Das Beben ferner Sonnen
von Stefan Deiters astronews.com
24. Oktober 2008
Durch die Astroseismologie haben Astronomen in den
vergangenen Jahren einiges über das Innere der Sonne gelernt. Sie werteten
dazu, ganz wie die Seismologen es auf der Erde tun, innere Schwingungen des Sterns aus, um
mehr über seinen Aufbau zu erfahren. Jetzt gelang es der Sonde COROT erstmals,
die verräterischen Schwingungen auch bei drei
entfernten Sternen direkt zu beobachten.

COROT untersucht
mit Hilfe der Astroseismologie das Innere von
Sternen.
Bild: CNES |
Als man vor einigen Jahrzehnten entdeckte, dass unsere Sonne
periodische Schwingungen aufweist, erkannte man schnell, dass sich auf diese
Weise neue Informationen über das Innere unseres Zentralsterns gewinnen lassen.
Ganz ähnlich wie seismische Welle nach Erdbeben auf der Erde den
Wissenschaftlern etwas über den Aufbau des Erdinneren verraten, kann man auch
aus der Beobachtung von Schallwellen, die durch die Sonne wandern, etwas über
das Innere des uns am nächsten gelegenen Sterns erfahren.
Doch die Methode lässt sich inzwischen nicht nur bei unserer Sonne, sondern
auch bei anderen Sternen anwenden. Genau dies ist eine Aufgabe der europäischen
Sonde COROT, die bislang nur als Planetenjäger aufgefallen war. Ein wichtiger
Teil der COROT-Mission besteht aber auch darin, Sterne zu beobachten und dabei
nach Oszillationen zu suchen, die etwas über ihr Inneres verraten. Da diese
Oszillationen zu geringen Variationen im Licht des Sterns führen, kann man sie
tatsächlich durch genaue Beobachtungen entdecken.
"Es wurden bereits andere Verfahren versucht, um solche Oszillationen auch
von der Erde aus abzuschätzen", erzählt Malcolm Fridlund, der
ESA-Projektwissenschaftler für COROT. "Aber alle diese Methoden haben ihre
Grenzen. So werden sie durch schlechtes Wetter oder aber die schlichte Tatsache
behindert, dass man von der Erde aus einen Stern tagsüber nicht beobachten
kann."
"Entscheidend um winzige Oszillationen aus einer großen Entfernung zu
entdecken ist aber gerade - außer der Empfindlichkeit des Instruments - die
Möglichkeit, den Stern lange Zeit ohne Unterbrechung zu beobachten", erläutert
Fridlund, der jetzt zusammen mit Kollegen die neuen Ergebnisse in der
Wissenschaftszeitschrift Science veröffentlichte. "Jede Unterbrechung
verursacht nämlich ein zusätzliches Rauschen in der Beobachtung und dies kann
ein Signal komplett überdecken. Deswegen müssen wir die Frage mit den richtigen
Instrumenten und vom All aus angehen."
COROT ist es nun gelungen, Oszillationen bei drei Sternen nachzuweisen, die
alle in etwa unserer Sonne ähneln. Die Sterne mit den Bezeichnungen HD49933,
HD181420 und HD181906 liegen zwischen knapp 100 und über 200 Lichtjahren von der
Erde entfernt und befinden sich damit ausreichend weit entfernt, um die
empfindlichen Instrumente von COROT nicht zu blenden.
"Die Tatsache, dass es COROT gelungen ist, das Innere von Sternen erstmals
durch direkte Messungen zu untersuchen, ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis von
Sternen überhaupt", so Fridlund. "Und gleichzeitig werden uns die Ergebnisse
-
durch den nun möglichen Vergleich - auch helfen, unsere Sonne besser zu
verstehen."
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