Hyperaktive Galaxie im jungen Kosmos
von
Rainer Kayser
7. August 2009
Astronomen ist es erstmals gelungen, die Geschwindigkeit von
Sternen in einer weit entfernten Galaxie zu messen. Im Vergleich zur Milchstraße
ist das elf Milliarden Lichtjahre entfernte System winzig. Trotzdem bewegen sich
die Sterne dort mit einer Geschwindigkeit, die doppelt so groß ist wie die
unserer Sonne auf ihrem Weg ums Zentrum der Milchstraße.
Vergleich
zwischen der Milchstraße und einer kompakten
hyperaktiven Galaxie im jungen Universum.
Bild: NASA, ESA und A. Feild (STScI) [Großansicht] |
Einem Forscherteam aus den Niederlanden und den USA ist es erstmals gelungen, die Geschwindigkeit von Sternen in einer jungen Galaxie im frühen Universum zu messen. Mit einem Durchmesser von 5.000 Lichtjahren ist die Galaxie 1255-0 viel kleiner als die Milchstraße. Doch die Sterne in ihr sind in rasanter Bewegung: Ihre Geschwindigkeit beträgt 440 Kilometer pro Sekunde, etwa das doppelte der Geschwindigkeit, mit der unsere Sonne das galaktische Zentrum umkreist. Die Astronomen berichten im Fachmagazin
Nature über ihre Beobachtungen.
"Die Galaxie ist sehr klein, aber die Sterne in ihr sausen herum, als ob sie sich in einem großen Sternsystem befinden", erklärt Pieter van Dokkum von der
Yale University in New Haven, der die Beobachtungen geleitet hat. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er mit dem großen
Gemini-South-Teleskop in Chile insgesamt 29 Stunden lang das Licht der rund elf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie gesammelt, um die Bewegung der Sterne zu analysieren.
Der Blick in so große Entfernungen ist zugleich ein Blick in die ferne Vergangenheit, also in die Frühzeit des Kosmos. Da das Licht der Galaxie elf Milliarden Jahre zu uns gebraucht hat, sehen wir das Sternsystem so, wie es vor elf Milliarden Jahren ausgesehen hat. Die Messungen von van Dokkum und seinen Kollegen bietet also einen Einblick in die frühe Entwicklung der Galaxien.
Bislang wissen die Astronomen nicht, warum es im jungen Universum derart kompakte Galaxien gab, im heutigen Kosmos jedoch nicht mehr.
"Möglicherweise handelt es sich um Objekte, die zu den dichten Zentralregionen der heutigen großen Galaxien werden", sagt Marijn Franx von der Universität Leiden, der ebenfalls an den Messungen beteiligt war.
"Diese Zentralregionen könnten zuerst entstanden sein, zusammen mit den supermassiven Schwarzen Löchern, die wir heute in den Zentren fast aller Galaxien finden." Mit weiteren Beobachtungen wollen die Forscher der Entstehung der kompakten, hyperaktiven Sternsysteme auf die Spur kommen.
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