Bestes UV-Portrait der Andromeda-Galaxie
von Stefan Deiters astronews.com
17. September 2009
Eigentlich soll der NASA-Satellit Swift nach
gewaltigen, weit entfernten Explosionen, sogenannten Gamma-Ray-Bursts
fahnden, doch Mitte letzten Jahres richtete er sein Teleskop für insgesamt 24
Stunden auf unsere Nachbargalaxie Andromeda. Das Ergebnis, das die NASA jetzt
präsentierte, ist das bislang beste Portrait von M31 im Ultravioletten.
Swifts UV-Blick auf M31.
Bild: NASA / Swift / Stefan Immler (GSFC)
und Erin Grand (UMCP) [Großansicht] |
"Auf dem Bild von Swift sind rund 20.000 ultraviolette
Quellen in M31 zu erkennen, insbesondere junge, heiße Sterne und dichte
Sternhaufen", erklärt Stefan Immler, ein Wissenschaftler des Swift-Teams am
Goddard Space Flight Center der NASA. "Von besonderer Bedeutung ist, dass wir
die Galaxie in drei verschiedenen ultravioletten Wellenlängenbereichen
aufgenommen haben. Dadurch können wir die Sternentstehung in M31 viel
detaillierter studieren, als es zuvor möglich war."
M31, die Andromeda-Galaxie, hat einen Durchmesser von mehr als 220.000
Lichtjahren und ist rund 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Von
einem dunklen Beobachtungsort aus ist sie mit etwas Glück schon mit bloßem Auge
als ein verwaschener Fleck am Nachthimmel zu erkennen. Das Ultraviolet/Optical
Telescope (UVOT) von Swift hatte Andromeda zwischen dem 25. Mai und dem 26. Juli
2008 insgesamt 24 Stunden lang beobachtet.
Während eines Praktikums mit Immler machte sich die Studentin Erin Grand von
der University of Maryland in diesem Sommer daran, aus den 85 Gigabyte
Datenmaterial der Beobachtungen ein brauchbares Gesamtbild der Galaxie zu
erstellen. "Nach zehn Wochen Datenbearbeitung bin ich schon sehr stolz auf
dieses neue Bild von M31", erzählt sie.
Auffällig auf dem UV-Bild ist der verblüffende Unterschied zwischen dem
zentralen Bulge und den Spiralarmen der Galaxie. "Der Bulge ist deutlich
gleichmäßiger und rötlicher, weil sich hier viele alte und kältere Sterne
befinden", erklärt Immler. "Hier entstehen nur sehr wenige neue Sterne,
da der
größte Teil des Materials, das dazu benötigt wird, verbraucht ist."
Dichte Haufen aus jungen, bläulichen Sternen sind außerhalb des
zentralen Bereichs der Galaxie zu erkennen. Wie in unserer Milchstraße findet sich nämlich
auch in M31 der überwiegende Teil des Gases und des Staubs, der zur Entstehung
von Sternen benötigt wird, in den Spiralarmen. Besonders viele Sternhaufen sind bei
Andromeda in einem gewaltigen, 150.000 Lichtjahre durchmessenden Ring zu
erkennen. Vermutlich sorgten Wechselwirkungen mit zahlreichen Satellitengalaxien
von M31 dafür, dass es hier zu einer besonders hohen Sternentstehungsrate gekommen
ist.
1885 sorgte ein explodierender Stern in der Nähe des zentralen Bulges von M31
für ein besonderes Schauspiel: Er wurde so hell, dass er schon mit bloßem Auge
beobachtet werden konnte. Es war die erste Supernova, die außerhalb unserer
Milchstraße registriert wurde. "Man erwartet in Galaxien wie M31 ungefähr eine
Supernova in jedem Jahrhundert", so Immler. "Vielleicht müssen wir also gar
nicht mehr so lange auf die nächsten Supernova warten."
Eigentlich dient der Satellit Swift zur Untersuchung der mysteriösen
Gamma-Ray-Bursts, also plötzlicher Strahlungsausbrüche im Gammastrahlenbereich.
"Swift beobachtet Galaxien wie M31, damit Astronomen mehr über die Bedingungen
lernen,
unter denen Sterne entstehen, und diese dann mit den
Bedingungen in weit entfernten Galaxien vergleichen können, in denen wir Gamma-Ray-Bursts beobachten", erklärt Neil Gehrels, Chefwissenschaftler für
Swift am Goddard Space Flight Center.
Seit dem Start von Swift im November 2005 hat die Sonde mehr
als 400 Gamma-Ray-Bursts beobachtet, bei denen es sich vermutlich um
gewaltige Sternexplosionen handelt, bei denen ein Schwarzes Loch
entsteht. Im letzten Jahr hatte die NASA bereits ein eindrucksvolles
UV-Bild der Galaxie M33 vorgestellt, das Swift gemacht hatte
(astronews.com berichtete).
|