Planetensysteme um tote Sonnen?
von Stefan Deiters astronews.com
20. April 2009
Ein internationales Astronomenteam hat mit Hilfe des
Weltraumteleskops Spitzer Hinweise darauf gefunden, dass um mindestens
jeden 100. Weißen Zwergstern Asteroiden und Gesteinsplaneten kreisen. Dies
deutet darauf hin, dass es um diese Überreste von Sternen einmal ein
Planetensystem gab, das eventuell mit unserem Sonnensystem vergleichbar war.

Asteroiden
zerbrechen zuweilen in der Nähe eines Weißen
Zwergs. Den dadurch entstehenden Staub haben
Astronomen mit Hilfe von Spitzer analysiert.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Die neuen Ergebnisse von Beobachtungen mit dem
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer wurden jetzt von Dr. Jay Farihi von
der University of Leicester anlässlich der European Week of
Astronomy and Space Science vorgestellt, die gerade an der University
of Hertfordshire stattfindet. Sie deuten nach Angaben der Forscher darauf
hin, dass um mindestens jeden 100. Weißen Zwergstern Asteroiden und
Gesteinsplaneten kreisen. Dies wiederum bedeute, dass die toten Sonnen einmal
über ein Planetensystem ganz ähnlich unseres Sonnensystems verfügt haben
könnten. Die Resultate lassen damit auch Rückschlüsse auf die Häufigkeit von
erdähnlichen Planeten in der Milchstraße zu.
Bei Weißen Zwergen handelt es sich um die ausgebrannten Überreste von Sternen
ähnlich unserer Sonne. Ihre äußere Atmosphäre sollte eigentlich ausschließlich
aus Wasserstoff und Helium bestehen. Zuweilen wird die Atmosphäre aber offenbar
durch schwere Elemente wie Kalzium oder Magnesium verunreinigt. Die neuen
Beobachtungen sprechen nun dafür, dass für diese Verunreinigung Staub im Orbit
um den Weißen Zwerg verantwortlich ist, dessen Infrarotstrahlung von Spitzer
registriert werden kann.
Die Daten würden, so die Astronomen, für eine Anzahl von ein bis drei Prozent
der Weißen Zwerge sprechen, die auf diese Weise verunreinigt worden sind. Der
Staub dürfte von Asteroiden stammen, die in unserem Sonnensystem als Überreste
von der Entstehung von Gesteinsplaneten wie der Erde gelten. Der Fund könnte
bedeuten, dass sich Asteroiden vielleicht um eine große Anzahl von Weißen
Zwergen finden lassen - die Wissenschaftler sprechen von bis zu fünf Millionen
in unserer Milchstraße.
Der Staub entsteht, wenn ein Asteroid dem Weißen Zwerg, einem äußerst
kompakten Objekt, zu nahe kommt und dadurch zerrissen wird. Um dem Weißen Zwerg
aber so nahe zu kommen, müsste er durch irgendetwas von seiner ursprünglichen
Bahn abgelenkt werden - etwa durch eine dichte Begegnung mit einem bislang
unentdeckten Planeten.
Die Ergebnisse haben für die Fahndung nach extrasolaren Planeten und
insbesondere für die Suche nach erdähnlichen Welten um andere Sonnen
grundlegende Bedeutung: Weiße Zwerge sind die Endphasen von ganz normalen
Sterne. Es lässt sich daraus also ableiten, dass etwa ein bis drei Prozent aller
Sonnen, die gerade - wie unsere Sonne - Wasserstoff zu Helium verbrennen, über
Gesteinsplaneten verfügen dürften. "Auf der Suche nach erdähnlichen Welten haben
wir nun eine ganze Reihe von ausgezeichneten Kandidaten gefunden, die solche
Planeten beherbergen könnten", so Farihi. "Wo sie um einen Weißen Zwerg kreisen,
werden die Bedingungen kaum lebensfreundlich sein, das könnte aber in einer
früheren Epoche anders ausgesehen haben."
Noch ein anderer Aspekt ist nach Ansicht Farihis wichtig: Die Zusammensetzung
der zu Staub zerborstenen Asteroiden lässt sich durch Nachweis der schweren
Elemente in der Atmosphäre des Weißen Zwergs bestimmen. "Damit können wir die
Frage beantworten, ob diese extrasolaren Gesteinsplaneten die gleiche
Zusammensetzung haben, wie die terrestrischen Planeten in unserem Sonnensystem."
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