Auszeichnung für Amateurastronomen
von
Stefan Deiters astronews.com
26. August 2008
Die Entdeckung eines Kometen dürfte für jeden
Amateurastronomen ein ganz besonderes Ereignis sein. Und es könnte sich auch
finanziell lohnen: Fünf Amateurastronomen wurden nämlich jetzt mit dem mit
mehreren Tausend Dollar dotierten Edgar Wilson Award ausgezeichnet, der
in jedem Jahr vom Central Bureau for Astronomical Telegrams vergeben
wird. Die Preisträger kommen aus fünf verschiedenen Ländern.
Kaum mehr preiswürdig: der Halleysche Komet im Jahr 1986.
Foto: NASA / NSSDC / W.
Liller (International Halley Watch) |
Die Auszeichnung, die auf eine testamentarische Verfügung des Geschäftsmanns
Edgar Wilson aus Kentucky zurückgeht, wird seit 1999 einmal im Jahr vergeben.
Gewürdigt werden Entdeckungen von Kometen, die in den vergangenen zwölf Monaten
(Stichtag ist jeweils der 11. Juni) durch Amateurastronomen gemacht wurden, denen nur eine
private Amateurausrüstung zur Verfügung stand. Der Preis wird vom Central
Bureau for Astronomical Telegrams (CBAT) vergeben, das vom Smithsonian
Astrophysical Observatory (SAO) im amerikanischen Cambridge im Auftrag der
Internationalen Astronomischen Union (IAU) betrieben wird.
Die Auszeichnung, die aus einem Geldpreis und einer Erinnerungsplakette
besteht, erhalten in diesem Jahr Robert E. Holmes Jr. aus den USA für die
Entdeckung des Kometen C/2008 N1 am 1. Juli 2008, Stanislav Maticic aus
Slowenien für die Entdeckung von C/2008 Q1 am 18. August 2008, Michel Ory aus
der Schweiz für die Entdeckung von Komet P/2008 Q2 am 27. August 2008, Koichi
Itagaki aus Japan für die Entdeckung von Komet C/2009 E1 am 14. März 2009 sowie
Dae-am Yi aus Korea für seine Entdeckung des Kometen C/2009 F6 am 26. März 2009.
Für alle Preisträger war es die erste Kometenentdeckung, allerdings hatten
Holmes, Maticic und Ory zuvor bereits Asteroiden entdeckt. So spürte Ory allein
um die 50 astronomische Objekte auf. Itagaki entdeckte verschiedene variable
Sterne, darunter auch zwei Novae in der Milchstraße und zahlreiche
extragalaktischen Supernovae. Für die meisten Kometenentdecker dürfte allerdings
nicht das Preisgeld, sondern die traditionelle Benennung des Kometen nach ihnen
die größte Belohnung für ihre Arbeit sein.
Die Kometenentdecker haben für ihre Suche nach diesen Vagabunden des
Sonnensystems viel Zeit und auch viel Geld für ihre Ausrüstung investiert. Sie
verfügen nicht über die Mittel der professionellen Astronomen, die Kometen mit
Hilfe großangelegter Himmelsdurchmusterungen aufspüren. Doch auch die
Amateurastronomen rüsten auf: Alle Preisträger in diesem Jahr entdeckten ihre
Kometen mit Hilfe von CCD-Kameras. In den vergangenen Jahren waren noch visuelle
Entdeckungen oder Entdeckungen auf Film ausgezeichnet worden.
Erstmals geht der Preis auch an Empfänger aus fünf verschiedenen Ländern.
Seit 1999 konnten sich 41 Amateurastronomen über 43 Preise freuen - elf davon
gingen in die USA, zehn nach Australien und acht nach Japan. Angesichts immer
stärker werdender Lichtverschmutzung und einer größeren Konkurrenz durch
automatisierte Himmelsdurchmusterungen von professionellen Astronomen wird es
Jahr für Jahr schwieriger, sich für den Wilson Award zu qualifizieren.
Die Entdeckung eines Kometen wird vom Central Bureau for Astronomical
Telegrams überprüft und veröffentlicht, das außerdem für die Vergabe einer
eindeutigen Bezeichnung verantwortlich ist. Ist ein Komet erst einmal beim CBAT
registriert, können keine weiteren Ansprüche auf dessen Entdeckung angemeldet
werden. Über mögliche Streitigkeiten entscheidet ein aus 16 Astronomen
bestehendes Gremium der Internationalen Astronomischen Union. In Jahren, in
denen es keine geeigneten Kometenentdeckungen für den Wilson Award
gibt, kann das CBAT die Auszeichnung auch an Amateurastronomen verleihen, die
sich beim Studium oder bei der Beobachtung von Kometen besondere Verdienste
erworben haben.
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