Aufklärungssatelliten-Quintett komplett
Redaktion /
Pressemitteilung des DLR
astronews.com
22. Juli 2008
Früher nannte man sie Spionagesatelliten, heute werden sie
ein wenig vornehmer Aufklärungssatelliten genannt - ihre Ziele hingegen haben
sich kaum geändert. Mit dem Start des fünften SAR-Lupe-Satelliten hat
nun auch Deutschland sein Aufklärungssatelliten-System komplettiert. Voll
einsatzfähig wird das Sonden-Quintett im Herbst sein. Eine enge Zusammenarbeit
mit Frankreich ist geplant.
Die fünf SAR-Lupe-Satelliten sind das erste
satellitengestützte Aufklärungssystem
Deutschlands.
Bild: OHB System |
Der fünfte deutsche Aufklärungssatellit des SAR-Lupe-Systems ist heute
Morgen erfolgreich vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk südlich von
Archangelsk gestartet. Die russische Cosmos 3M-Trägerrakete hob
planmäßig um 4.40 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) ab und setzte den
Radarsatelliten nach etwa einer halben Stunde in seinem erdnahen Orbit in rund
500 Kilometer Höhe aus. Der erste Kontakt zwischen dem Raumfahrt-Kontrollzentrum
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und dem
Satelliten zeigte, dass der Satellit einwandfrei funktioniert. Das DLR hat
bereits mit der Inbetriebnahme des Satelliten begonnen.
Die Satellitenkontrolle des fünften SAR-Lupe-Satelliten liegt bis zur Übergabe
an die Bundeswehr in Händen des Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrums des DLR in
Oberpfaffenhofen, danach übernimmt es den Backup-Betrieb. Thomas Reiter,
DLR-Vorstand für Raumfahrtforschung und -entwicklung erläuterte: "Wir beim DLR
haben große Erfahrung in der Positionierung und Inbetriebnahme von Satelliten.
Unser Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen hat auch die Aufgaben bei den
fünf SAR-Lupe-Satelliten mit großem Einsatz erfolgreich gemeistert."
SAR-Lupe 5 komplettiert das erste satellitengestützte Aufklärungssystem
Deutschlands. Es besteht aus fünf baugleichen Kleinsatelliten und einer
Bodenanlage zur Satellitenkontrolle, zum Empfang und zur Verarbeitung der
Bilddaten. Für die OHB-System AG aus Bremen, die als Hauptauftragnehmer des
Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) das Gesamtsystem entwickelte
und dabei die Federführung über ein Konsortium bekannter europäischer
Raumfahrtunternehmen übernahm, findet mit diesem gelungenen Start ein
erfolgreiches Projekt seinen Abschluss. "Für OHB ist das ein ganz besonderer
Tag. Mit dem erfolgreichen Start des fünften Satelliten geht für unser Team ein
wichtiges Entwicklungs- und Integrationsprogramm zu Ende. In dieser Zeit konnten
wir unser technologisches Know-how eindrucksvoll unter Beweis stellen und haben
gezeigt, dass wir ein kompetenter und verlässlicher Partner der Bundeswehr sind,
" so Prof. Manfred Fuchs, Vorstandsvorsitzender der OHB-System AG.
Mit dem SAR-Lupe-System ist die Bundeswehr bereits seit Dezember 2007 in der
Lage, raumgestützt nahezu weltweit und unabhängig von Tageslicht und Wetter
Informationen in höchster Qualität zu gewinnen. Im Zuge des Projekts ESGA
(Europäisierung der satellitengestützten Aufklärung) wurden durch OHB die
technischen Voraussetzungen geschaffen, um Frankreich eine Mitnutzung des
deutschen Radarsystems zu ermöglichen. Deutschland erhält von Frankreich im
Gegenzug den Zugriff auf das optische Aufklärungssystem System HELIOS II.
Der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der
Streitkräftebasis, Vizeadmiral Wolfram Kühn, sagte anlässlich des geglückten
Starts: "Mit SAR-Lupe gewinnt die Bundeswehr und damit auch Deutschland
insgesamt eine völlig neue Qualität zur Unterstützung von Krisenfrüherkennung,
Krisenvorsorge und wirksamem Krisenmanagement. Der zeitgerechte und ungehinderte
Zugriff auf Satellitenbildmaterial hoher Auflösung trägt entscheidend zur
Verbesserung der Lagefeststellung und damit zur Verbesserung der nationalen
Urteils-, Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit bei."
Die Bodenstation der Bundeswehr in Gelsdorf bei Bonn verfolgt den Satelliten
parallel zu den Aktivitäten des DLR und übernimmt ihn dann etwa vier Wochen
später. Das SAR-Lupe-System wird seine volle Einsatzbereitschaft im Herbst
erreichen.
|