009
im Sand fest. Seit November hatte man nun versucht, den Rover durch verschiedene
Fahrmanöver wieder flottzubekommen. Wirkliche Fortschritte dabei gab es aber
nicht.
Nun will sich die NASA in den kommenden Wochen darauf konzentrieren, die
Ausrichtung des Rovers zur Sonne zu verbessen und so die Überlebenschancen von
Spirit im bevorstehenden Marswinter vergrößern. Übersteht Spirit
den Winter, könnte der dann stationäre Rover noch wichtige Aufgaben als
stationäre Marsforschungsstation erfüllen.
"Spirit ist nicht tot, er hat nur einen neue Phase seines langen
Lebens begonnen", beschriebt Doug McCuistion vom NASA-Hauptquartier die neue
Situation. "Wir haben im letzten Jahr schon darauf hingewiesen, dass die
Versuche, den von allen geliebten Rover zu befreien, auch fehlschlagen könnten.
Es sieht nun ganz so aus, als wäre der gegenwärtige Standort von Spirit
auch sein endgültiger."
Spirit war im Frühjahr des vergangenen Jahres durch eine dünne
Kruste gebrochen und steckt seitdem im lockeren Sand fest. Den Sommer über hatte
man versucht, die Situation von Spirit auf der Erde nachzustellen und so einen
geeigneten Weg zu finden, um den Rover wieder aus seiner Lage zu befreien. Die
Versuche dazu hatten im November begonnen, waren aber durch das Versagen eines
weiteren Rades zusätzlich erschwert worden.
Die jüngsten Fahrversuche waren zwar die mit Abstand erfolgreichsten der
letzten Wochen, allerdings verlangt nun der im Mai beginnende Winter eine
Änderung der Strategie. Das Team rechnet damit, dass durch die geringer werdende
Sonneneinstrahlung bereits Mitte Februar nicht mehr ausreichend Energie für
weitere Fahrversuche zur Verfügung steht. Die verbleibende Zeit soll nun genutzt
werden, um die Neigung des Rovers und seiner Solarzellen zu optimieren. Derzeit
ist Spirit leicht nach Süden geneigt, was alles andere als ideal ist.
"Wir müssen dafür sorgen, dass die Hinterseite des Rovers sich ein wenig
anhebt oder die linke Seite oder beides", so Ashley Stroupe vom Jet
Propulsion Laboratory. Das soll durch verschiedene Fahrbewegungen erreicht
werden oder auch durch das Eingraben der Vorderräder in den Sand. Mit seiner
derzeitigen Neigung würde Spirit sehr wahrscheinlich nicht ausreichend
Energie zur Verfügung stehen, um im Winter mit der Erde Kontakt halten zu
können. Eine Neigungsänderung um einige Grad könnte zumindest alle paar Tage
eine Kommunikation erlauben.
"Ob wir durch den Winter kommen, hängt sehr von der Temperatur ab und wie
kalt die Elektronik der Rover wird", erläutert Rover-Projektmanager John Callas.
"Jedes bisschen Energie wird dazu verwendet werden, die Elektronik von
Spirit warm zu halten, entweder indem man sie eingeschaltet lässt oder
Heizungen anschaltet."
"Es gibt eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen, die wir nur
mit einem stationären Rover machen können und die wir daher in den vergangenen
Jahren zurückgestellt hatten", erläutert Steve Squyres von der Cornell
University, der wissenschaftliche Verantwortliche für Spirit und
den anderen Rover Opportunity. "Die eingeschränkte Mobilität bedeutet
nicht, dass die Mission abrupt zu Ende ist. Wir gehen nun zur stationären
Wissenschaft über."
Zu den vorgesehenen Experimenten zählt die Messung von winzigen Schwankungen
der Marsrotation. Dazu benötigt man genaue Radio-Positionsbestimmungen über
viele Monate. Aus solchen Messungen lassen sich dann Rückschlüsse über den
inneren Aufbau des Mars ziehen. "Wenn es die letzte wissenschaftliche
Errungenschaft von Spirit sein würde, herauszufinden, ob der Mars einen
festen oder flüssigen Kern hat, wäre das wundervoll", so Squyres.
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