Neues über Rekordburst GRB 080319B
von Stefan Deiters astronews.com
11. September 2008
Im März verblüffte ein extrem leuchtstarker Ausbruch im
Gammastrahlenbereich, ein sogenannter Gamma-Ray-Burst, Experten auf der
ganzen Welt. Mit Teleskopen auf der Erde und im Weltraum wurde der Burst
anschließend beobachtet. Jetzt legten Astronomen die Ergebnisse dieser
Untersuchungen vor: Die Jets des Bursts waren danach fast exakt in
Richtung Erde ausgerichtet.
So stellt sich
ein Künstler den Gamma-Ray-Burst GRB 080319B mit
seinen engen Jets vor.
Bild: ESO |
Der Gamma-Ray-Burst GRB 080319B war ein ganz besonderer
Burst: Obwohl er sich sehr weit von uns entfernt ereignete, war er auch
im optischen Bereich so hell, dass man ihn für kurze Zeit sogar mit bloßem Auge
hätte beobachten können. In einem heute in der Fachzeitschrift Nature
erscheinenden Artikel stellt ein großes Wissenschaftlerteam nun die Ergebnisse
ihrer Analyse von Beobachtungen des damaligen Bursts vor. GRB 080319B
war für Wochen mit den unterschiedlichsten Teleskopen und in verschiedenen
Wellenlängenbereichen beobachtet worden.
"Unsere Schlussfolgerung ist, dass die außergewöhnliche Helligkeit
des Bursts durch einen Jet erklärt werden kann, der Material fast exakt
und mit nahezu Lichtgeschwindigkeit in Richtung Erde geschossen hat",
erläutert Teammitglied Guide Chincarini. Gamma-Ray-Bursts, also
unerwartet erscheinende Ausbrüche, die sich hauptsächlich im
Gammastrahlenbereich des Spektrums bemerkbar machen, gehören mit zu den
hellsten Explosionen im All. Sie entstehen vermutlich beim Kollaps eines
massereichen Sterns zu einem Neutronenstern oder einem Schwarzen Loch.
Ganz verstanden ist die Entstehung dieser Ausbrüche noch nicht, doch
nimmt man an, dass sie mit energiereichen Partikelströmen, sogenannten
Jets, verbunden sind. Diese Jets erhitzen das Material, was der
Stern in der letzten Phase seines nuklearen Leben ins All abgestoßen hat
und sorgen so für ein helles "Nachglühen" der Gamma-Ray-Bursts.
Die Forscher glauben nun, dass der Jet von GRB 080319B eine extrem
schnelle Komponente enthielt, die eine Ausdehnung am Himmel von nur 0,4
Grad hatte. Dieser Jet wiederum befand sich in einem etwa zwanzig Mal
breiteren etwas weniger energiereichen Teilchenstrahl.
Die breitere Komponente scheint dabei relativ typisch für
Gamma-Ray-Bursts zu sein: "Vielleicht hat jeder Gamma-Ray-Burst
so einen schmalen Jet, der aber meist nicht beobachtet werden kann",
spekuliert Stefano Covino, ein anderes Mitglied des Teams. "Wir haben
aber diesem Monster praktisch direkt in den Gewehrlauf geschaut und so
den sehr schmalen, äußerst energiereichen Jet gesehen. Die Chance, dass
man so ein Ereignis aus dieser Position beobachten kann, bietet sich
vermutlich nur einmal in einem Jahrzehnt."
GRB 080319B wurde im März vom NASA-Satelliten Swift in Richtung des
Sternbilds Bärenhüter entdeckt (astronews.com berichtete). Nur kurz nach der
Entdeckung wurde das Objekt von zahlreichen Teleskopen anvisiert, darunter auch
vom Very Large Telescope der ESO in Chile. Hier gelang es auch als
erstes, die Entfernung zu GRB 080319B zu bestimmen: 7,5 Milliarden Lichtjahre.
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