Gewaltiger Sturm auf dem Saturnmond
von Stefan Deiters astronews.com
18. August 2009
Astronomen haben erstmals einen gewaltigen Sturm in der
Tropenregion des Saturntrabanten Titan beobachten können. Der Methan-Regen, der
aus diesen Wolken fällt, dürfte für die Entstehung von Abflussrinnen und anderen
Strukturen verantwortlich sein, wie sie die Sonde Huygens auf der
Oberfläche des Mondes in Äquatornähe fotografiert hatte.

Dieses Bild der Wolken auf Titan (heller Fleck,
unten rechts) entstand am 15. April 2008 mit
Hilfe des Gemini North-Teleskops.
Bild: Gemini Observatory / AURA; E.
Schaller et al.
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Der gewaltige Sturm, über den die Astronomen in der vergangenen Woche in der
Fachzeitschrift Nature berichteten, wurde mit Hilfe der NASA Infrared Telescope
Facility und des Gemini North-Teleskops auf dem Mauna Kea auf Hawaii entdeckt. Er
überdeckt eine Fläche von rund drei Millionen Quadratkilometern, was in etwa der
Größe Indiens entspricht. Titan ist mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern
ein wenig größer als Merkur, der kleinste Planet des Sonnensystems. Die Erde
hat einen Durchmesser von rund 12.750 Kilometern.
Als einziger Mond des Sonnensystems ist Titan von einer dichten Atmosphäre
umgeben, in der es - ganz wie auf der Erde - zu regelmäßigen Wettererscheinungen
wie Wolkenbildung und Niederschlägen kommt. Allerdings bestehen Wolken und Regen
auf Titan nicht aus Wasser, sondern aus Methan, was auf der Erde als Gas
vorkommt. Mit einer Temperatur von -178° Celsius ist es auf dem Saturnmond so kalt, dass Methan hier flüssig ist und es harte Felsen aus
Wassereis gibt.
Wolken sind auf Titan in der Regel deutlich kleiner und entstehen
weniger regelmäßig als auf der Erde. So haben sich Wissenschaftler schon
gefragt, wie eigentlich die Abflussrinnen und die anderen Strukturen auf der
Oberfläche entstanden sind, die von der Saturnsonde Cassini und dem Lander
Huygens entdeckt wurden. "Nach drei Jahren Beobachtung von Titan, in der wir nur
sehr wenig Wolken gesehen haben, bietet uns der Titan nun eine spektakuläre
Schau", freut sich Emily Schaller, die an den Beobachtungen als Hubble Fellow am
Institute for Astronomy der University of Hawaii beteiligt
war.
Während die Abflussrinnen auf dem Mars vermutlich vor vielen Millionen oder
gar Milliarden Jahren entstanden, entstehen entsprechende Strukturen auf dem
Titan auch noch heute. So hoffen die Wissenschaftler, dass weitere Beobachtungen
des Saturntrabanten von der Erde und mit Hilfe der Sonde Cassini neue
Informationen über das so wichtige Wettergeschehen auf dem Titan liefern werden.
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