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Astronomen der Universität Jena haben eine Scheibe aus Gas und Staub um einen jungen Stern am Südhimmel entdeckt. Es ist erst das vierte Mal, dass eine solche Beobachtung von der Erde aus gelungen ist. In der Scheibe könnten, so die Vermutung der Wissenschaftler, gerade Planeten entstehen. Daher soll die Scheibe in rund 400 Lichtjahren Entfernung weiter beobachtet werden.
Nicht nur mit dem gerade runderneuerten Weltraumteleskop Hubble, sondern auch mit Teleskopen auf der Erde lässt sich eindrucksvolle Wissenschaft betreiben. Das bewiesen jetzt wieder Astronomen der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie spürten eine rund 400 Lichtjahre entfernte Planetenentstehungsscheibe auf. "Etwas ganz Besonderes", nennt Prof. Dr. Ralph Neuhäuser, Direktor des Astrophysikalischen Instituts der Universität Jena, seine Entdeckung. Von der Erde aus sei solch eine Beobachtung zuvor nur vier Mal gemacht worden. Die Wissenschaftler berichten über ihre Beobachtungen in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics", die ein Foto der Entdeckung zusätzlich auf dem Titelblatt abdruckte. Vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacama-Wüste aus haben die Jenaer Wissenschaftler die Scheibe aus Gas und Staub bei einem Stern am Südhimmel entdeckt. "Genau genommen handelt es sich um einen Doppelstern, also zwei umeinander kreisende Sterne", erläutert Neuhäuser. "Einen der beiden haben wir als leuchtschwaches Objekt neben seinem hell strahlenden Bruder ausmachen können." Das war 2001. Sieben Jahre folgten, in denen die Jenaer Wissenschaftler etliche weitere Aufnahmen der beiden Himmelskörper auswerteten, Lichtspektren aufzeichneten sowie Dichte und Temperatur bestimmten. "Ein schräg vor dem leuchtschwachen Objekt verlaufendes schwaches Band lieferte erste Hinweise für unsere Vermutung", so Neuhäuser. Eine genaue Analyse der Strahlung gab schließlich Gewissheit. "Wir haben weitaus mehr infrarote Strahlen messen können, als dies normalerweise üblich ist", berichtet der Jenaer Astronom.
Diese tritt besonders bei kühler Materie, zum Beispiel in Form von Gas und Staub innerhalb solcher Planetenscheiben auf. Wie ein Schwimmring umschließt die Scheibe den mit einer Million Jahre bei Astronomen als "sehr jung" geltenden Stern. Dieser befindet sich nahe einem Sternentstehungsgebiet im Sternbild Corona Australis am Südhimmel. Das Besondere an der Entdeckung: "In der Scheibe aus Staub und Gas entstehen möglicherweise Planeten," spekuliert Neuhäuser. Um das nicht zu verpassen, wollen die Wissenschaftler vom Astrophysikalischen Institut der Universität Jena die Planetenentstehungsscheibe weiter beobachten. Im August sind die nächsten Aufnahmen in Chile geplant. Die sollen zeigen, ob sich die Scheibe mit einem Radius von 30 Astronomischen Einheiten - das sind 30 Mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne - inzwischen verändert hat. "Wenn es uns gelingt, die Geburt eines Planeten zu beobachten, können wir möglicherweise auch Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Planetensystems ziehen", hofft Neuhäuser.
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