Einst Ozeane unter eisiger Kruste?
von Stefan Deiters astronews.com
31. Juli 2009
Unter der eisigen Oberfläche der Kometen könnten sich in den
ersten Millionen Jahren nach ihrer Entstehung gewaltige Ozeane aus flüssigem
Wasser verborgen haben. Zu diesem Schluss kommen zumindest Wissenschaftler der
Universität in Cardiff in einer jetzt veröffentlichten Studie. Flüssiges Wasser
im Inneren von Kometen würde zudem eine Theorie stützen, nach der Leben durch
Kometen auf die Erde gelangt ist.
Der Kern des Kometen Tempel 1.
Bild: NASA / JPL-Caltech / UMD
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In einem jetzt im International Journal of Astrobiology
veröffentlichten Artikel beschreiben Professor Chandra Wickramasinghe und seine
Kollegen vom Cardiff Centre for Astrobiology die Bedingungen im Inneren
von Kometen in der Frühphase des Sonnensystems als idealen Lebensraum für
einfache Bakterien. Grundlage für die Einschätzung der Forscher sind zum einen
die zahlreichen organischen Substanzen, die im Inneren von Kometen entdeckt
wurden, sowie die Ozeane aus Wasser, die es, nach Ansicht von Wickramasinghe und
seinem Team, unter der Oberfläche der jungen Kometen gegeben haben soll.
Die Cardiffer Wissenschaftler untersuchten die thermale Geschichte der
Kometen nach ihrer Entstehung vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Auslöser für die
Entstehung des Sonnensystems, so die Argumentation der Forscher, waren die
Stoßwellen einer nahe Supernova, durch die auch radioaktives Material wie etwa
Aluminium-26 in das Ausgangsmaterial für Sonne, Planeten und alle anderen
Objekte gelangte. Dieses radioaktive Material wurde somit auch in den Kometen
eingelagert.
Aus diesem Umstand folgern Wickramasinghe und seine Kollegen nun,
dass die Wärme, die beim Zerfall des radioaktiven Materials entstand,
ausreichend war, um unter der Oberfläche Ozeane aus flüssigem Wasser
entstehen zu lassen, die bis zu eine Million Jahre lang existiert
haben könnten.
"Unsere Berechnungen, die umfangreicher sind als alle anderen dieser
Art, die bislang durchgeführt worden sind, lassen wenig Zweifel daran,
dass ein großer Teil der 100 Milliarden Kometen in unserem Sonnensystem
in der Vergangenheit ein flüssiges Innere hatten", so Wickramasinghe.
Auch heute noch können Kometen unter ihrer Oberfläche schmelzen, wenn
sie sich auf ihrer Bahn etwa der Sonne nähern. Bilder des Kometen Tempel
1, der 2005 von der NASA-Sonde DeepImpact
untersucht wurde, hätten dies gezeigt.
Sollte es in der Frühphase des Sonnensystems tatsächlich flüssiges Wasser im
Inneren von Kometen gegeben haben, würde das eine Theorie unterstützen, nach der
das Leben durch Kometen auf die Erde gelangt ist. Wickramasinghe zählt, zusammen
mit dem verstorbenen Astronomen Sir Fred Hoyle, zu den Vätern dieser Theorie, so
dass ihm die jetzt vorgestellten Resultate nicht ungelegen kommen dürften.
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