Fragment der Feuerkugel über Kanada entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
20. Oktober 2009
Von der eindrucksvollen Feuerkugel über der kanadischen
Provinz Ontario, von der Astronomen der University of Western Ontario
kürzlich Bilder veröffentlicht hatten, ist nun ein erstes Fragment aufgetaucht.
Es fand sich nur 200 Meter abseits der von den Astronomen errechneten Flugbahn
und hat eine Windschutzscheibe auf dem Gewissen.
Die Feuerkugel über Ontario.
Bild: University of Western Ontario |
Bei den Garchinskis hat es im wahrsten Sinne des Wortes eingeschlagen: Am 25.
September kurz nach 21 Uhr Ortszeit hörte Tony Garchinski ein lautes Geräusch,
dachte sich aber nichts dabei, bis er am nächsten Morgen vor die Tür trat. Die
Windschutzscheibe des Autos seiner Mutter hatte einen großen Riss und auf der
Motorhaube lag ein merkwürdiger Stein. Die Garchinskis dachten zunächst an Vandalismus
und erstatteten Anzeige bei der Polizei.
Nicht die Polizei, sondern seine Mutter konnte den Fall zwei Wochen später
lösen: Diese hatte nämlich durch Berichte in den Medien erfahren, dass Astronomen der University of Western Ontario
nach Überresten eines Meteoriten suchen, der genau am 25. September um 21.03 Uhr
Ortszeit von sieben Kameras eines Überwachungssystem beobachtet worden war und
irgendwo in der Umgebung von Grimsby niedergegangen sein könnte (astronews.com
berichtete).
Ein Fragment davon, so sollte sich bald herausstellen, war tatsächlich
für die kaputte Windschutzscheibe verantwortlich. Es wiegt 46 Gramm und hat in
etwa die Größe eines Golfballs. Der Brocken ist Teil eines normalen
Steinmeteoriten, eines sogenannten Chondriten. Dieser Asteroidentyp ist
besonders häufig, aber auch äußerst interessant, da sein Inneres seit Entstehung
des Sonnensystems nahezu unverändert erhalten geblieben ist.
"Es ist wirklich etwas Besonderes, dass wir das Videomaterial von dem
Meteoriten und auch eine Probe des Brockens haben", so Phil McCausland, der als Wissenschaftler am
Centre for Planetary Science & Exploration der University of Western
Ontario arbeitet. "Aus dem Video erhalten wir dynamische Informationen wie
zum Beispiel die Bahnrichtung. Die Probe macht dann das Bild komplett. Wir
können den Brocken nun in den besten Laboratorien studieren und diese Daten dann
in Beziehung zu seinem ermittelten Herkunftsort im Sonnensystem setzen. Bislang
gibt es nur rund ein Dutzend Meteoritenfunde, über die so umfangreiches
Datenmaterial vorliegt."
"Wissenschaftlich entspricht das einer Proben-Rückholmission, bei der eine
Raumsonde Material von einem bekannten Ort im Sonnensystems zur Erde
zurückbringt. Nur in diesem Fall ist die Probe zu uns gekommen", so Professor
Peter Brown von der University of Western Ontario. "So konnten wir uns
eine teure Sonde sparen."
Yvonne Garchinski hat "ihren" Meteoriten der Universität für Forschungszwecke
ausgeliehen. Nach kanadischem Gesetz gehören Meteoriten nämlich demjenigen, auf
dessen Land sie entdeckt worden sind. Das Grundstück der Garchinskis liegt nur
200 Meter von der Flugbahn entfernt, die von den Wissenschaftlern aus dem Video-
und sonstigen Datenmaterial des Meteors berechnet wurde.
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